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Austausch bildet - Juni 2021

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Das Magazin „Austausch bildet“ des PAD veröffentlicht Beiträge zur Praxis im internationalen Schulaustausch. "Das Plus für Schulen" lautet das Motto der Juniausgabe, die zeigt, welche Erfahrungen Schulen und Kitas mit dem europäischen Bildungsprogramm Erasmus+ sammeln. Sie können das Heft kostenlos im PAD-Webshop bestellen. www.kmk-pad.org/shop

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german american partnership program Spätere Begegnung nicht ausgeschlossen Der Besuch der Partnerschule in Minneapolis ist zwar ausgefallen. Mit dem »German American Virtual Exchange« konnten sich die Schülerinnen und Schüler der Eleonorenschule Darmstadt und der East View High School aber zumindest online kennenlernen. austausch bildet von martin finkenberger, pad D as weitläufige Gebäude, ein schuleigenes Theater mit Bühne und stufenweisen Sitzreihen, modernste Sportanlagen und Parkplätze groß wie vor Einkaufszentren: All das hätten die Schülerinnen und Schüler der Eleonorenschule Darmstadt im vergangenen Herbst mit dem German American Partnership Program (GAPP) »live« an der Eastview High School in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota sehen und erkunden können – wäre nicht Corona dazwischen gekommen. Die Pandemie schränkt Austausch und Begegnung, wie er für viele Schülergenerationen selbstverständlich gewesen ist, seit mehr als einem Jahr erheblich ein oder macht ihn sogar unmöglich. »Wir wollten im Oktober fliegen und hatten Glück im Unglück. Der Lockdown kam eine Woche vor der Buchung der Tickets, sodass uns zumindest die Stornokosten erspart geblieben sind«, erinnert sich Clara Braun, die die Schülergruppe gemeinsam mit ihrer Kollegin Uta Rensonet begleiten wollte. Dass die Enttäuschung groß war, versteht sich von selbst. Umso mehr weckte der »German American Virtual Exchange« (GAVE) ihr Interesse, den das GAPP- Büro in New York mit dem dortigen Goethe-Institut im Frühjahr kurzfristig entwickelt und gemeinsam mit dem PAD angeboten hat. Denn wenn schon keine gegenseitigen Besuche stattfinden konnten, dann sollte den Schülerinnen und Schülern ihrer 9. Klassen mit dieser virtuellen Variante zumindest eine alternative Form des Austauschs ermöglicht werden. Unter anderem mit einer 360-Grad-Kamera werden dabei Aufnahmen gemacht, die spätere Betrachter in eine andere Lebenswelt eintauchen lassen und ihnen den Eindruck vermitteln, sie befänden sich »vor Ort«. Der PAD unterstützte solche Projekte mit einem Zuschuss zum Kauf der Kamera. Laptop ja, Lederhose nein Ursprünglich geplant war zunächst, einen virtuellen Stadtführer zu produzieren. Als frühere Residenzstadt und Zentrum des Jugendstils gibt es in Darmstadt schließlich einiges zu sehen. Angesichts des Lockdowns im Herbst mussten sich die Aufnahmen dann allerdings auf einen Rundgang durch das Schulgebäude und den Schulgarten beschränken. »Anschließend hatten die Schülerinnen und Schüler die Aufgabe, die Bilder zu vertonen und zu erklären, was es dort zu sehen gibt«, erläutert Clara Braun die gemeinsame Projektarbeit. Die Schülerinnen und Schüler konnten dabei selbst entscheiden, ob sie lieber Videos aufnehmen und scheiden oder den Ton dazu einsprechen wollten – und mit welchem Programm. Den fertigen Clip ließen sie ihren amerikanischen Partnern zukommen, die den Darmstädtern im Gegenzug die Eastview High School und deren Umgebung präsentierten. »Die Größe und Weitläufigkeit des Geländes und die vielen Klubs, die zum Schulle- 34

