Deutschland Plus annie heng, begleitlehrerin aus singapur Teamarbeit im Wald fördert die sprachlichen und interkulturellen Kompetenzen. Von der Metropole in die Kleinstadt »Bridging Culture, Opening Minds« heißt das Motto des Ministry of Education Language Centre (MOELC) in Singapur. Die Deutschlehrerin Annie Heng unterstützt ihre Schülerinnen und Schüler seit mehr als zehn Jahren sehr erfolgreich darin, bei ihrem Deutschlandaufenthalt an der Edertalschule in Frankenberg (Hessen) »Kulturen zu verbinden und aufgeschlossen zu sein«. Erlebte Landeskunde: Auf Exkursionen – hier zum Niederwalddenkmal oberhalb von Rüdesheim am Rhein – lernen die Gruppen die Region kennen. S eit 1999 führt unsere Schule jährlich mit der Edertalschule in Frankenberg (Hessen) das Programm »Deutschland Plus« durch. Im Juni 2016 hatte ich wieder die Gelegenheit, eine Gruppe von 15-jährigen Schülerinnen und Schülern dorthin zu begleiten. Ich habe mich erneut auf die Zusammenarbeit mit den mir vertrauten Kolleginnen und Kollegen an der Edertalschule gefreut. Auch diesmal haben die Koordinatoren, Marco Nezi und Martina Knack, ein prima Programm voll von interessanten Aktivitäten angeboten, das die Reise erfolgreich gemacht hat. Von dem Schulleiter, Stefan Hermes, gab es vom ersten Tag beim Empfang bis zum Ende des Aufenthalts auch immer gute Gespräche und tolle Gastfreundlichkeit. Das Programm umfasst das Schul- und Familienleben sowie Ortsbesuche rund um Frankenberg. Für unsere Schülerinnen und Schüler, die aus einer Großstadt kommen, bietet Frankenberg die Gelegenheit, eine typische Kleinstadt Deutschlands und ihre Umgebung kennenzulernen. »In diesen drei Wochen erlebte ich die deutsche Lebensart. Es ist total anders von dem Leben in Singapur«, meint mein Schüler Isaac. Deutsche Schüler haben mehr Freizeit Die Gruppe hat sich über jede Gelegenheit, aktiv am Unterricht teilzunehmen und dazu beizutragen, gefreut. Besonders begeistert waren die Jugendlichen, in den Fächern Mathematik, Deutsch, Englisch, Chemie und Musik zu hospitieren. Die Lehrkräfte an der Schule haben sich darum bemüht, dass unsere Schülerinnen und Schüler sich wohl gefühlt haben. Pui Leng ist aufgefallen, dass ihre Gastschwester Lea weniger Hausaufgaben hat. »Sie hat auch keine Arbeitsgemeinschaft, deshalb hat sie viel Freizeit. Aber ich habe sehr viele Hausaufgaben und wenig Freizeit, und wir verbringen viel Zeit in unserer Schule in Singapur.« Durch die verschiedenen Aktivitäten im Programm, wie etwa die Ausflüge nach Marburg, den Besuch auf dem Bauernhof – davon gibt es wenige in Singapur – oder in der Familienbäckerei, haben wir Gäste viel gesehen. Besonders bei der Teamarbeit im Wald und dem Volkstanzabend aber haben die singapurerischen und deutschen Schülerinnen und Schüler viel miteinander kommuniziert und Spaß gehabt – und Freundschaften geschlossen. Sie lernten dabei, respektvoll und freundlich mit Menschen umzugehen, die oft anders denken und handeln als sie. Manchmal erleben sie einen Kulturschock Der Besuch in Deutschland ist für viele unserer Schülerinnen und Schüler die erste Reise ohne Eltern ins Ausland. Dadurch werden sie oft selbstständiger und bereiter, Verantwortung zu übernehmen, und reflektieren ihre Beobachtungen: »Die Deutschen verbringen viel Zeit mit ihren Familien und Sonntag ist wie ein Familientag, weil die Familie zusammen Ausflüge macht. Ich finde diese ‚Familienausflüge‘ in Deutschland sehr interessant und eigentlich auch sehr wichtig für die Familien«, sagt Michael. Für unsere Schülerinnen und Schüler ist Deutschland nach der Reise somit kein fremdes Land mehr. Viele deutsche Gastgeschwister haben nach einigen Jahren unsere Schülerinnen und Schüler sogar in Singapur besucht, was ein starkes Zeichen für die interkulturelle Freundschaft ist. Für mich wird mit jeder Reise das Verhältnis zwischen den Begleitlehrkräften und Teilnehmern auf eine persönliche Art und Weise vertieft. Die Verantwortung ist groß, aber man ist auch eine wichtige Ansprechperson und Betreuerin. Von der Partnerschule bekommt man ebenfalls viel Unterstützung. Letztlich haben nicht nur die Schülerinnen und Schüler viel gelernt. Auch ich selbst habe jedes Mal viel pädagogischen Austausch mit den deutschen Kolleginnen und Kollegen gehabt. Unsere Diskussionen bereichern so meine Arbeit zu Hause. Entscheidung für Deutschland Das PAD-Programm spielt sicher eine große Rolle bei der späteren Entscheidung unserer Schülerinnen und Schüler, in Deutschland zu studieren und Deutschland wieder zu besuchen. Wer hätte gedacht, dass einige meiner ehemaligen Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer, mit denen ich 2005 in Frankenberg war, heute selbst Deutsch unterrichten und somit meine Kolleginnen und Kollegen geworden sind? Ich erinnere mich, dass mich einige 2010 in Frankenberg besuchten, als sie in Deutschland studierten. Ihre Begeisterung für Deutschland hat über die Jahre immer weiter zugenommen. Und was noch schöner ist: sie werden in den nächsten Jahren selbst als Begleitlehrkräfte mit Schülergruppen nach Deutschland reisen! Durch das PAD-Programm haben sie damals den ersten Bezug zu Deutschland bekommen – und geben jetzt ihre Begeisterung für die deutsche Sprache und Kultur weiter. Zur Person Annie Heng leitet die Deutschabteilung im Ministry of Education Language Centre (MOELC) in Singapur. 28 | | 29
Laden...
Laden...
Laden...