Erfahrungen 25 schulen: partner der zukunft »Ich habe das Beste aus beiden Welten gefunden« Dhruv Khattar studiert Bildungswissenschaft in Freiburg. Die deutsche Sprache und das PASCH-Netzwerk spielen in seiner eigenen Bildungsbiografie eine wichtige Rolle. Neu-Delhi Erfahrungen und half unter anderem bei der Organisation eines deutschsprachigen Filmfestivals. Das verstärkte sein Interesse an Deutschland, sodass er sich schließlich für einen Platz am Studienkolleg in Heidelberg bewarb, welches er ein Jahr lang besuchte. Die anschließende Entscheidung für ein Studienfach führte ihn in den Schwarzwald: »Ich möchte zwar im Bildungsbereich arbeiten und Projekte umsetzen, aber nicht zwingend Lehrer werden«, erläutert er seine Pläne. Weil es in Indien für einen solchen Berufswunsch aber keine Studienmöglichkeiten gibt, schien ihm das Angebot in Freiburg vielversprechend. Studium im Schwarzwald austausch bildet von maria birkmeir, pad I n einer anderen Sprache denken und sich in unterschiedlichen Kulturen sicher bewegen, ist für Dhruv Khattar kein Problem: »Ich lebe zwei Leben. Ich selbst merke das meistens nicht, weil ich sehr anpassungsfähig bin. Aber hier bin ich ganz anders als in Indien«, sagt er über sich selbst. Der 23-jährige Student ist Alumnus der Ahlcon International School in Neu-Delhi, eine der ersten Schulen in Indien, die in das PASCH-Netzwerk aufgenommen wurde. Das Motto seiner ehemaligen Schule trifft bei ihm auf besondere Weise zu: »Globale Perspektive, indische Werte«, lautet es. Und Dhruv Khattar lebt es. Als die Ahlcon International School im Jahr 2001 gegründete wurde, gehörte er zu den ersten Schülern des Instituts. Die Einführung und Weiterentwicklung des Deutschschwerpunkts an der Schule hat er deshalb selbst miterlebt. Heute studiert er an der Universität Freiburg im Masterstudium »Bildungswissenschaft – Lehren und Lernen«. Dass Deutschland einmal so eine große Rolle in seinem Leben spielen würde, war für den jungen Inder kaum vorhersehbar: »Wir hatten damals an der Schule zwei Optionen bei der Wahl einer weiteren Fremdsprache: Sanskrit oder Deutsch«, erzählt er. Weil sein Hindi immer schon »ziemlich schlecht« gewesen sei, habe er sich lieber für Deutsch entschieden. »Das haben damals in Delhi und überhaupt in Indien nur wenige Leute gelernt. Ich kann mich daran erinnern, dass mein erstes deutsches Schulbuch sehr alt und noch in schwarz-weiß war. Aber im Jahr darauf wurden wir PASCH-Schule. Daraufhin bekamen wir einen neuen Lehrplan und es gab neue Bücher.« Kulturschock in Köln Die Schülerinnen und Schüler der Deutschklasse waren die erste Gruppe an der Ahlcon International School, die überhaupt an einem internationalen Schüleraustausch teilnahm. Gemeinsam mit seiner Lehrerin und einer Gruppe von Mitschülerinnen und Mitschülern besuchte Dhruv Khattar 2011 im Rahmen eines Austauschprojekts, das der PAD finanziell unterstützt hatte, die Europaschule Köln. »Das war eine coole Erfahrung, eine Mischung aus allem, ein Kulturschock. Man erlebt eine andere Welt, lebt in einer Gastfamilie, schmeckt anderes Essen – alles war zunächst ungewohnt«, erinnert er sich. »Wir mussten zum Beispiel keine Schuluniform tragen. Am ersten Tag fand ich das super. Am zweiten Tag aber war ich schon im Stress, weil ich mich nicht entscheiden konnte, welche Schuhe und welchen Pullover ich anziehen sollte.« Die Partnerschaft zwischen den beiden Schulen besteht noch immer – und findet in Dhruv Khattar einen überzeugten Botschaf- ter. Wann immer möglich, nimmt er deshalb an Infoveranstaltungen teil, um indischen Eltern das Konzept »Schüleraustausch« anhand seiner eigenen Erlebnisse zu erklären. Das gilt auch für die Jugendkurse, die PASCH anbietet. Dhruv Khattar war einer der ersten Teilnehmer aus Indien und lernte dabei andere junge Deutschlernende kennen. »Dank PASCH habe ich Freundschaften weltweit geknüpft, beispielsweise in Polen, Mexiko oder den USA. Mit den meisten halte ich natürlich in deutscher Sprache Kontakt«, sagt er. Als erster Schüler der Ahlcon International School belegte er zudem Deutsch als Nebenfach in der Oberstufe. Nebenbei fing er an, an Wochenenden Kindern Nachhilfe in der Fremdsprache zu geben. »Das war spannend und hat mich motiviert, in die Bildungsbranche zu gehen. Gerade durch die Nachhilfe konnte ich Lernvorgänge besser verstehen. Als Lernender kann man nicht beobachten, was man tut. Aber wenn man sieht, wie andere Schüler lernen, dann schon.« Nach seinem Schulabschluss sammelte Dhruv Khattar zunächst während eines Praktikums am Goethe-Institut in Acht Semester hat Dhruv Khattar dort inzwischen studiert – und fühlt sich sehr wohl. Er arbeitet als studentische Hilfskraft an der Universität, hat sein Lieblingscafé gefunden und darf als Stammkunde im Kopierladen schon mal ein paar Seiten gratis ausdrucken. »Ich habe das Beste aus beiden Welten gefunden«, sagt er. Natürlich gibt es auch manches, was er vermisst. Das indische Essen gehört dazu. Und an die Witterung im Winter musste er sich erst gewöhnen. »Es ist kalt, alles ist grau und mir fehlen die Farben. Dafür ist Neu-Delhi megahektisch. Wenn ich zurückkomme, genieße ich die Ruhe in Freiburg. Aber die Hauptsache ist: Ich habe gute Freunde hier und kann hier gut leben.« Um anderen internationalen Studierenden den Start ins Studium in Deutschland zu erleichtern, engagiert sich Dhruv Khattar im PASCH-Mentoring-Programm an seiner Universität. Wie es für ihn selbst nach dem Master weitergeht, hat er noch nicht im Detail geplant. Eines aber steht bereits fest: »Ich möchte etwas mit Bildung zu tun haben.« Weitere Informationen Mehr über Dhruv Khattar erfahren Sie unter www.pasch-net.de/de/alu/ aap/19368032.html. Die Schule stellt sich vor unter www.pasch-net.de/de/par/spo/asi/ ini/3342578.html. 24
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