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Austausch bildet 2015

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In der zweiten Ausgabe 2015 lesen Sie im Schwerpunkt "Austausch mit Afrika" Beiträge über Erfahrungen aus der Bildungszusammenarbeit mit afrikanischen Staaten. Weitere Themen sind u. a. der Schüleraustausch über Erasmus+, ökonomische Bildung mit eTwinning und der interkulturelle Austausch mit China.

31 Forum austausch

31 Forum austausch bildet Den meisten Lehrerinnen und Lehrern ist, wie sich immer wieder zeigt, der politische Aspekt von internationalen Programmen zum Beispiel im Rahmen von PASCH oder Erasmus+, nicht bewusst. Ist es schon schwierig genug, das Bewusstsein dafür zu wecken, dass die oben beschriebenen Maßnahmen in einem politischen Kontext und mit politischen Zielen stattfinden, ist es noch viel schwieriger, dafür zu werben, die Potenziale politischer Bildung, die internationalen Schulbegegnungen innewohnen, zu befördern. Dies ist sicher auch damit zu erklären, dass »Politik« nicht nur bei Schülerinnen und Schülern, sondern auch bei vielen Lehrerinnen und Lehrern eine zunehmend negative Konnotation hat. Dabei ist mit politischer Bildung mehr gemeint als nur die Vermittlung von politischem Wissen (vgl. Ballhausen/Feldmann-Wojtachnia 2014). Es geht vielmehr darum, internationale Begegnungen von Schülerinnen und Schülern gezielt dafür zu nutzen, politische und gesellschaftliche Kompetenzen zu entwickeln. Eine grundsätzliche Schwierigkeit stellt vor allem die Heterogenität der Zielgruppe dar, die angesprochen werden soll. So sind Lehrerinnen und Lehrer der historisch-politischen Fächer sicher leichter davon zu überzeugen, dass Austauschbegegnungen eine politische Dimension haben und diese genutzt werden können, um die oben beschriebenen Kompetenzen im Sinn politischer Bildung zu vermitteln. Bei der Gruppe der Fremdsprachenlehrerinnen und Fremdsprachenlehrer, die traditionell im internationalen Bereich häufiger vertreten ist, stellt sich dies als größere Herausforderung dar. Wie kann die politische Dimension gestärkt werden? Da Lehrkräfte internationale Schulprogramme bisher in der Regel ohne entsprechende Ausbildung und meist auch ohne Verankerung dieser Aktivitäten im Schulprofil durchführen, käme es zunächst darauf an, die fachlichen und schulorganisatorischen Voraussetzungen zu schaffen bzw. zu verbessern. In Ermangelung dieser Grundlagen ist es schwierig, den Stellenwert internationaler schulischer Begegnungen und deren qualitative Standards zu verändern. Im Jahr 2013 veranstaltete der PAD gemeinsam mit dem Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW), dem Deutsch-Polnischen Jugendwerk (DPJW), der Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch (DRJA) und dem Koordinierungszentrum Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch (TANDEM) das Zukunftsforum »Austausch macht Schule«. Die Diskussionen dieser Veranstaltung wurden in zehn Thesen zusammengefasst. Eine der zentralen Thesen lautet: Internationaler Austausch soll selbstverständlicher Teil schulischer Bildung sein. Um dies zu erreichen, müssten Austauschprojekte in den Schulen besser verankert werden. Zugleich müssten sie zum Gegenstand von Modulen in der Aus- und Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern werden. Solche Maßnahmen können allerdings nur die Grundlagen schaffen, damit internationaler Schulaustausch nicht wie bisher lediglich beliebiges Beiwerk bleibt, sondern als wesentliches Element einer Schule angesehen wird, die Schülerinnen und Schüler für das Leben in einer zunehmend international vernetzten Welt vorbereitet. Um dies zu erreichen, dürfte internationaler schulischer Austausch auch nicht auf einen Teil der Schülerinnen und Schüler, meist an Gymnasien, beschränkt bleiben, sondern es müssten Schülerinnen und Schüler aller Schularten einbezogen werden. Deshalb hat die nordrhein-westfälische Schulministerin Sylvia Löhrmann anlässlich des 60-jährigen Jubiläums des PAD im Jahr 2012 den Anspruch formuliert, dass jede Schülerin und jeder Schüler in ihrem Schulleben zumindest einmal an einem internationalen Programm teilnehmen sollte. Über eine in Gang kommende inhaltliche und fachliche