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Austausch bildet – Dezember 2018

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Schule und Unterricht sollen junge Menschen dazu befähigen, eine demokratische Gesellschaft mitzugestalten. "Demokratische Bildung fördern" - das ist im Rahmen von internationalen Austauschprojekten im Schulbereich möglich. Die Dezember-Ausgabe stellt gelungene Beispiele aus dem Bereich Erasmus+, eTwinning, PASCH und dem Weiterbildungsprogramm vor. Ein zweiter Schwerpunkt sind Zahlen und Hintergründe zum deutsch-französischen Austausch. Erfahrungen aus Deutschland Plus, dem Programm für Fremdsprachenassistenz und die Geschichte einer langjährigen GAPP-Schulpartnerschaft zwischen Saarland und Iowa runden das Heft ab.

Schwerpunkt

Schwerpunkt »Demokratische Bildung« 13 austausch bildet »Wir lernen Deutsch«: An der Schule 14 in Erdenet bereitet Chantsal Umdeleg (Mitte) die Schülerinnen und Schüler auf das Deutsche Sprachdiplom (DSD) der Kultusministerkonferenz vor. Was ist eine Wahlurne? Die Lehrerin beschloss deshalb, ihr Unterrichtsprojekt, das im Weiterbildungsprogramm vorgesehen ist, zum Thema »Landtagswahl 2017 in NRW« durchzuführen. »Das war sehr ambitioniert. Weil ich aber selbst an Politik interessiert bin, ist mir das nicht zu schwer gefallen«, sagt sie. Für das Projekt wählte sie die Schülerinnen und Schüler einer der Eingangsklassen aus. Bei der Vorbereitung und Durchführung unterstützte sie der Klassenlehrer, der auch Politik unterrichtet. In vier Doppelstunden erarbeitete Chantsal Umdeleg mit den Fünftklässlern zunächst knifflige Fachbegriffe wie »Bundesland«, »Landtag« oder »Wahlurne«. Die Schülerinnen und Schüler malten das NRW-Landeswappen und die Logos der verschiedenen Parteien mit Buntstiften aus, sammelten Informationen im Internet, erstellten Vergleichsdiagramme und verfassten einen Brief an den Landtag in Düsseldorf. Große Unterstützung erfuhr die Gastlehrerin auch durch das Kollegium: »Der Mann einer Kollegin ist Abgeordneter. Sie hat mir fast jeden Tag neue Informationen und Kopien von Zeitungsberichten gegeben. Am Ende hat sie mir dann geholfen, mit meiner Klasse einen Besuch im Landtag zu organisieren.« Zum krönenden Abschluss der Projektarbeit konnten die Fünftklässler damit selbst in die Rolle von Landtagsabgeordneten schlüpfen und bei einer fiktiven Plenarsitzung über eine Verlängerung der Schulferien diskutieren. Für die Schülerinnen und Schüler an der Schule 14 in Erdenet, wo Chantsal Umdeleg seit ihrer Rückkehr im Februar 2018 wieder unterrichtet, wäre das kein Thema: Über zu kurze Sommerferien kann dort niemand klagen. Die Schulen bleiben dort von Juni bis September geschlossen, damit die Kinder während der Sommermonate bei ihren Familien leben können. Etwa ein Drittel der Bevölkerung sind Nomaden. Um am Unterricht teilnehmen zu können, müssen sie deshalb oft zu Verwandten in eine größere Stadt ziehen. Deutsch als Fremdsprache wird hier erst seit fünf Jahren unterrichtet, in jeweils einer Klasse pro Jahrgang. Unterstützung bekommen die mongolischen Lehrkräfte dabei durch junge Muttersprachler aus Deutschland, die mit dem Freiwilligendienst kulturweit nach Erdenet kommen. Um in die Deutschklasse aufgenommen zu werden, müssen die mongolischen Schülerinnen und Schüler eine besondere Prüfung ablegen. Aber die Motivation ist hoch, erklärt Chantal Umdeleg: »Viele Jugendliche möchten nach der Schule in Deutschland ein Ingenieursstudium machen.