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Ein Fortbildungsprojekt mit Erasmus+ Leitaktion 1

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Die Fritz-Felsenstein-Schule in Königsbrunn (Bayern) ist ein Förderzentrum für schwer erkrankte und schwerstbetroffene Kinder und Jugendliche. Um neue Konzepte für die Elternarbeit und den Umgang mit schwierigen Kindern zu entwickeln, hospitierten vier Lehrkräfte an der Strathmore School in London (Großbritannien).

4 | Willkommenskultur

4 | Willkommenskultur auf Englisch Wer aus dem Kollegium an der Fortbildung teilnehmen konnte, hat die Felsenstein-Schule anhand der Arbeitskreise (AK) ausgewählt, die mit aktuellen pädagogischen Herausforderungen betraut sind: dem AK »Erasmus-Comenius«, dem AK »Elternarbeit« und dem AK «Unterstützte Kommunikation«. »Mit an Bord war auch ein Psychologe, der intensiv mit den Eltern zusammenarbeitet«, erläutert Renate Menges. Über die Deutsche Schule in London fanden die Lehrkräfte aus Königsbrunn eine Fördereinrichtung, von der sie sich besonders aufschlussreiche Erkenntnisse versprachen. Die Rektorin der Deutschen Schule in London vermittelte den Kontakt zur Strathmore School in London, an der auch zahlreiche Schülerinnen und Schüler mit Autismus unterrichtet werden. Da das Thema »Child Protection« in England große Bedeutung hat und für alle Personen an Schulen strenge Sicherheitsauflagen gelten, war die Vorbereitung des Besuchs mit einigen Auflagen verbunden. So mussten alle Lehrkräfte, die am Job-Shadowing an der Londoner Schule teilnehmen wollten, ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorlegen. »Die Schulsekretärinnen in Königsbrunn und London haben für den Sicherheitscheck aber alles Nötige getan, damit die Reise gelingen konnte«, so Renate Menges. Mit der Strathmore School zogen die Bayern ein glückliches Los. »An der Schule wurde ich an Yvonne Puttmann verwiesen, die in Köln studiert hatte«, erzählt Renate Menges. Die Förderschullehrerin kommt aus Deutschland, ist aber mit einem Engländer verheiratet. Seit vielen Jahren unterrichte sie an der Strathmore School. Gerade am Anfang sei ihr dort aus Gastfreundschaft sehr geholfen worden, erzählte sie Renate Menges, so dass sie jetzt etwas von der Gastfreundschaft, die sie selbst erfahren hatte, an die Delegation aus Königsbrunn zurückgeben wolle. »Sie war unsere Kontaktperson in London, begleitete uns durch das Schulleben, kochte mit den Schülerinnen und Schülern für uns und kümmerte sich rührend um die Gruppe«, so Renate Menges. Doch nicht nur die Gastfreundschaft an der Stathmore School überzeugte die Königsbrunner. Die bayerische Delegation konnte auch zahlreiche Ideen und Impulse mit nach Hause nehmen, die sie nun auf die sonderpädagogische Arbeit der Felsenstein-Schule überträgt. Dazu gehören beispielsweise neue Erkenntnisse zur Elternarbeit und Einsichten im Umgang mit autistischen Kindern. Sie fließen auch in unterschiedliche Gremien der Felsenstein-Schule ein, die immerhin 360 Mitarbeiter beschäftigt. In Arbeitskreisen, die interdisziplinär zusammengesetzt sind, Lehrerkonferenzen und Leitungsrunden werden die Ideen diskutiert. Und auch außerhalb der Klassenzimmer kommen Impulse an: So wird überlegt, wie Eltern ähnlich dem »Annual Review« in London an einem Entwicklungsgespräch beteiligt werden können, um sie stärker in die gemeinsame Erziehung von Elternhaus und Schule einzubinden. Außerdem denkt die Schule über Elternfragebögen nach, wie sie

| 5 Beim Job-Shadowing an der Strathmore School blickten die Lehrkräfte aus Königsbrunn ihren Kolleginnen und Kollegen über die Schulter. in England eingesetzt werden, um die Zufriedenheit der Eltern sicherstellen zu können. Interessant sind zudem die Schulverträge. Sonderpädagogik aus einem Guss Der individuelle Umgang mit verhaltensauffälligen Schülerinnen und Schülern bleibt so weniger dem Zufall überlassen. Vom Hausmeister über die Pflegekräfte bis zur Schulleitung werden alle Beteiligten angewiesen, sich einheitlich gegenüber schwierigen Schülerinnen und Schülern zu verhalten. Hintergrund ist das innovative Team-Teach- Konzept nach Bernard Allen und George Matthews, das die Felsenstein-Delegation in London aufmerksam beobachten konnte. Im Unterschied zu Team-Teaching, bei dem zwei Lehrkräfte in einer Klasse unterrichten, bedeutet Team-Teach ein Verhaltenstraining für schwierige Schülerinnen und Schüler. Flankiert wird das Konzept durch eine »Safeguarding Policy«, eine Verhaltensrichtlinie, die alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Förderzentrums verpflichtet, sich ruhig, respektvoll, zugewandt und gelassen zu verhalten, wenn ein Schüler oder eine Schülerin zum Beispiel die Kontrolle über sich selbst verliert. In der »Safeguarding Policy« sind für solche Konflikte klare Abläufe und Richtlinien für das Verhalten beschrieben, die für alle gelten und neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Einarbeitung erleichtern. Die Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen. Strategische Prozesse wie das Beschwerdemanagement und das Konzept des »Whistle Blowings« interessierte zudem die Mitarbeiter/-innen des Fritz-Felsenstein-Hauses. »Wir wollen noch inklusiver werden«, sagt Renate Menges. Damit das sonderpädagogische Wissen zwischen London und Königsbrunn weiter zirkuliert, steht die Felsenstein-Schule per E-Mail weiter in Kontakt mit den Lehrkräften der Strathmore School. Außerdem streckt Renate Menges ihre Fühler bereits in Richtung finnisches Schulsystem aus – für eine künftige Fortbildung ihres Kollegiums.

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