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20 Jahre Johannes-Rau-Stipendiatenprogramm

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Eine Broschüre des Pädagogischen Austauschdienstes. Kostenlos erhältlich im Webshop www.kmk-pad.org/shop

damit nicht nur

damit nicht nur zeitlich, sondern auch biografisch und familiengeschichtlich von der Geschichte der jeweiligen Länder getrennt. Warum sollten diese Menschen ein Interesse an einer Geschichte haben, die nicht die ihre ist? Warum sollte sich die heranwachsende Generation für eine in immer weitere Ferne rückende Vergangenheit interessieren? Versuche, das Vergessen zu befördern, hat es zu Genüge gegeben. Werte, Identität und kollektives Gedächtnis Doch »Schlussstrich-Debatten« finden heute in Deutschland nicht mehr oder allenfalls unter Extremisten statt, ohne dabei politische Breitenwirkung zu entfalten. Dennoch darf ein wieder anwachsender Antisemitismus nicht ignoriert werden. Das gilt auch für Ein- oder Zuwanderer. Zum Wunsch, in Deutschland zu leben, gehört nicht nur eine Anerkennung der Gesetze, sondern auch das Teilen der durch das kollektive Gedächtnis gestützten Werte. Die Kenntnis der Geschichte dient unmittelbar dem Verständnis der Gesellschaft, in der wir leben. Die Bekämpfung von allen Formen von Antisemitismus und die unverbrüchliche Anerkennung der Existenz Israels gehören zum zentralen, unhintergehbaren und nicht verhandelbaren Wertekonsens der deutschen Gesellschaft, der für die gesamte Bevölkerung Deutschlands Gültigkeit hat. Wer Teil dieser Gesellschaft sein und damit von den zahlreichen Errungenschaften dieser Gesellschaft profitieren möchte, muss auch diesen Konsens teilen. Historische, biografische oder geografische Distanz oder Nähe ändern daran nichts. Vielmehr sind die Lehren aus der Geschichte – hoffentlich – tief in die Gesellschaft und Politik eingeschrieben. Mehr noch: Die Kenntnis der Geschichte dient unmittelbar dem Verständnis der Gesellschaft, in der wir leben. In dieser Perspektive bedeutet Geschichte nicht nur Beschäftigung mit der Vergangenheit, sondern sie ist für das Verständnis der Gegenwart und die Gestaltung der Zukunft durch junge Menschen bedeutend. Trotz – oder wegen – der politischen Stabilität der Bundesrepublik hat sich Deutschland ebenso wie Israel in den letzten Jahrzehnten tiefgreifend verändert. Diesen Wandel selbst unmittelbar zu erleben und zu hinterfragen, welcher Umgang dabei mit Geschichte geübt wird, kann nur in direktem Kontakt geschehen. Dies gilt umso mehr für die junge Generation, die diesen Wandel und die Beziehungen weiterentwickeln kann. respective countries, not only chronologically but also biographically and by the histories of their families. Why should these people be interested in a history which is not theirs? Why should the young generation be interested in a past which is moving ever farther away? Of ten enough there have been attempts to support oblivion. Values, identity and collective memory However, in Germany today ‘debates on ringing down the curtain’ are no longer happening, or if, then among extremists, without any broad political appeal. Yet still, once again growing anti-Semitism must not be ignored. This holds also for immigrants. Connected to the desire to live in Germany is not only the recognition of laws but also sharing those values which are based on the collective memory. The fight against all kinds of anti-Semitism as well as the unshakable recognition of Israel's right to exist are crucial elements of the fundamental, ineluctable and non-negotiable consensus of values of German society, which is valid for Germany's entire population. Who wants to be part of this society and thus benefits from the many achievements of this society must also share this consensus. This is not changed by any historical, biographic or geographic distance or closeness. Rather, the lessons to be learned from history are – hopefully – deeply inscribed into society and politics. Even more: the knowledge of history serves immediately for understanding the society we live in. Seen this way, history is not only dealing with the past but it is also significant for the ways in which young people understand the presence and shape the future. Despite – or indeed because of – the political stability of the Federal Republic, both Germany and Israel have fundamentally changed over the past decades. Immediately experiencing this change and also questioning the way of dealing with history in this context is only possible by direct contact. This holds even more for the young generation which may further develop both this change and the relations between the two countries. Literaturempfehlungen Recommended reading Wolfgang Benz: Was ist Antisemitismus?, Bonn 2008 Dan Diner: Gegenläufige Gedächtnisse, Bonn 2020 Anita Haviv-Horiner: Grenzenlos? Deutsche in Israel – Israelis in Deutschland, Bonn 2016 Asher ben Natan / Nils Hansen (Hrsg.): Israel und Deutschland, Köln 2005 Amos Oz: Israel und Deutschland, Frankfurt am Main 2005 Lorenz Peif fer / Moshe Zimmermann: Emanuel Schaffer: Zwischen Fußball und Geschichtspolitik ‒ eine jüdische Trainerkarriere, Bielefeld 2021 Lorena de Vita: Israelpolitik 1949‒1969, Manchester 2020 Noam Zadof f: Geschichte Israels, München 2020 Moshe Zimmermann: Goliaths Falle, Berlin 2004 18

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