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Leitlinien für Lehrkräfte zur Bekämpfung von Desinformation

Die Leitlinien bieten praktische Anleitungen für Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte, um die digitalen Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern zu verbessern, damit diese Desinformation besser erkennen.

20 LEITLINIEN FÜR

20 LEITLINIEN FÜR LEHRKRÄFTE UND PÄDAGOGISCHE FACHKRÄFTE ZUR BEKÄMPFUNG VON DESINFORMATION 6. Aufbau digitaler Kompetenzen im Unterricht und in der Schule: Entwicklung zu digitalen Bürgerinnen und Bürgern Was bedeutet digitale Bürgerschaft und warum ist sie wichtig? Digitale Bürgerinnen und Bürger ... • verfügen über die Fähigkeiten, Eigenschaften und Verhaltensweisen, um sicher, effektiv, kritisch und verantwortungsbewusst an der Online-Welt teilzunehmen, • sind in der Lage, die Vorteile und Möglichkeiten der Online-Welt zu nutzen und sich gleichzeitig vor Schäden zu schützen, • nutzen digitale Technologien, um ihre aktive Bürgerschaft und soziale Integration, die Zusammenarbeit mit anderen und ihre Kreativität im Hinblick auf persönliche, soziale oder kommerzielle Ziele zu fördern, • sind sich der wichtigsten Werte der Menschenrechte bewusst und wissen, dass diese Werte online und offline ähnlich sind (Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung, Recht auf Privatsphäre, Teilhabe, Würde usw.). Digitale Bürgerschaft ist eine erlernbare Fähigkeit. Wie in der „Offline“- Gesellschaft gibt es auch in der digitalen Gesellschaft einige zentrale Konzepte, Werkzeuge und Kompetenzen, die Ihre Schülerinnen und Schüler kennen müssen, um ihr Lernen zu fördern. Die Schülerinnen und Schüler müssen auch Zugang zu den Werkzeugen erhalten, die sie zur Entwicklung ihrer digitalen Kompetenzen benötigen. In diesem Prozess spielen Sie eine wichtige Rolle. Digitale Kompetenz bedeutet, dass man weiß, wie man digitale Technologien nutzt, um auf sichere und angemessene Weise auf Informationen zuzugreifen, sie zu verwalten, zu verstehen, zu integrieren, zu kommunizieren, zu bewerten, zu erstellen und zu verbreiten. Darüber hinaus kann die digitale Kompetenz den Schülerinnen und Schülern helfen, aktiv an der heutigen Gesellschaft teilzunehmen, zu lernen, eine erfüllende Karriere aufzubauen und sozial zu interagieren. Digitale Kompetenz ist somit eine Voraussetzung für die Entwicklung einer aktiven und selbstbestimmten digitalen Bürgerschaft. Wie Sie vielleicht bemerkt haben, verfügen die Schülerinnen und Schüler bereits in unterschiedlichem Maße über digitale Kompetenz. Einige haben beispielsweise Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben, sind aber sehr geschickt im Konsumieren und Produzieren digitaler Inhalte, wie dem Versenden von Sprachnotizen oder dem Aufnehmen von Fotos. Andere haben vielleicht Schwierigkeiten mit dem Zugriff auf oder der Nutzung von Technologien, was es schwieriger macht, sie zu erreichen und mit ihnen zu kommunizieren, wenn sie aus der Ferne unterrichten. Tipp 6 – Gamifizierung und spielbasiertes Lernen Gamifizierung und spielbasiertes Lernen können die Bildungsergebnisse verbessern, wenn sie richtig konzipiert sind. Als Vorteile seien hier genannt: 1. Sie bieten in der Regel ein Lernangebot, das dem digitalen Lebensstil der heutigen Jugend entspricht. 2. Sie können für zusätzliche Motivation sorgen und das Lehren und Lernen unterhaltsam, kreativ und inspirierend machen. 3. Gamifizierung und spielbasiertes Lernen sind in der Regel flexibel, auf jeden Kontext übertragbar und können relativ leicht an jedes Schulfach angepasst werden. Sie können auch für komplexe Themen verwendet werden, die sich durch ein Spiel leichter „begreifen“ lassen. Bitte beachten Sie … • Fordern Sie Ihre Schülerinnen und Schüler auf, sich darüber auszutauschen, wie Technologie und soziale Medien positive Veränderungen und positive Räume in der Gemeinschaft und Gesellschaft, in der sie leben, schaffen können. • Diskutieren Sie mit Ihren Schülerinnen und Schülern über die Fähigkeiten, die sie beim Eintritt in den zukünftigen Arbeitsmarkt benötigen. Dazu können digitale Fähigkeiten gehören (z. B. Verständnis der digitalen Wirtschaft, Programmierung, Verständnis von Algorithmen, rechnerisches Denken und andere digitale Fähigkeiten) und soziale Fähigkeiten (z. B. zwischenmenschliche Fähigkeiten) in einer Welt, in der die Interaktion von Mensch zu Mensch wertvoll ist.