Auseinandersetzung darüber, wie gelingender Schulaustausch gestaltet werden kann, sollte auch die politische Dimension zunehmend in den Blick genommen werden. Ansätze dafür waren bei der Fachtagung »Die internationale Dimension in der Lehrerbildung – Impulse aus dem internationalen Schulaustausch« zu erkennen, die der PAD im Mai 2015 in Bonn veranstaltet hat (Pädagogischer Austauschdienst 2015). Vertreterinnen und Vertreter der Zentren für Lehrerbildung mehrerer Universitäten präsentierten hier Beispiele dafür, wie »Mobilitätsfenster« in die gestuften Lehramtsstudiengänge eingebaut werden können, um Studierenden Auslandserfahrungen zu ermöglichen. Das Zentrum für Lehrerinnen- und Lehrerbildung der Universität Köln stellte vor, wie Praktika für Lehramtsstudierende in China, Ghana, Indien und Uganda organisiert und mit umfangreicher Vor- und Nachbereitung (selbst-) kritische Haltungen vermittelt werden, die für den Umgang mit Diversität sensibilisieren (vgl. Glutsch/ Massumi 2015). Auch das vom Pädagogischen Institut der Landeshauptstadt München angebotene interkulturelle Trainingsseminar »Going Ahead with Euro-Med« für Lehrkräfte, die im schulischen Austausch tätig sind, zeigt einen vielversprechenden Weg, wie die Aufmerksamkeit auf vielfältige Differenzlinien im Sinn eines Diversitätsansatzes gelenkt werden kann, um zu vermeiden, Stereotype zu verfestigen oder neue zu schaffen (vgl. Pädagogisches Institut 2015). Dass damit der Blick auf Diversität nicht nur im internationalen Zusammenhang, sondern auch in den Klassenzimmern der eigenen Schule gelenkt werden kann, ist weiterer Anlass, um Literatur und Internetquellen Ballhausen, Ulrich/Feldmann-Wojtachnia, Eva: Politische Dimension und Politische Bildung in der internationalen Jugendarbeit aus dem Blickwinkel der Praxis. In: IJAB (Hrsg.): Innovationsforum Jugend global. Politische Dimension in der Internationalen Jugendarbeit, Bonn 2014, S. 27–28. Deutscher Bundestag: 18. Bericht der Bundesregierung. Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik (Drucksache 18/5057 vom 29. Mai 2015). Glutsch, Nina/Massumi, Mona: Begleitung des Berufsfeldpraktikums im Ausland vor dem Hintergrund einer rassismuskritischen Perspektive (Praxisphasen innovativ – Konzepte für die LehrerInnenbildung, Bd 1.), hrsg. vom Zentrum für LehrerInnenbildung (ZfL) Universität zu Köln 2015. http://zfl.uni-koeln.de/pp-innovativ.html [22. Mai 2015]. Kultusministerkonferenz: Europabildung in der Schule. Empfehlung der Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 8. Mai 1978 in der Fassung vom 5. Mai 2008). Kultusministerkonferenz: Erinnern für die Zukunft. Empfehlung zur Erinnerungskultur als Gegenstand historisch-politischer Bildung in der Schule (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 11. Dezember 2014). politische Fragen zu erörtern und damit politische Bildung zu betreiben. Es bleibt also abzuwarten, ob die hier erwähnten Beispiele Nachahmung finden und den Beginn einer Entwicklung markieren, mit der die vielfältigen Potenziale internationaler Schulbegegnungen erkannt und für die Erweiterung politischer Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler und der Lehrerinnen und Lehrer genützt werden. Löhrmann, Sylvia: Internationaler Schulaustausch: Gestern, heute – und morgen?! Rede zur Eröffnung der Fachtagung »Unterwegs in die Zukunft« anlässlich des 60-jährigen Bestehens des PAD am 22. November 2012. www.kmk-pad.org. Pädagogischer Austauschdienst: »Die internationale Dimension in der Lehrerbildung – Impulse aus dem internationalen Schulaustausch«. www.kmk-pad.org/service/doku/ pad-fachtagung-lehrerbildung.html. Pädagogisches Institut: »Going ahead with Euro-Med«-Documentation. Intercultural Training Seminar for Teachers involved in Student Exchanges. www.pi-muenchen.de [20. Mai 2015]. Thimmel, Andreas: Politische Dimension im Kontext Internationaler Jugendarbeit. In: IJAB (Hrsg.): Innovationsforum Jugend global. Politische Dimension in der Internationalen Jugendarbeit, Bonn 2014, S. 6–13. Thimmel, Andreas: Pädagogik der Internationalen Jugendarbeit. Geschichte, Praxis und Konzepte des Interkulturellen Lernens. Schwalbach/Ts. 2001. 30

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