« Denn der wichtigste Arbeitgeber der Region ist ein Unternehmen, das hier eine der größten Kupferminen der Welt betreibt und entsprechend qualifizierte Fachkräfte benötigt. Kulturschock im Lehrerzimmer Politik spielt im Alltag ihrer Schüler und Schülerinnen dennoch eine Rolle, hat Chantsal Umdeleg festgestellt: »Viele sind am Geschehen interessiert und möchten wissen, welche neuen Gesetze von der Regierung beschlossen werden und was los ist. Wenn die Regierung gut arbeiten würde, dann könnten wir das reichste Land der Welt sein«, sagt sie. Umso mehr weiß sie die offene Gesprächsatmosphäre, die sie in Windeck und im Austausch mit den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Weiterbildungsprogramms kennengelernt hat, zu schätzen: »Ich stelle seit meiner Rückkehr viel mehr Fragen und sage oft, dass etwas so nicht ginge. Mein Kollegium hat sich anfangs sehr darüber gewundert. Ich bin fast zu einer Berufskritikerin geworden.« Im Schuljahr 2018/19 möchte sie deshalb mit einer ihrer mongolischen Klassen ein Projekt starten, bei dem sie auf ihre Erfahrungen aus dem Weiterbildungsprogramm zurückgreifen kann: »Wir können zum Beispiel das Rathaus in Erdenet besuchen und die Arbeit der Parteien und Verwaltungen vergleichen: Was ist anders? Wie ist es in Deutschland, wie ist es bei uns? Ich glaube, das wird sehr interessant«, ist sie überzeugt. Mehr Informationen über die Schule 14 in Erdenet gibt es auf der Website der Initiative »Schulen: Partner der Zukunft« www.pasch-net.de schulen: partner der zukunft Spurensuche zum Schülerprotest Die Hautfarbe entscheidet über meine Rechte als Bürger? Und ein Gesetz schreibt vor, welchen Bildungsweg ich einschlagen darf? Was in Europa kaum denkbar erscheint, war im System der Apartheid in Südafrika viele Jahre Realität. In einem Austauschprojekt begaben sich Schülergruppen aus Wangen und Johannesburg auf Spurensuche. von martin finkenberger, pad H ilfe suchend läuft der kräftige Mann den staubigen Weg entlang. In seinen Armen trägt er einen leblosen Körper. Rechts neben ihm geht ein junges Mädchen, dem die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben steht: Das Bild, das der südafrikanische Fotograf Sam Nzima am 16. Juni 1976 in Soweto eingefangen hat, ging um die Welt und wird auch heute noch immer wieder reproduziert. Es symbolisiert das tödliche Ende einer zunächst friedlichen Schülerdemonstration, die sich gegen Afrikaans als Pflichtsprache im Unterricht auflehnte und landesweite Proteste gegen die Politik der Apartheid auslöste. Rund 300 Jugendliche kamen in diesen Tagen ums Leben unter ihnen Hector Pieterson, den das Bild zeigt. Das junge Mädchen ist Antoinette Sithole, seine damals 16-jährige Schwester. An die Schülerproteste vor mehr als 40 Jahren erinnern heute ein Mahnmal und ein kleines Museum. Als Zeitzeugin ist dort auch Antoinette Sithole regelmäßig im Gespräch mit Besuchergruppen anzutreffen, die mehr über die Hintergründe der damaligen Ereignisse wissen wollen. »Für unsere Schülerinnen und Schüler ist es beeindruckend, dass sie hier mit jemandem sprechen, den sie von einem historischen Bild kennen«, sagt Petra Stüber. Die 46-Jährige unterrichtet Englisch und Mathematik am Rupert-Neß-Gymnasium in Wangen im Allgäu > 12

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