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Klimawandel unterrichten mit eTwinning

Schulklassen in Aktion mit eTwinning, dem digitalen europäischen Netzwerk im Programm Erasmus+. Ein eTwinning-Buch mit Beispielen aus der Praxis. Sie können die Broschüre kostenlos bestellen unter www.kmk-pad.org/webshop

1. Das Thema

1. Das Thema Klimawandel in den Öko-Schulen: Dem Einzelnen Mittel an die Hand geben, um zu handeln! Nicole Andreou Internationale Koordinatorin Eco-Schools Pramod Kumar Sharma Abteilungsleiter Bildung Eco-Schools Das Programm Eco-Schools arbeitet seit 25 Jahren unermüdlich und hart daran, dass Bildung als kritische Triebkraft anerkannt wird, um die Agenda für nachhaltige Entwicklung in die Tat umsetzen zu können. Bildung für nachhaltige Entwicklung ist sein leistungsstärkstes Instrument, um Generationen aktiver Bürger/innen durch erfahrungsorientiertes Lernen auf die Zukunft vorzubereiten. Der Klimawandel ist eine komplexe Nachhaltigkeitsherausforderung. Die Welt ist durch dieses Problem, aber auch seine Lösung, untrennbar miteinander verbunden. Das nachhaltige Entwicklungsziel 13, Handeln für den Klimaschutz, ist ein Querschnittsthema, das alle anderen Ziele berührt und deshalb eine besondere Rolle für das Erreichen der Ziele für nachhaltige Entwicklung spielt. Ziel 13.3 ruft dazu auf, die Aufklärung und Sensibilisierung sowie die personellen und institutionellen Kapazitäten zur Eindämmung, Anpassung, Reduzierung der Auswirkungen sowie zur Frühwarnung des Klimawandels zu verbessern. Aus pädagogischer Sicht hat der Klimawandel wie jedes andere Nachhaltigkeitsthema zwei Aspekte: Kenntnisse über das Thema erwerben und sich des Themas auf der Suche nach Lösungen annehmen. Der Klimanotstand hat die traditionellen Methoden und Zeiträume, mit denen die Bildungssysteme bisher gearbeitet haben, auf den Prüfstand gestellt. Wir brauchen Bildung, um eine umfassende gesellschaftliche Veränderung in einer relativ kurzen Zeit umzusetzen. Einleitend sei gesagt, dass Pädagog/innen klar sein muss, dass die Art und Weise, wie Umweltthemen dargestellt werden, zu Ängsten führen kann, die es Kindern besonders schwer machen, sich mit dem Thema zu befassen. Das wiederum führt häufig zu Verzweiflung, einem Gefühl der Machtlosigkeit und Apathie. Die Übermacht der Probleme kann das Selbstvertrauen erschüttern und wenig Raum für Problemlösungsstrategien lassen. Der pädagogische Prozess muss also darauf abzielen, Hoffnung und Mut zu wecken, Engagement zu fördern und jedem und jeder Einzelnen zu vermitteln, dass jedes noch so kleine Handeln zählt und uns in die Lage versetzt, auch Größeres zu erreichen. Handlungskompetenz ist definiert als „die Fähigkeit des Einzelnen, mögliche Handlungen, die gesellschaftliche Probleme durch demokratische Mechanismen lösen können, kritisch auszuwählen und durchzuführen“ (Odabaşı, Kurt et al., 2011). Die Persönlichkeit eines Kindes bildet sich heraus, wenn sich seine Vorstellung von der Zukunft auf der Grundlage einer positiven Haltung zu sich selbst und der es umgebenden Welt entwickeln kann. Kinder sehen nicht zuerst das Negative, weil sie glauben, dass die Welt um sie herum grundsätzlich gut ist. Die Kultur des positiven 18 SCHULKLASSEN IN AKTION Klimawandel unterrichten mit eTwinning