UND ZUR FÖRDERUNG DER DIGITALEN KOMPETENZ DURCH ALLGEMEINE UND BERUFLICHE BILDUNG 21 • Fordern Sie die Schülerinnen und Schüler auf, im Internet korrekte Informationen über staatsbürgerliche Themen (z. B. Demokratie, Kommunalwahlen, Menschenrechte und Klimawandel) zu suchen und herauszufinden, welche geeigneten Räume für die Online-Beteiligung vorhanden sind. • Wenn die Unterrichtsatmosphäre es zulässt (vor allem, wenn die Schülerinnen und Schüler es gewohnt sind, über politische Themen zu diskutieren), fragen Sie Ihre Schülerinnen und Schüler, ob sie glauben, dass politische Desinformation über die Medien verbreitet werden könnte und welche Auswirkungen dies haben könnte. Könnte sie den Ausgang von demokratischen Wahlen beeinflussen? In welcher Art und Weise? Können die Schülerinnen und Schüler Beispiele geben? • Stellen Sie den Schülerinnen und Schülern Links zu glaubwürdigen Informationsquellen zur Verfügung, z. B. zu sozialen und staatsbürgerlichen Themen. Noch besser wäre es, wenn sie diese selbst recherchieren und Feedback geben könnten. • Achten Sie auf das digitale Wohlbefinden, d. h. darauf, wie digitale Werkzeuge die (geistige oder körperliche) Gesundheit Ihrer Schülerinnen und Schüler und die Beziehungen, die sie zu Gleichaltrigen und zur Familie haben, fördern oder beeinträchtigen. Erste Schritte zur Vermittlung digitaler Kompetenz Das Lehren und Erlernen digitaler Kompetenz sind in der heutigen Gesellschaft von großer Bedeutung. Dennoch zögern einige von Ihnen vielleicht, Schritte zu unternehmen, um Ihre Schüler bei der Entwicklung digitaler Kompetenz zu unterstützen, weil Sie sich nicht wohl fühlen, ein Thema zu unterrichten, über das Sie vielleicht selbst nicht viel wissen, oder weil Ihre Schülerinnen und Schüler möglicherweise bereits technisch versiert sind. Es kann wichtig sein, sich daran zu erinnern, dass Sie kein Technikexperte sein müssen, um digitale Kompetenz zu vermitteln, da digitale Kompetenz weit über das Wissen, wie man ein Gerät benutzt, hinausgeht. Bitte beachten Sie… • Gehen Sie offen damit um, dass man als Lehrkraft oder pädagogische Fachkraft nicht alles weiß und nicht alles wissen kann. Als Lehrkraft oder pädagogische Fachkraft sind Sie jedoch in der Lage, den notwendigen Kontext zu liefern, kritische Reflexion anzuregen und Unterstützung anzubieten. • Nehmen Sie digitale Themen auf, die für Ihre Schülerinnen und Schüler wirklich wichtig sind. Erlauben Sie den Schülerinnen und Schülern, sich zu öffnen und über ihre Interessen zu sprechen, den Unterrichtsplan mitzugestalten und dabei die Geräte und digitalen Räume zu nutzen, mit denen sie am besten vertraut sind. • Besprechen Sie mit Ihren Schülerinnen und Schülern das Online- Verhalten und wie sie zu verantwortungsbewussten Bürgerinnen und Bürgern und positiven sozialen Akteuren innerhalb und außerhalb des Unterrichts werden können. Tipp 7 – Einbeziehung der Erfahrungen von Schülerinnen und Schülern Beziehen Sie bei den Aktivitäten zur Förderung der digitalen Kompetenz die Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler ein. Kinder und Jugendliche werden jeden Tag mit Online- Herausforderungen konfrontiert (eine gemeine Nachricht, ein Datenschutzproblem, ein Zugangsproblem, Hassreden usw.). Lassen Sie die Sorgen und Alltagserfahrungen der Schülerinnen und Schüler in den Unterricht einfließen und gestalten Sie die Themen relevant und praxisnah, ohne sie in Verlegenheit zu bringen oder zu verurteilen. Dies kann (wenn es gut gehandhabt wird) eine Atmosphäre der Authentizität und des Vertrauens im Unterricht schaffen. Kasten 3 – Technisch versiert oder nicht? Gehen Sie nicht davon aus, dass alle Schülerinnen und Schüler technisch versiert sind. Nicht alle jungen Menschen wissen viel über Technik oder trauen sich zu, digitale Technologien zu nutzen. Während einige über gut entwickelte digitale Fähigkeiten und Kompetenzen verfügen, haben andere nur geringe digitale Fähigkeiten und tun sich schwer, selbst grundlegende digitale Aufgaben auszuführen. Selbst für junge Menschen ist die digitale Welt oft schwer zu verstehen. Sie könnten in Echokammern geraten, würden aber selten wissen, wie sie dort hineingeraten sind. Sie nutzen vielleicht Technologien als Teil ihres täglichen Lebens, verstehen aber nicht, wie sie funktionieren oder warum Algorithmen ihnen bestimmte Inhalte zeigen. Schülerinnen und Schüler brauchen nicht immer technische Unterstützung und lehnen sie vielleicht sogar ab, aber sie brauchen oft jemanden, der ihnen hilft, sich in der Fülle der Informationen zurechtzufinden, mit denen sie regelmäßig konfrontiert werden, und der ihnen auch dabei hilft, Halbwahrheiten von Wissen und Behauptungen von Beweisen zu unterscheiden.

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