Erasmus+ Inklusion Ein weiteres Highlight war ein Stop-Motion-Filmfestival, bei dem ein deutscher Beitrag über Rollstuhl-Basketball gewann – und das zurecht, findet die 12-jährige Selma: »Das Video, an dem ich selbst mitgearbeitet habe, wurde leider nicht rechtzeitig fertig. Aber ich habe mich für die Parallelklasse gefreut, die mit ihrem superguten Film gewonnen hat.« Fortbildungen für Lehrkräfte Die Lehrkräfte haben ihre Arbeitstreffen auch zur Fortbildung in Sachen Technik genutzt. »Auf Kreta hat uns ein IT-Experte in die Arbeit mit iPads und dem Programm iMovie eingeführt. Auf Island haben wir gelernt, wie man eine Website und ein Videotutorial für einen Flashmob erstellt. Und eine irische Kollegin hat mit uns mit Legofiguren die ersten Stop-Motion-Filme gedreht«, erzählt Katrin Schneider. Mit Ausbruch der Covidpandemie im Frühjahr 2020 musste das Projektteam hier und da umdisponieren. Das geplante Filmfestival etwa fand kurzerhand digital statt und die Kinder aßen ihr Popcorn statt im Kinosaal auf der heimischen Couch. Die namhafte Jury wurde durch eine Onlineabstimmung ersetzt und Santa Claus verkündete den Sieger per Videobotschaft. Das Projektteam der Charlotte-Salomon-Grundschule Berlin ist es gewohnt, gute Ideen kreativ umzusetzen. »Auch die Inklusion funktioniert hier nur so gut, weil wir erfinderisch sind«, sagt Katrin Schneider. »Wenn ein Kind zum Beispiel nicht allein in einer Gastfamilie untergebracht werden kann, nimmt es eben seine Mutter, seinen Betreuer oder eine Freundin mit.« Auch die 12-jährige Selma war in Island mit einem behinderten Kind in einer Gastfamilie untergebracht und sagt: »Natürlich hat das gut geklappt. Warum auch nicht?« — Die Autorin ist Journalistin in Königs-Wusterhausen. nachgefragt Verborgene Talente entdecken Claudia Buchert ist Schulleiterin der Charlotte-Salomon- Grundschule Berlin Was hat das Projekt für Ihre Schule bedeutet? Die Kinder haben Videos gedreht und kleine Aufführungen gezeigt, dabei waren sie mit Kindern aus anderen Ländern verbunden. Das hat ihre Englischkenntnisse auf spielerische Weise aktiviert und ihren Blick nach außen geweitet. Was waren für Sie persönlich die emotionalen Highlights des Projekts? Wir haben die Kinder noch einmal auf eine ganz andere Art und Weise kennengelernt und Talente entdeckt, die im normalen Unterricht vielleicht verborgen geblieben wären. Das hat mich sehr gerührt. Gilt das auch für die Kinder mit besonderen Bedürfnissen? Absolut. Solche Projekte bieten tolle Möglichkeiten für die inklusive Arbeit. Denn hier kann sich jedes Kind mit seinen Interessen und Talenten einbringen. Foto: Privat // BU austausch bildet Programm Erasmus+ Schulbildung Projekttitel And ... Action! Laufzeit September 2018 bis Februar 2021 EU-Zuschuss 42.170 € für die Schule in Deutschland Beteiligte Schulen Carr’s Glen Primary School Belfast (Irland), Brekkubæjarskóli (Island), 3rd Primary School of Agios Nikolaos, Kreta (Griechenland), Agrupamento de Escolas de Monte negro (Portugal). Weitere Informationen www.charlotte-salomon-grundschule.de/ schulleben/erasmus 14
15 Anschluss finden Wie gelingt die Integration von Schülerinnen und Schülern, die in der Oberstufe neu an die Schule kommen? Dies war eine der Fragen, mit denen sich das Coburger Casimirianum in einem Erasmus-Projekt zum Thema »Inklusion« befasste. von martin finkenberger, pad W enn im September nach den Sommerferien in Bayern wieder der Unterricht beginnt, verdoppelt sich am Gymnasium Casimirianum in Coburg schlagartig die Zahl der Schülerinnen und Schüler der zehnten Jahrgangsstufe. Ursache dafür sind zwei sogenannte Einführungsklassen für motivierte und leistungsstarke Absolventinnen und Absolventen der Real- und Mittelschulen, denen sich damit der Weg zum Abitur eröffnet. Wie aber gelingt es, diese Gruppe in die Schulgemeinschaft zu integrieren? Und auf welchem Weg finden sie Anschluss an jene Zehntklässler, die bereits seit der Unterstufe das Casimirianum besuchen? Diese Fragen waren ein Schwerpunkt des Erasmus-Projekts »Making school a home for each student – unity in diversity«, das die Schule mit Partnern in fünf weiteren europäischen Staaten durchgeführt hat. Den Begriff der »Inklusion« haben die Schulen aus Belgien, Italien, Luxemburg, Schweden und Spanien dabei bewusst weit gefasst. »Ich spreche lieber von Integration«, sagt Ines Hoepfel, die am Casimirianum Deutsch, Geschichte, Sozialkunde und Ethik unterrichtet und das Projekt koordiniert hat. Sie verweist auf die unterschiedlichen Gruppen, die so in den Blick genommen werden können: Die neu eingetretenen Schülerinnen und Schüler der Oberstufe zählen genauso dazu wie junge Geflüchtete, die seit 2015 in Deutschland leben, Kinder mit »Migrationshintergrund« oder solche, die ein körperliches oder geistiges Handicap haben. »Für unser Projekt war es wichtig, den Begriff ›Inklusion‹ mit den Gegebenheiten der Schulen und ihrem jeweiligen Profil zu verbinden«, erläutert sie. Dementsprechend unterschiedlich waren deshalb die Themen, mit denen sich die Schulen während des Projekts auseinandersetzten. Während es in Schweden um Konzepte zur Integration jener Schülerinnen und Schüler ging, die Mitte der 2010er Jahre mit ihren Familien aus Bürgerkriegsregionen nach Europa geflüchtet waren, verfügte der Partner >
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