Denkens als „Fähigkeit, konstruktiv an gesellschaftlichen Veränderungen mitzuwirken, bestimmt die Handlungskompetenz des Einzelnen“ (Jeffery, 2011) und sollte das höchste Ziel für jede Bildungseinrichtung sein. Bildung für den Klimawandel sollte im Wesentlichen eine Recherche mit wertschätzender Grundhaltung sein, die mit den zur Verfügung stehenden Mitteln eine Lösung sucht anstatt sich auf die Dinge zu fokussieren, die nicht gut laufen. Das ständige Ausloten neuer Möglichkeiten schafft Selbstvertrauen, auch unsichere Herausforderungen meistern zu können. Das Eco-Schools-Programm zum Beispiel stellt positives Handeln oder Handabdruck-Kompetenz in den Mittelpunkt. Dem Centre for Environment Education in Indien zufolge, der Organisation, die das Konzept bei der UNESCO-Konferenz über Umweltbildung 2007 zum ersten Mal vorstellte, misst der Handabdruck positive Handlungen zur Verkleinerung des menschlichen Fußabdrucks und die Verpflichtung zu positiven Handlungen für mehr Nachhaltigkeit; „während der Fußabdruck den menschlichen Druck auf die natürlichen Ressourcen misst, misst der Handabdruck, was jeder für sich tun kann und wir alle zusammen tun können, um das Gleichgewicht zwischen Verbrauch und Belastbarkeit des Planeten wiederherzustellen.“ Das Programm verleiht Schüler/innen Handlungskompetenz, damit sie bei Nachhaltigkeitsthemen im Alltag informierte Entscheidungen treffen und positiv handeln können. Dafür werden die Schüler/innen ermutigt, zusammenzuarbeiten und ihr Umfeld in gemeinsame Lösungen einzubeziehen. Durch das projektbasierte Lernen im Rahmen der Sieben-Schritte- Pädagogik für Veränderungen können die Schüler/innen Problemlösungskompetenz (kritisches und kreatives Denken, Entscheidungsfindung usw.) praktisch erfahren und diese dann zu Kompetenzen aktiver Bürger/innen weiterentwickeln. Erfahrungsorientierte Lernmöglichkeiten, bei denen beispielsweise der ökologische Fußabdruck einer Schule verkleinert oder sie an die Anforderungen der Kreislaufwirtschaft angepasst wird, fördern den Aufbau von Problemlösungskompetenz. Diese umfassen die Fähigkeiten, Recherchen durchzuführen, Informationen kritisch auszuwerten, zu reflektieren und eine Vision für die Zukunft zu entwickeln, die von individuellen wie kollektiven Handlungen getragen wird. Die Ziele für nachhaltige Entwicklung als ehrgeiziges Konzept und der Glaube an positives Handeln (durch Vertrauen in die eigene Handlungsfähigkeit und Kontrollüberzeugungen) sorgen für Engagement – die bessere Alternative zu Handeln aus Angst und moralischen Geboten. Erfahrungen und Handeln sind eng miteinander verbunden. Der Schlüssel für erfahrungsorientiertes Lernen, das Handlungskompetenz ermöglicht, ist das Zusammenspiel verschiedener schüler/innenzentrierter Lehr- und Lernstrategien/ Ansätze in realen Situationen, um Handlungskompetenz zunächst zu simulieren und dann zu praktizieren. Einige dieser Ansätze umfassen auch die Zusammenarbeit und das gemeinsame Lernen in Schulpartnerschaften, die an einer gemeinsamen Recherche arbeiten und Partnerschaften mit verschiedenen Stakeholdern unterhalten, um den Austausch über verschiedene Sichtweisen anzuregen. Der Schlüssel liegt darin, den Dialog zwischen Schüler/innen und Schulen aus unterschiedlichen und vielfältigen – sozioökonomischen, geografischen, kulturellen usw. – Kontexten zu fördern. Dafür eignen sich besonders Recherchen zu Themen aus dem echten Leben. Denken Sie daran: Wenn Sie kein Problem sehen, ist die Frage danach, warum es „kein Problem“ gibt, ein guter Start. Die Organisation von Aktivitäten wie Besichtigungen/Exkursionen vor Ort, Umfragen und Interviews mit der Möglichkeit, sich mit Expert/innen auszutauschen und von ihnen zu lernen, ist ebenfalls ein wirksamer Ansatz, da das Lernen, das ausdrücklich auf den Nutzen für alle abzielt, die Aktionen beleben und bereichern kann. Wichtig ist auch, Ansätze zu wählen, die mit Simulation arbeiten oder es ermöglichen, sich in jemand Anderen hineinzuversetzen – Rollenspiele, Spiele, Experimente, Fallstudien. Diese fördern das Einfühlungsvermögen und helfen, unterschiedliche Perspektiven in den Unterricht KAPITEL 2: EINBINDUNG VON KLIMASCHUTZ IN DEN LEHRPLAN 19

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