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Austausch bildet Dezember 2017

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Ob COMENIUS, Erasmus+ Schulbildung oder eTwinning, die europäische Projektarbeit ist an vielen Schulen fest verankert. Zum 30. Erasmus-Jubiläum stellt das Magazin engagierte Schulen und beispielhafte Projekte vor. Weitere Beiträge lassen Menschen zu Wort kommen, die sich zum Beispiel als "kulturweit"-Freiwillige, als "Young voices" der Initiative "UK-German Connection" oder in verschiedenen anderen Austauschprogrammen engagiert haben.

Forum Forum 23 austausch

Forum Forum 23 austausch bildet Wider die Enge Das Verständnis für Menschen anderer Kulturkreise ist Grundbedingung einer gemeinsamen demokratischen Zukunft – und essenzielle Grundlage für die internationale Zusammenarbeit an globalen Herausforderungen. Ein Plädoyer für den Austausch von Menschen und Ideen in einer komplizierten Gegenwart. von michael schwarz, geschäftsführer stiftung mercator G egenwärtig beobachten wir die Zunahme von Populismus und Frem- und der Türkei. Durch die Begegnungen mit anderen land und unseren beiden Schwerpunktländern China denhass in Deutschland. Die Sinus jungen Menschen, den intensiven Kontakt zur Gastkultur über den Aufenthalt in einer Gastfamilie, durch Jugendstudie 2016 gibt dazu ein zweigeteiltes Bild ab: Einerseits ist die projektbezogenes Arbeiten und eine qualifizierte Vor- Mehrheit der Jugendlichen für die Aufnahme von Geflüchteten und Asylsuchenden und andererseits sind wird aus dem Aufenthalt im Ausland und dem Aus- und Nachbereitung der Erfahrung über unsere Partner in Teilen Ressentiments und ausgrenzende Haltungen gegenüber Menschen nichtdeutscher Herkunft prozess, der Voraussetzung für die Entwicklung von tausch mit Gleichaltrigen ein Lern- und Entwicklungs- und sozialen Randgruppen zu messen. Wie können interkultureller Handlungskompetenz ist. wir das Gute stärken und die negativen Entwicklungen stoppen? Es klingt einfach und ist doch so unge- setzen wir uns mit der Förderung der Initiative »Aus- Neben der Förderung von Begegnungsformaten mein anspruchsvoll: Wir müssen jungen Menschen tausch macht Schule« auch für bessere Rahmenbedingungen im Schüler- und Jugendaustausch und für die Möglichkeiten geben, interkulturelle Erfahrungen zu machen. Denn wir wissen: Wenn junge Menschen die Zusammenarbeit zwischen schulischem und außerschulischem Sektor ein. Das Erreichen aller Schü- interkulturelle Erfahrungen machen, festigt sich nicht nur ihre eigene Persönlichkeit, sie werden auch empathischer und toleranter anderen Menschen gegen- der Initiative, wonach »jeder Schülerin bzw. jedem lerinnen und Schüler, welches durch die erste These über und lernen, sich mit Vielfalt konstruktiv auseinanderzusetzen. Um damit erfolgreich zu sein, müssen einem internationalen Austauschprojekt teilzuneh- Schüler die Möglichkeit gegeben werden« soll, »an wir mehr junge Menschen erreichen als bisher und men«, auf den Punkt gebracht ist, spielt dabei eine vor allem junge Menschen in allen Zielgruppen. Dazu besonders wichtige Rolle, die auch für uns als Stiftung müssen wir auch in der Ansprache neue kommunikative Wege gehen und Rahmenbedingungen ändern. Austausch- und Begegnungsformaten im Mercator einen Schwerpunkt ausmacht. Mit den verschiedenen Die Stiftung Mercator hat daher konsequent die Exchange Portfolio und bei der Deutsch-Türkischen Zahl ihrer Partner für den Austausch auf zwölf erweitert. Wir haben zudem den einjährigen Schüler- Zielgruppen ansprechen. Trotzdem erreichen wir in Jugendbrücke möchten wir gezielt unterschiedliche austausch mit Gastfamilienaufenthalt um kürzere der Mehrzahl privilegierte Jugendliche sowie Schülerinnen und Schüler von Gymnasien, welche in ihrer Formate ergänzt, wie zum Beispiel zwei- bis dreiwöchige Aufenthalte zu kulturellen Themen im Sommer oder der projektbezogene Austausch zwischen keit zu einem weiteren Auslandsaufenthalt haben. weiteren Berufslaufbahn wahrscheinlich die Möglich- deutschen und chinesischen Partnerschulen über den Daher möchten wir vor allem die »neuen Zielgruppen« im Schüler- und Jugendaustausch noch stärker Mercator Schulpartnerschaftsfonds. Unter dem Dach von »Mercator Exchange« fassen wir diese Programme erreichen und Programme dahin gehend anpassen, seit 2010 zusammen und fördern den Austausch junger Menschen und Multiplikatoren zwischen Deutschnen. Bisher erreichen wir mit dem Austausch benachteiligte