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Aktives Bürgertum durch eTwinning entwickeln.

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Welche Kompetenzen und Fähigkeiten sind Voraussetzung für aktive Bürgerschaft? Wie können durch eTwinning aktives Engagement und Teilhabe in Europa gefördert werden? Das 60-seitige eTwinning-Buch 2016 stellt beispielhafte Projekte aus ganz Europa vor, die sich über eTwinning mit Themen wie Werteerziehung, Frieden, Demokratie und Migration befasst haben. Lassen Sie sich inspirieren!

1. Überblick über das

1. Überblick über das Thema Digitale Bürgerschaft „Da die digitale Technik heutzutage eine Tatsache ist, die den Fluss des menschlichen Lebens diktiert, werden das Bewusstsein und die Sensibilität der jungen Generation eine Schlüsselrolle dabei spielen, ihre positiven, sinnvollen und guten Aspekte zu erkennen.“ Maja Abramič, NSS Slowenien Die digitale Welt und die Bürger Würden Sie sich selbst als digitalen Bürger bezeichnen? Die spontane Antwort auf diese Frage lautet bei vielen Menschen „Nein“. Wenn sie allerdings genauer darüber nachdenken und sich überlegen, wie sehr sie tatsächlich im täglichen Leben in die digitale Welt eingebunden sind, wieviel Zeit sie online verbringen, auf einem oder mehreren Geräten gleichzeitig, mit KollegInnen, Familie, Freunden, dann würden sich viele wohl doch als digitale Bürger bezeichnen. Wie sieht es mit SchülerInnen aus? Wir alle wissen, dass die Kinder und Jugendlichen von heute in einer Welt aufwachsen, in der sie ständig von Technik umgeben sind. Den meisten von uns wird auch das kontroverse Konzept der „Digital Natives“ etwas sagen, das Marc Prensky 1 geprägt hat, um den natürlichen Umgang der jungen Generation mit den neuen Technologien zu beschreiben. Im Gegensatz dazu nennt er die älteren Generationen „Digital Immigrants“. Sie haben erst zu einem späteren Zeitpunkt im Leben den Umgang mit diesen Technologien erlernt und werden immer einen „Akzent“ haben, während die Jungen sie „fließend“ beherrschen. Über diese Metapher und die Frage, inwieweit sie die Realität verzerrt wiedergibt, wurde viel geschrieben. Die Erhebung EU Kids Online unter europäischen Kindern im Alter von 9 bis 16 Jahren warnt davor, das Gerede von den Digital Natives verschleiere das Bedürfnis von Kindern, bei der Ausbildung digitaler Kompetenzen Unterstützung zu erfahren. 2 Kinder sind online: 93 % aller 5- bis 15-Jährigen im VK nutzten 2013 das Internet, bei den 5- bis 7-Jährigen waren es immerhin noch vier von fünf Kindern (82 %). Unabhängig vom Stand ihrer digitalen Fähigkeiten. Prenskys Metapher ist aber nichtsdestoweniger stark: Sie erkennt die digitale Welt als ein Land an, dessen Einwohner die Nutzer digitaler Medien sind. Allerdings unterschätzt sie einen der wichtigsten Aspekte dieser „neuen Welt“: Die Tatsache, dass keine – oder wenige – Grenzen vorgesehen sind, dass kein Pass notwendig ist und dass die Konzepte des „Ureinwohners“ und des „Einwanderers“ deshalb an der Sache vorbei gehen. Was bleibt von einem Land, das keine Grenzen hat? 1 Prensky, M. (2001). Digital Natives, Digital Immigrants. On the Horizon, 9(5) 2 Livingstone, S., Haddon, L., Görzig, A. und Ólafsson, K. (2011) EU Kids Online II, Schlussbericht. S. 42. 10

