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Austausch bildet - Dezember 2021

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Das Magazin „Austausch bildet“ des PAD veröffentlicht Beiträge zur Praxis im internationalen Schulaustausch. "Inklusion, Teilhabe, Vielfalt" lautet das Motto der Dezemberausgabe, die zeigt, wie Schulen und Kitas europäischen Austausch inklusiver gestalten und an Erfahrungen anderer Schulen in Europa teilhaben können. Sie können das Heft kostenlos im PAD-Webshop bestellen oder abonnieren. www.kmk-pad.org/shop

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schulen: partner der zukunft »Wow, Senegal« Als Marc Ginolas kurz vor seinem Abitur an einer Schulbegegnung im Senegal teilnahm, eröffneten sich dadurch viele neue Perspektiven für ihn. Inzwischen studiert er Regie an einer Filmhochschule – und möchte Jugendliche bei ihrem Austausch mit einem Dokumentarfilm begleiten. An der Begegnung waren drei Schulen aus dem Netzwerk der Initiative »Schulen: Partner der Zukunft« (PASCH) beteiligt. So waren die Jugendlichen aus Osterode auf der Insel im »Maison d’Education Mariama Bâ« zu Gast, einem Mädcheninternat, an dem Deutsch als zweite Fremdsprache unterrichtet wird. Als dritte Gruppe nahmen Schüler der »Prytanée Militaire Charles N’Tchoréré de Saint-Louis« teil, einer Kadettenschule an der Küste Senegals, die ebenfalls zum PASCH-Netzwerk gehört. Mit ihren Instrumenten sollten die Jugendlichen gemeinsam deutsche Klassiker und Lieder wie »Mackie Messer« aus Brechts Dreigroschenoper einstudieren und diese mit afrikanischen Rhythmen kombinieren. »Das war komplex und anspruchsvoll«, erinnert sich Marc Ginolas, der selbst Bass und Gitarre spielt. Obgleich die ambitionierten Pläne für die abschließende Aufführung, zu der sich auch der deutsche Botschafter angekündigt hatte, musikalisch nicht vollständig umgesetzt werden konnten, erinnert er sich gerne an den Aus- » von maria birkmeir, pad B ei allen Vorstellungsgesprächen kam das immer zur Sprache – und es kam immer gut an«, erzählt Marc Ginolas. Der 23-Jährige studiert Spielfilmregiean der renommierten Hochschule für Fernsehen und Film in München. Er stammt aus der Kleinstadt Osterode am Harz (Niedersachsen) und hat »eigentlich einen langweiligen Lebenslauf«, wie er selbst sagt. Umso mehr Aufmerksamkeit verursachte in Bewerbungsgesprächen ein Projekt, an dem er kurz vor seinem Abitur beteiligt war: Gemein- sam mit weiteren Schülerinnen und Schülern des Tilmann-Riemenschneider-Gymnasiums nahm er an einer Begegnung mit senegalesischen Jugendlichen auf der kleinen Insel Gorée vor Dakar teil. Im Mittelpunkt stand das gemeinsame Musizieren, eine seiner Leidenschaften: »Ein Kumpel, mit dem ich damals in einer Band gespielt habe, erzählte mir davon. Ich hatte sofort Lust darauf und dachte mir: Wow, Senegal!« Marc Ginolas wandte sich an Tobias Rusteberg, der das Projekt an der Schule koordinierte – und durfte sich der deutschen Gruppe als Einziger ohne Französischkenntnisse anschließen. Musikalischer Austausch auf der Insel Gorée austausch bildet 36

Erfahrungen 37 tausch: »Die Gruppendynamik war sehr angenehm und wir hatten eine großartige Zeit zusammen.« Nach dem gemeinsamen Musizieren spielten die Schülerinnen und Schüler abends noch Basketball, oft bis zum Sonnenuntergang. Auf dem Weg zu Traumberuf Seine Eindrücke hielt der damals 18-Jährige mit der Spiegelreflexkamera fest: »Ich habe eigentlich die ganze Zeit gefilmt und ohne Plan alles aufgenommen. Heute würde ich es sicher anders angehen, aber ich bin sehr dankbar dafür, dass ich mir die Reise quasi visuell gesichert habe.« Schon damals hatte Marc Ginolas einen klaren Berufswunsch: Regisseur. Tatsächlich bekam er nach dem Abitur einen der begehrten Ausbildungsplätze als »Mediengestalter Bild und Ton« beim ZDF in Mainz – nicht zuletzt deshalb, weil er als Arbeitsprobe den selbst gedrehten Film von der Begegnung im Senegal einreichen konnte. Die Ausbildung schloss Marc Ginolas 2019 als Jahrgangsbester ab und schaffte es damit, für das Studium in München angenommen zu werden. Mit Tobias Rusteberg steht er noch immer freundschaftlich in Kontakt. So reifte der Plan heran, den deutsch-senegalesischen Schulaustausch einmal filmisch zu begleiten. Aufgrund der Pandemie konnten zwar in den vergangenen Monaten keine Besuche stattfinden. Marc Ginolas hat allerdings die Zeit genutzt, um ein Konzept zu entwickeln. Seit seinem Besuch im Senegal hat er sich intensiv mit Postkolonialismus und der medialen Darstellung von Menschen und Staaten in Afrika beschäftigt. »In vielen Dokumentarfilmen und Fernsehbeiträgen wird noch immer ein eurozentrischer Blick eingenommen. Das darf auf keinen Fall sein. Ich möchte keinen Film machen, der die Begegnung von außen zeigt, sondern ich bin auf der Suche nach einer möglichst authentischen Innenperspektive«, sagt er. Um dies zu erreichen, will der junge Regisseur die Erfahrungen einzelner Schülerinnen und Schüler aus Deutschlandund dem Senegal festhalten. Als Vorbereitung dafür plant er jeweils einen Workshop in beiden Ländern. »Am natürlichsten ist es, wenn die Protagonistinnen und Protagonisten sich selbst filmen und aus sich heraus erzählen.« Marc Ginolas möchte die Schülerinnen und Schüler deshalb ermuntern, gerade auch schwierige Momente in einer Art Videotagebuch festzuhalten: »Das sind die Situationen, die durch die Anwesenheit einer Kamera eigentlich zwangsläufig verändert und verzerrt werden würden.« Als Ergebnis plant er keinen klassischen Dokumentarfilm, sondern mehrere Kurzclips, die beispielsweise auf YouTube oder bei Instagram gesehen werden können. Dort sieht er auch eher die Möglichkeit, junge Menschen dafür zu gewinnen, selbst an einem solchen Austausch teilzunehmen. »Ich bin noch in Kontakt mit ehemaligen Mitschülern, die sich mit Begeisterung an ihren Austausch erinnern. Wir alle hatten vorher Ängste und Fragen und haben einen gewissen Kulturschock erlebt. Aber am Ende sind es ähnliche Situationen, welche die deutschen und senegalesischen Jugendlichen erleben.« Zur Person Marc Ginolas, Jahrgang 1997, studiert seit 2019 Regie an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. Deutsche Schulen im PASCH-Netzwerk Das Tilman-Riemenschneider-Gymnasium in Osterrode am Harz ist eine von mehr als 100 PASCH-Schulen in Deutschland, die dem weltweiten Netzwerk angehören. Seit fast 10 Jahren besteht eine Partnerschaft mit dem senegalesischen Lycée Valdiodio NDiaye in Kaolack. Der Austausch wird durch den PAD im Rahmen der PASCH-Initiative aus Mitteln des Auswärtigen Amts gefördert. Weitere Informationen www.kmk-pad.org/pasch

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