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Austausch bildet Dezember 2016

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Das Magazin stellt Projekte vor, die durch europäischen Austausch einen wichtigen Beitrag zur Bildungsintegration leisten. Studienaufenthalte von Schülern als "Migrationsexperiment", Sport und Spiel als Integrationserleichterung oder die Förderung von Elternteilhabe stehen beispielhaft für das Engagement von Lehrerinnen und Lehrern, die sich für Vielfalt an Schulen einsetzen. Weitere Beiträge widmen sich der Aktion "Europa macht Schule", stellen engagierte Deutschlerner aus Afrika vor und berichten über Austauscherfahrungen in ihrer Bedeutung für den eigenen Berufs- und Lebensweg. Neuigkeiten zu aktuellen Förderprogrammen, mit denen der PAD internationalen Austausch unterstützt, runden das Heft ab. Als Beilage zum Heft gibt es den Jahresplaner 2017 des PAD – solange der Vorrat reicht.

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austausch bildet comenius-schulpartnerschaften Forschen statt Bange machen Viele Zuwanderer nach Europa versprechen sich hier eine bessere Zukunft. Die Migration stellt den Kontinent allerdings auch vor neue Herausforderungen. Die Kaufmännische Schule Göppingen hat in einem internationalen Projekt mit fünf europäischen Partnerschulen Chancen und Risiken ausgelotet. von arnd zickgraf B islang standen die Jugendlichen aus Deutschland, Spanien, Griechenland oder der Türkei nur über soziale Netzwerke wie Whatsapp miteinander in Kontakt. Als sich vier Schülerinnen und Schüler der Kaufmännischen Schule Göppingen (Baden-Württemberg) zum ersten Mal mit ihren europäischen Pendants in Manresa (Spanien) treffen, fallen sie sich direkt in die Arme – so, als ob die 16- bis 19-Jährigen schon ewig miteinander befreundet gewesen wären. Trennende Barrieren in den Köpfen sind außer Kraft gesetzt. »Wow, das ist gelebtes Europa«, sagt Markus Lang, der an der Kaufmännischen Schule Göppingen Biologie und Geografie unterrichtet und das Projekttreffen begleitet hat. Den Kontakt zwischen den Jugendlichen aus verschiedenen europäischen Einwanderungsländern ermöglichte das »Project of Research on Integration and Migration in Europe« (PRIME). Zwischen November 2013 und April 2015 kam es zu sechs Projekttreffen in den Orten der beteiligten Schulen. Egal ob in Manresa (Spanien), Kavala (Griechenland), Rom (Italien), Lublin (Polen), Izmir (Türkei) oder Göppingen: Alle Städte und Regionen stellt Migration vor neue Herausforderungen. Denn die Folgen der Zuwanderung sind auch auf lokaler Ebene zu beobachten. So ist die Zahl der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund an der Kaufmännischen Schule in Göppingen deutlich höher als früher. Der Großteil von ihnen stammt aus der Türkei. »Der internationale Austausch ist gut für den Transfer des Themas in den Unterricht«, sagt Thomas Liski, Abteilungseiter der Kaufmännischen Berufsschule sowie Lehrer für BWL und Geschichte/Gemeinschaftskunde. Denn die Themen »Migration« und »Integration« sind Teil des Lehrplans in Baden-Württemberg und kommen in Fächern wie Wirtschaft, Geschichte, Gemeinschaftskunde oder Geografie vor. Forschen statt Bange machen Gleichzeitig steigen auch die Anforderungen an junge Berufstätige zur Mobilität auf dem europäischen Arbeitsmarkt. Thomas Liski ist deshalb überzeugt davon, dass der direkte Kontakt mit Menschen im Ausland notwendig ist, um Vorurteile zu überwinden und Migration zu erleichtern. »Oft werden europäische Länder wie Griechenland in den Medien negativ dargestellt«, sagt Thomas Liski. Es würden vor allem die Gefahren einer fehlgeschlagenen Integration