austausch bildet erasmus+ schulbildung Eltern-Empowerment für mehr Bildungsgerechtigkeit Schulerfolg hängt auch davon ab, wie eng Eltern in die Schulstrukturen und Bildungsprozesse ihrer Kinder eingebunden sind. Das ALFIRK-Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, besonders Eltern mit Migrationshintergrund zur Teilhabe zu ermutigen. von claudia köhler, projektkoordinatorin efms D ie familiäre Situation spielt eine entscheidende Rolle für das Lernumfeld der Kinder. Aufgrund sozialer oder wirtschaftlicher Schwierigkeiten oder eines niedrigen Bildungshintergrunds fällt es manchen Eltern jedoch schwer, ihren Kindern ein stimulierendes Bildungsumfeld zu bieten. Davon betroffen sind häufig Familien mit Migrationshintergrund. Der positive Zusammenhang zwischen Schulleistungen und Elternbeteiligung an der Bildung von Kindern ist wissenschaftlich belegt. So stellte die TIES-Studie (The Integration of the European Second Generation) fest, dass Kinder von bildungsschwachen Eltern türkischer Herkunft fast ausschließlich nur dann eine Chance haben, Zugang zu Hochschulbildung zu erlangen, wenn die Eltern aktiv in den Schulalltag der Kinder eingebunden sind. Schulen sind in der Position, hierbei eine Unterstützungsfunktion einzunehmen, indem sie im Sinne eines ganzheitlichen Verständnisses der Kindesentwicklung eng mit den Eltern zusammenarbeiten. Schulen sollten insbesondere Eltern mit Migrationshintergrund darin unterstützen, sich aktiv in die Schulstrukturen einzubringen. Dies kann entscheidende Beiträge zur Verbesserung der Schulleistungen von Kindern mit Migrationshintergrund, die bisher noch immer im Durchschnitt unter denen von Kindern ohne Migrationshintergrund liegen, leisten. An dieser Stelle setzt das Projekt ALFIRK (Collaborative Networks for Migrant Parent Empowerment) an, das vom SIRIUS-Netzwerk (European Policy Network on the Education of Children and Young People with a Migrant Background) initiiert worden ist. Das Projekt basiert auf der SIRIUS-Empfehlung, die besagt, »Schulen sollten Migranteneltern darin unterstützen, gleichberechtigt am Leben der Schulgemeinschaft teilzunehmen, um sicherzustellen, dass sie informiert und in ihrer Rolle als Bildungsbegleiter gestärkt sind. Dies sollte die gleichberechtigte Teilnahme an Entscheidungen und freiwilligen Initiativen der Schule, Zugang zu sozialen Vermittlern und interkulturellen Mediatoren im Rahmen von Eltern-Lehrer-Besprechungen sowie Beratungsangebote zur Schulwahl beinhalten.« ALFIRK wird im Rahmen des Programms Erasmus+ gefördert und vom Europäischen Forum für Migrationsstudien in Bamberg koordiniert. Die beteiligten Partner kommen aus Belgien, Bulgarien, Irland, den Niederlanden, Spanien und Großbritannien. Foto: Flickr.com/Multheme, parents teacher meeting Hemmnisse für Elternbeteiligung Eine erste Pilotstudie des Projekts, bei der Befragungen von Schulen sowie Kindern mit Migrationshintergrund und deren Eltern durchgeführt wurden, zeigte, dass die familiäre Situation, die Herkunftsregion und die Sprache der Eltern das Ausmaß ihrer Partizipation in Schulstrukturen beeinflussen, sie gleichzeitig aber durchaus hohe Erwartungen an die Bildung ihrer Kinder haben. Außerdem zeigte sich, dass den Schulen häufig nur wenige Hintergrundinformationen zu den entsprechenden Schülerinnen und Schülern vorliegen und aufgrund sprachlicher Unterschiede Kommunikationsschwierigkeiten zwischen Schulen und Eltern bestehen. Welche Ansatzpunkte aber gibt es für einen größeren Austausch zwischen Schulen und Eltern? Und welche Erkenntnisse liefern die Untersuchungen dazu? Möglichkeiten werden zum Beispiel darin gesehen, Eltern durch Fortbildungs- und Informationsangebote stärker für die Teilhabe an den Schulstrukturen zu motivieren und über das Schulsystem aufzuklären, durch den Einsatz von Dolmetschern eine direkte Kommunikation zwischen Eltern und Schulen zu gewährleisten sowie eine systematische Informationssammlung zum bisherigen Bildungsstand der Schüler einzurichten. Elternteilhabe fördern Die in der Pilotphase erlangten Ergebnisse sollen während der Projektlaufzeit über umfangreichere Erhebungen in den beteiligten Ländern spezifiziert werden. Darauf aufbauend werden in ausgewählten Schulen Workshops mit Eltern und Lehrkräften stattfinden, um die Ergebnisse zu Strategien der Elternbeteiligung zu diskutieren und gemeinsam individualisierte Strategien für die jeweilige Schule zu entwickeln. Darüber hinaus wird ALFIRK eine Online Plattform erstellen, die dem Austausch über gute Praxis der Elternbeteiligung und der Information von Eltern dienen soll. Aus jedem beteiligten Land werden Organisationen, die sich dem Empowerment von Migranteneltern widmen, porträtiert. Gelungene Initiativen werden dabei besonders herausgestellt. Die Darstellung als Text und in Videoformat in der Landessprache und den Sprachen der Herkunftsländer der größten Migrantengruppen wird einen niedrigschwelligen Zugang ermöglichen. Die Plattform soll zudem dazu dienen, dass sich Migranteneltern vernetzen – nicht nur national, sondern auch im europäischen Raum – sowie Informationen und Erfahrungen austauschen. Außerdem wird ALFIRK ein Handbuch entwickeln, das Schwerpunkt »Migration – Integration« Programm Erasmus+ Schulbildung Projekttitel Collaborative Networks for Migrant Parent Empowerment (ALFIRK) Koordinierende Einrichtung Europäisches Forum für Migrationsstudien (efms), Institut an der Universität Bamberg Partner Multi Kulti Collective (Bulgarien), Risbo (Niederlande), Leeds Beckett University (Großbritannien), Migration Policy Group (Belgien), Economic and Social Research Institute (Irland),Universitat Autònoma de Barcelona (Spanien) Laufzeit September 2015 bis September 2018 EU-Zuschuss 135.939 € insgesamt Kontakt Europäisches Forum für Migrationsstudien (efms), Institut an der Universität Bamberg Claudia Köhler claudia.koehler@uni-bamberg.de Weitere Informationen www.efms.uni-bamberg.de/alfirk_d.html die Ergebnisse und Erfahrungen des Projekts, ausgewählte Beispiele guter Praxis der Elternbeteiligung und Empfehlungen auf nationaler und EU-Ebene in praktisch verwendbarer Form darstellen wird. Das Kompendium soll insbesondere Schul- und Lehrpersonal als Handreichung dienen und politische Entscheidungsträger bei der Formulierung entsprechender Maßnahmen unterstützen. 17 16
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