Schwerpunkt »Von COMENIUS zu Erasmus+« 19 5 jahre etwinning-plus Einfach in Kontakt kommen Armenien ist einer der sechs Staaten, aus denen Schulen seit 2013 an eTwinning teilnehmen können. Die Lehrkräfte setzen große Hoffnungen auf die Zusammenarbeit mit anderen Schulen in Europa. von werner dietsche, graf-soden-realschule friedrichshafen austausch bildet « H allo Radio Eriwan! Ich hätte eine Frage …« Wer kennt sie nicht, diese Kalauer aus Armenien. Und die 56 Teilnehmer eines eTwinning-Kontaktseminars hatten viele Fragen, denn nur wenige kannten das kleine Land im Kaukasus aus eigener Erfahrung. Rund drei Millionen Menschen leben hier, davon allein 1,2 Millionen in der Hauptstadt. Viele Armenier leiden unter der geografischen Isolation. Die Grenze zur Türkei ist schon lange geschlossen, ebenso die Grenze zu Aserbaidschan seit dem Konflikt um die Region Bergkarabach. Offene Landwege gibt es derzeit nur über Georgien und den Iran – eine Situation, die das Gefühl der Eingeschlossenheit vermittelt. Da die wirtschaftliche Entwicklung kaum Perspektiven bietet, verlassen vor allem junge, gut ausgebildete Menschen das Land in Scharen. Umso mehr soll eine qualitativ hochwertige Bildung diesem Aderlass entgegenwirken. »Why do 10 000 people leave Armenia every year? We are looking for 3 000 IT-specialists!« steht auf einem riesigen Werbeschild, mit dem Gäste auf dem Flughafen der Hauptstadt begrüßt werden. Genau hier beginnt eTwinning. Die armenischen Kolleginnen und Kollegen setzen große Hoffnungen auf die Zusammenarbeit mit Schulen in Europa. Sie wollen von ihnen lernen, sich aber auch mit ihnen messen und eigene Ideen und Erfahrungen einbringen. Der Wille, durch europäische Kooperationen die Isolation zu überwinden, war bei den armenischen Lehrkräften deutlich spürbar. Zwar ist ihnen bewusst, dass eTwinning den Austausch auf eine virtuelle Plattform beschränkt. Dennoch wollen sie ihren Schülerinnen und Schülern solche europäischen Projekte ermöglichen. Sie versprechen sich davon nicht nur einen immensen Motivationsschub vor allem im Fremdsprachenunterricht, sondern auch einen interkulturellen Austausch, der Einblicke in andere Kulturen und Bildungssysteme vermittelt. eTwinning als Schlüssel zu Europa Für die armenischen Kolleginnen und Kollegen vor allem aus Dörfern und Kleinstädten weitab der Metropole ist eTwinning ein Schlüssel zu Europa und zur Welt. Gerade an diesen Schulen, die sonst im Schatten der Hauptstadt stehen, spielen solche Projekte eine wichtige Rolle. eTwinning verhilft ihnen zu einem enormen Imagegewinn. So bleibt zu hoffen, dass die vielversprechenden Ideen, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Armenien, Frankreich, Italien, Litauen, Österreich, der Slowakei und Deutschland an drei arbeitsreichen Tagen entwickelt haben, in konkrete Projekte münden – und möglicherweise auch zu Begegnungen führen, die etwa im Rahmen der Initiative »Schulen: Partner der Zukunft« (PASCH) gefördert werden. Mein persönliches Fazit lautet deshalb: Der Besuch hat sich gelohnt, auch wenn es noch einige »Baustellen« gibt. — Der Autor hat 2016 an einem eTwinning-Seminar in Armenien teilgenommen. Über eTwinning Plus Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Moldau, die Ukraine und Tunesien: Lehrkräfte aus diesen sechs Ländern können seit 2013 an eTwinning teilnehmen. Inzwischen sind über 1 200 Schulen registriert und arbeiten an fast 1 400 laufenden eTwinning-Projekten mit. Schulen in Deutschland können Lehrkräfte aus diesen eTwinning-Plus-Ländern in ein bestehendes Projekt einladen oder mit einer Lehrkraft ein neues Projekt starten. In ihrem persönlichen Profil in eTwinning Live sollten sie dazu bei »Meine Interessen« anklicken, dass Sie für ein eTwinning- Plus-Projekt zur Verfügung stehen. Weitere Informationen über die eTwinning-Plus-Länder: www.kmk-pad.org/etplus 18
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