beschwört. Das wiederum schüre Ängste und Vorurteile. Vor Ort dagegen ergebe sich ein differenzierteres Bild. Im Projekt PRIME untersuchten die Schülerinnen und Schüler die Gründe für Migration innerhalb Europas. Illustrationen: Olga1818/shutterstock.com Programm COMENIUS-Schulpartnerschaften Projekttitel Project of Research on Integration and Migration in Europe (PRIME) Koordinierende Einrichtung Kaufmännische Schule Göppingen (Baden-Württemberg) Partner Institut Lacetània in Manresa (Spanien), 3rd General Lyceum of Kavala (Griechenland), Liceo Scientificio Morgagni in Rom (Italien), Lubelskie Centrum Edukacji Zawodowej in Lublin (Polen), Balçova Ahmet Hakki Balcioglu Ticaret Meslek Lisesi in Izmir (Türkei) Laufzeit August 2013 bis Juli 2015 EU-Zuschuss 22.000 € für die deutsche Schule Kontakt Thomas Liski li@ks-goeppingen.de Weitere Informationen http://lckziu.pl/com2013_wpen Außerdem analysierten sie die Folgen dieser Bewegungen sowohl für Länder, aus denen die Menschen auswandern, als auch für Länder, in die sie einwandern. Viele der Jugendlichen konnten dabei an eigene Erlebnisse anknüpfen. In nationalen und internationalen Arbeitsgruppen setzten sich die Schülerinnen und Schüler nämlich auch mit ihren eigenen Migrationserfahrungen auseinander. Ausgewogen fallen ihre Untersuchungen aus, wenn es um die Auswirkungen von Migration auf Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur geht: Neue kulturelle Codes kennenlernen oder ungewohnte Trends in Musik und Kunst schaffen, das nehmen die an PRIME beteiligten Jugendlichen als positive Folgen von Migration wahr. Bewährte Traditionen und Sitten vergessen, Verwandte und Freunde aus den Augen verlieren oder Kenntnisse der Muttersprache einbüßen, sehen sie allerdings kritisch. Gerade diese Bereitschaft zur Reflexion und zu abwägender Betrachtung ist es, die Markus Lang besonders hervorhebt: »Unsere Schülerinnen und Schüler sind sehr offen gegenüber Migration, sehr differenziert und wenig vorurteilsbelastet.« Schwerpunkt »Migration – Integration« Göppingen für ausgewogenes Europabild »Wir haben das komplette didaktische Repertoire abgerufen, um die Ergebnisse zu erarbeiten: Literaturrecherche, Fragebogen, Gruppenarbeit und Diskussionsrunden auch mit lokalen Partnern wie den Integrationsbeauftragten des Landkreises und der Stadt Göppingen«, erläutert Markus Lang. Bei den Projekttreffen hätten sich Gruppenarbeit und Diskussionen besonders bewährt. Einzelne Unterrichtsstunden dienten zu ergänzenden Recherchen und Gesprächen mit Experten. Ihre Ergebnisse fassten die Schülerinnen und Schüler in zahlreichen Powerpoint-Präsentationen zusammen, die auf der Projektwebsite abgerufen werden können. Das ausgewogene Bild, das die Jugendlichen darin von Europa zeichnen, war auch der regionalen Presse mehrfach Beiträge über PRIME- Treffen wert. Mit Stellwänden im Schulgebäude wurde zudem Eltern das Thema nahegebracht. »Ein Vater fand es super, dass sein Sohn mit nach Manresa fliegen durfte und sich so ein Bild von dem machen konnte, was das Leben in Spanien tatsächlich ausmacht«, so Markus Lang. Gerade in Spanien zeigte sich, wie konzentriert die Schülerinnen und Schüler im PRIME- Projekt zusammenarbeiteten. Als es Abschied nehmen hieß, wollten die Jugendlichen das erst gar nicht wahrhaben. Sie hatten sich noch über den Tag der Abreise hinaus verabredet, als würde das den Aufenthalt in Spanien gleichsam magisch verlängern. »Beim Abschied war viel Herzblut dabei«, erinnert sich Markus Lang. — Der Autor ist Bildungsfachjournalist in Bonn. War eine der Aufgaben im Projekt: Erhebungen per Fragebogen. 11 10

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