Jugendliche mehr einbinden zu kön- von Multiplikatoren, Seminaren für deutsche Gastfamilien von türkischen und chinesischen Gastschülern sowie Auslandspraktika für Lehramtsstudierende auch eine sekundäre Stärkung des Jugendaustauschs. Die Schülerprogramme richten sich teils speziell an Berufsschüler oder Haupt- und Förderschulen und sind ansonsten für Schülerinnen und Schüler aller Schulformen geöffnet. Wir achten darauf, immer auch einen Anteil von Schülerinnen und Schülern, die nicht das Gymnasium besuchen, dabei zu haben, sehen in diesem Kontext aber noch Verbesserungsbedarf. Hemmschwellen für den Austausch senken Die Zusammenarbeit mit China und der Türkei, zwei eher ungewöhnlichen Ländern im Schüler- und Jugendaustausch, stellt uns als Stiftung Mercator dabei immer wieder vor Herausforderungen. So ist es nicht erst seit der Verschlechterung der deutsch-türkischen Beziehungen schwierig, deutsche Teilnehmer für deutsch-türkische Begegnungen oder Gastfamilien für türkische Programmteilnehmer in Deutschland zu finden. Auch China ist laut der letzten „Weltweiser“-Studie, die Zahlen zum Jahresaustausch mit Schulbesuch liefert, nur auf Platz 15 der beliebtesten Länder im Schüleraustausch und bleibt zahlenmäßig sehr weit hinter englischsprachigen Ländern zurück. Kürzere Formate können hier die Hemmschwelle senken und ein erster Schritt in der Auseinandersetzung mit diesen eher fremden Kulturen sein, wie der Bericht von Alumnus Lasse aus dem Culture Connections China Programm zeigt: Warum China? Diese Frage in Kombination mit einem verwunderten Gesichtsausdruck habe ich in letzter Zeit häufiger erlebt. Wenn man in den USA, Irland, Frankreich oder Spanien seinen Austausch verbringt, fragen wohl die wenigsten kritisch nach. Aber China finden viele immer noch abwegig. Bis vor einem Jahr wäre es mir vielleicht ähnlich gegangen – bis ich für zwei Wochen auf ein kleines Abenteuer nach China aufbrach und mich in das große Land sofort verliebte! Nach dieser Zeit war ich mir sicher, dass ich gerne ein ganzes Jahr in China verbringen möchte.« Um durch solche Teilnehmerstimmen auf die spannende Möglichkeit eines Austauschs in China hinzuweisen und das Interesse an der chinesischen Kultur zu wecken, haben wir die Kampagnenplattform »Check dich aus« entwickelt. Diese nutzt in diversen Social-Media-Kanälen Fotos, Videos und Texte aktueller und ehemaliger Austauschschüler in China, welche über den Peer2Peer-Ansatz Gleichaltrigen direkt vermitteln können, was Schüleraustausch in China bedeutet. Diese Kommunikation unterstützt auch unsere Partnergesellschaft Deutsch-Türkische Jugendbrücke, die als sprichwörtliche »Brücke« zwischen den Kulturen den Schüler- und Jugendaustausch intensiviert und mit konkreten Maßnahmen wie zum Beispiel Trainings für ehemalige Austauschteilnehmer den deutsch-türkischen Austausch voranbringt. Ein solcher Peer2Peer-Ansatz bietet gute Möglichkeiten, die Ansprache anderer Zielgruppen stärker voranzubringen und Jugendlichen die Bedenken für eine Teilnahme zu nehmen. Diesem Thema möchten wir uns in den nächsten Monaten widmen und sind in diesem Kontext auch gespannt auf die Ergebnisse einer derzeit entstehenden »Zugangsstudie«, welche detailliert Zugänge und Barrieren im internationalen Jugendaustausch untersucht. Wie die persönlichen Berichte ehemaliger Teilnehmer und Gespräche mit zukünftigen und aktuellen Gastschülerinnen und Gastschülern auf der jährlichen Stipendienfeier immer wieder zeigen, hat interkultureller Austausch eine immense positive Wirkung auf die Teilnehmer und damit auf unsere Gesellschaft. Er ermöglicht den Blick auf das Fremde, das Neue, das Ungewöhnliche und damit immer wieder auch den Blick auf uns selbst. Das Verständnis für ein Gegenüber aus einem anderen Kulturkreis ist schlussendlich Grundbedingung für eine gute demokratische Zukunft mit humanistischen Zielen. Dieses Verständnis ist zugleich essenzielle Grundlage für die internationale Zusammenarbeit an globalen Herausforderungen. Austausch so verstanden ist eine zentrale Zukunftsinvestition, die wir gerne tätigen, auch um der Enge die Stirn zu bieten. Zur Person Michael Schwarz ist seit 2014 Geschäftsführer der Stiftung Mercator und leitet das Ressort Internationale Verständigung. Seit 2010 verantwortet er das Themenfeld Internationale Verständigung. Weitere Informationen www.stiftung-mercator.de/de/exchange www.check-dich-aus.de www.jugendbruecke.de 22

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