Wenn man versucht, digitale Bürgerschaft zu definieren, denkt man an drei Säulen: Zugehörigkeit, Engagement und Schutz. Digitale BürgerInnen gehören der digitalen Gesellschaft an. Sie verwenden Technologie, um sich in der Gesellschaft zu engagieren und mit ihr zu interagieren. Digitale Bürgerschaft versetzt Menschen in die Lage, die Vorteile der digitalen Technologien sicher und wirksam für sich zu nutzen. Hier gehöre ich hin Die digitale Gesellschaft bietet Möglichkeiten der Interaktion, zum Lernen, Arbeiten, Sein. BürgerInnen arbeiten dafür, zu einer Gesellschaft zu gehören und profitieren zugleich davon. Dasselbe gilt für digitale Bürger. Ein Großteil unserer Interaktion geschieht online 3 . Deshalb sind wir ebenso Teil einer digitalen Gesellschaft, wie wir ein Teil der (konkreten) Gesellschaft sind, in der wir leben. Jeder Mensch hat ein Zugehörigkeitsgefühl, und jeder Mensch braucht das Gefühl, irgendwo dazuzugehören. Das gilt um so mehr für junge Menschen, die ihre Persönlichkeitsmerkmale herausbilden, indem sie sich mit der Gruppe (und Gesellschaft) konfrontieren, zu der sie gehören. In der Verhandlung von Rechten und Pflichten, die mit dem Konzept der Bürgerschaft zwangsläufig einhergehen, sollte der Aspekt der Freude, ein wichtiger Teil des Zugehörigkeitsgefühls, nicht außer Acht gelassen werden. Wir genießen es, Teil der digitalen Gesellschaft zu sein, und unsere Verpflichtungen gegenüber dieser Gesellschaft sollten uns diese Freude, dazu zu gehören, nicht verderben. Die volle Teilhabe an einer digitalen Gesellschaft erfordert Zugang. Zugang war das erste Kriterium zur Erklärung der digitalen Kluft, eines Konzepts, das in den 1990er Jahren eingeführt wurde, um die Unterschiede in der digitalen Teilhabe zu benennen. 4 g zu Technologien in Europa ist fast gesättigt. Allerdings gibt es nach wie vor Hürden in Bezug auf den Zugang für benachteiligte Gruppen oder die Nutzung von Technologien im Haushalt. Beispielsweise sind Frauen, insbesondere Mütter, häufig die Letzten in der Familie, die Zugriff auf ein gemeinsames digitales Gerät erhalten und es nutzen. Man könnte sagen, da wo Virginia Woolf vor einem Jahrhundert für jede Frau „ein Zimmer für sich allein“ zum Lernen und zum Zugang zu Bildung forderte, wünschen wir uns heute ein Zimmer und ein digitales Gerät für uns allein. Die Frage, wie die Einzelnen sich als Mitglieder einer digitalen Gesellschaft verhalten, wird entscheidend sein für die Ausgestaltung der digitalen Umwelt, zu der wir alle gehören. Ich bin dabei In Europa führen 77 % der BürgerInnen 5 und 75 % der Kinder 6 Online-Aktivitäten durch. Die Teilhabe an der digitalen Welt ist, wie wir bereits gesehen haben, nicht länger eine Frage von „haben“ oder „nicht haben“, sondern eher eine Frage von „können“ oder „nicht können“. Digitale Teilhabe hängt von Zugang und Nutzung, in einem noch viel größeren Maße jedoch auch von unserer Haltung ab. Teilhabe kann vieles bedeuten, vom heimlichen Zuschauen bis zu einem aktiven Eintreten und Verteidigen. Sie können teilhaben, indem Sie einfach im Net surfen, oder Sie können Ihre Stimme erheben (und sich Gehör verschaffen). 3 https://www.iste.org/explore/articleDetail?articleid=242 4 Irving, L., et al. (1999). Falling through the Net. Washington, DC, US Deps of Commerce. 5 Eurostat-Daten für 2013. 6 Livingstone, S., Haddon, L., Görzig, A. und Ólafsson, K. (2009) EU Kids Online, Schlussbericht. 11

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