Erfahrungen 35 ben gehören, das hat unsere Schülerinnen und Schüler sehr beeindruckt«, erinnert sich Uta Rensonet. Neben diesem Gemeinschaftsprojekt sollten die Neuntklässler allerdings auch die Möglichkeit haben, persönliche Beziehungen zu ihren amerikanischen Partnern aufzubauen. Je nach Interesse und Vorlieben wurden deshalb Tandems gebildet, die sich getreu dem Motto »Zoom around the room« gegenseitig Videosteckbriefe schickten, ihre Hobbys vorstellten und gemeinsam eine Wochenaufgabe zu erledigen hatten. »In welcher Weise sie das bearbeiten und wie sie dabei kommunizieren, das war ihnen freigestellt«, sagt Uta Rensonet. Eine Hilfe dabei waren auch die für GAVE erstellten Arbeitsbögen, die sich mit Themen wie »Einkaufen«, »Mobbing« oder »Diversität« befassen. Für ihre Schülerinnen und Schüler sei es eine interessante Beobachtung gewesen, wie offen ihre Tandempartner – Stichwort Datenschutz – über private Angelegenheiten erzählten und Bilder teilten. Aufschlussreich war zudem die Erfahrung, im Austausch über Klischees und Stereotype mit Vorstellungen konfrontiert zu werden, die auf einen selbst so gar nicht zutreffen. »Die amerikanischen Schülerinnen und Schüler verbinden mit Deutschland oft Bilder, die von bayerischer Lebensart geprägt sind. Unsere Neuntklässler mussten deshalb gelegentlich auch erklären, dass in Darmstadt nicht alle Menschen in Lederhose herumlaufen«, stellte Clara Braun fest. Projektbeginn ein Onlinetreffen aller Schülerinnen und Schüler und der beteiligten Lehrkräfte stattfinden, »damit sich alle einmal sehen«. »Der virtuelle Austausch«, fassen Clara Braun und Uta Rensonet zusammen, sei zwar »kein gleichberechtigter Ersatz für echte Begegnung«. Gerade die Arbeit in Tandems aber würde den Schülerinnen und Schülern zumindest die Chance eröffnen, »Kontakt zu anderen Menschen zu bekommen, die sie später vielleicht doch einmal besuchen«. Fast wie vor Ort Die Erfahrungen nach dem ersten GAVE-Projekt sind denn auch positiv. »Die 360-Grad-Aufnahmen geben den Schülerinnen und Schülern ein wenig das Gefühl, doch vor Ort zu sein«, ziehen die beiden Bilanz. Ein kleines Spin-off hat sich zudem für die 11. Klasse entwickelt. »Nachdem wir bemerkt haben, wie produktiv die Schülerinnen und Schüler kommunizieren, werden wir jetzt mit zwei Englisch-Leistungskursen und einer Schülergruppe in Minnesota das Thema ›Rassismus‹ behandeln«, sagt Uta Rensonet. Kleinere Verbesserungen für den weiteren Austausch haben sie ebenfalls notiert. So wollen sie vorab genauer prüfen, auf welchen Plattformen die Zusammenarbeit erfolgen soll. Auf einige nämlich, so ihre Erfahrung, ließen sich 360-Grad-Aufnahmen nicht hochladen. Und auch separate Räume für die Tandems, die so in einer geschützten Umgebung unter sich bleiben können, lassen sich nicht überall einrichten. Außerdem soll künftig möglichst zeitig zu GAPP goes virtual Der German American Virtual Exchange ist ein Angebot für die virtuelle Variante des deutsch-amerikanischen Austauschs. Der PAD und das Goethe-Institut unterstützen Schulen mit pädagogischen Materialien, organisatorischer Hilfestellung sowie finanziellen Zuschüssen. Neben Schulen, die bereits am German American Partnership Program (GAPP) teilnehmen, sind auch solche willkommen, die neue Projekte initiieren. Weitere Informationen www.kmk-pad.org/gapp

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