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Austausch bildet Dezember 2017

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Ob COMENIUS, Erasmus+ Schulbildung oder eTwinning, die europäische Projektarbeit ist an vielen Schulen fest verankert. Zum 30. Erasmus-Jubiläum stellt das Magazin engagierte Schulen und beispielhafte Projekte vor. Weitere Beiträge lassen Menschen zu Wort kommen, die sich zum Beispiel als "kulturweit"-Freiwillige, als "Young voices" der Initiative "UK-German Connection" oder in verschiedenen anderen Austauschprogrammen engagiert haben.

Erfahrungen 29 austausch

Erfahrungen 29 austausch bildet freiwilligendienst »kulturweit« Zweite Heimat von andrea lummert, pad Bratislava Die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Freiwilligendienst »kulturweit« sind Abiturienten oder Studierende – Berufstätige wie Ulrike Reinhardt sind eher die Ausnahme. Sechs Monate unterstützte die junge Krankenschwester die Kinder einer Grundschule in Bratislava beim Deutschlernen. Auf dem Einführungsseminar, das alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer von »kulturweit« absolvieren, erhielt Ulrike Reinhardt nicht nur viele Tipps für den Aufenthalt in der Slowakei, sondern machte auch eine interessante Beobachtung: »Mit meinen 25 Jahren gehöre ich wohl zum alten Eisen der Freiwilligen und scheinbar auch zur seltenen Spezies der Leute, die nicht gerade Abitur gemacht haben, studieren oder studiert haben«, stellte die heute 26-Jährige fest. Als Krankenschwester hatte sie nach einer Möglichkeit gesucht, Auslandserfahrungen zu sammeln – nach Möglichkeit in einem nicht-medizinischen Bereich. Eine Tätigkeit mit Kindern konnte sie sich gut vorstellen. Deshalb bewarb sie sich beim PAD für einen Freiwilligendienst mit »kulturweit« an einer Schule im Ausland. Da sie die Altersgrenze für das Kindergeld bereits überschritten hatte und den Freiwilligendienst aus zuvor Erspartem finanzieren musste, entschied sie sich für einen sechsmonatigen Aufenthalt. Hinzu kam, dass in Berlin ihre Wohnung, ihr Job, Familie und Freunde auf ihre Rückkehr warteten. »Meine Zeit in Bratislava sollte eine Auszeit sein, ich wollte auch einmal etwas Abenteuerliches erleben und einen Tapetenwechsel, bei dem nicht nur die Tapeten wechseln, sondern auch alles andere. Ich wollte unbekannte Menschen treffen, reisen, fremde Kulturen kennenlernen und Spaß mit Kindern in der Schule haben«, beschreibt sie ihre Motivation. Das alles hat sie während ihres Freiwilligendienstes in Bratislava gefunden. An der Grundschule »Základná skola materskou skolou Za kasárnou«, die Kinder bis zur 9. Klasse besuchen, unterstützte Ulrike Reinhardt sechs Monate lang die Deutschlehrkräfte im Unterricht. In den höheren Klassen förderte sie gute Schülerinnen und Foto: Ekaterina Pokrovsky/shutterstock.com < Auch sie hat einen besonderen Blick auf Bratislava: Die Männergestalt aus Bronze lugt in der Altstadt aus einem Kanalschacht hervor. Schüler mit Konversationsangeboten. Den Kleineren in Klassen 1 bis 3 half sie beim Deutschlernen, bastelte und spielte mit ihnen oder begleitete sie auf Ausflüge. Für die Schule in Bratislava war der Aufenthalt der jungen Berlinerin ebenfalls Neuland. Ihr wurde zum ersten Mal eine Freiwillige zugeteilt. Ulrike Reinhardt berichtet, wie gastfreundlich sowohl die Schulleiterin als auch Lehrkräfte, Eltern und Kinder waren und wie freundschaftlich sie aufgenommen wurde. »Immer wenn ich durch die Schule ging, riefen mehrere Kinder meinen Namen, winkten oder rannten auf mich zu, um mich zu umarmen. Wenn ich nicht da war, fragten sie nach mir«, erinnert sie sich. Sauerkrautsuppe, Knödel und Mohnstrudel Über den Freiwilligendienst »kulturweit« Im November 2016 erkundete sie zwei Wochen die Slowakei, Ungarn und Kroatien und nahm an einem Seminar der Freiwilligen der Region teil. Danach war sie froh, wieder nach Bratislava zurückzukehren. Ulrike Reinhardt berichtet, dass sie sich dort von Anfang an heimisch gefühlt habe. »Zu Hause sein bedeutet für mich, mich sicher zu fühlen, mich frei entfalten zu können und die Möglichkeit zu haben, mich einzubringen und gebraucht zu werden. Das alles habe ich in Berlin und jetzt auch in meinem zweiten Zuhause in Bratislava. Ich bin unendlich dankbar für die vielen netten Menschen, die ich getroffen habe, die mir geholfen haben und die Geduld mit mir hatten, weil ich die Sprache nicht spreche, und dankbar für jede Sauerkrautsuppe, jeden Knödel und jedes Stück Mohnstrudel.« Rückblickend stellt Ulrike Reinhardt fest, dass der Freiwilligendienst in der Slowakei ihr Selbstbewusstsein gestärkt und damit ihre Erwartungen erfüllt habe. Wo sie früher aufgegeben hätte, würde sie sich jetzt zutrauen, Hindernisse zu überwinden. Eine Sache aber liegt ihr auf dem Herzen: »Es geht um die Sprache. Ich spreche sie leider nicht. Ich habe mich bemüht, ich habe gelernt und ich habe versucht, sie auszusprechen. Manchmal habe ich die richtigen Worte gewusst, wurde aber nicht verstanden. Ich habe es nicht geschafft«, sagt sie bedauernd. Um mehr als die alltäglichen Wörter für den höflichen Umgang miteinander zu lernen, seien sechs Monate zu kurz gewesen. Es mache sie deshalb traurig, dass sie so wenig Slowakisch spreche und Gefühle nicht mit Sprache ausdrücken könne. So blieb am Ende ein Wunsch unerfüllt. »Sicher habe ich mich hier mit vielen Leuten verständigen können. Aber hauptsächlich mit denen, die Englisch oder Deutsch sprechen. Katka, die Lehrerin einer meiner Lieblingsklassen spricht nur Slowakisch. Wenn ich mir eine Sache wünschen könnte, wäre das, für eine Stunde Slowakisch sprechen zu können, um mich mit ihr zu unterhalten.« »kulturweit« ist der internationale Freiwilligendienst des Auswärtigen Amtes in Kooperation mit der Deutschen UNESCO-Kommission. Er ermöglicht jungen Menschen im Alter von 18 bis 26 Jahren, sich für sechs oder zwölf Monate im Bereich der Kulturund Bildungspolitik zu engagieren. Der PAD und die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) sind gemeinsam Partner von »kulturweit« und vermitteln Freiwillige an von der ZfA betreute Schulen vorwiegend in Staaten Mittel- und Osteuropas. Weitere Einsatzstellen befinden sich in Lateinamerika, Asien und Afrika. Weitere Informationen www.kmk-pad.org/programme/ freiwilligendienst-kulturweit.html 28

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