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Austausch bildet – Dezember 2022

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Das Magazin „Austausch bildet“ des PAD veröffentlicht Beiträge zur Praxis im internationalen Schulaustausch. In dieser Ausgabe stehen die deutsch-britischen Beziehungen im Mittelpunkt. Sie können das Heft kostenlos im PAD-Webshop bestellen oder abonnieren. www.kmk-pad.org/shop

Guten Tag Forum ein

Guten Tag Forum ein zwischenruf zum fremdsprachenlernen Gegen den Trend Wer als junger Deutscher oder Brite einige Zeit auf »der Insel« oder »dem Kontinent« lebt, entdeckt oft viele Gemeinsamkeiten mit den Menschen dort. Dass dafür Fremdsprachenkenntnisse unerlässlich sind, liegt für John Kampfner, langjähriger BBC-Korrespondent und Autor des Buches »Why the Germans Do it Better«, auf der Hand. Bonne journée Buenos días 24 austausch bildet

Forum 25 von john kampfner M an sollte annehmen, dass, wenn einige der am meisten respektierten akademischen Einrichtungen des Vereinigten Königreichs einen Aufruf zum Handeln veröffentlichen, die Regierung auch zuhört. Leider ist diese Annahme falsch. »In unserer globalisierten Welt enthält die Behauptung ›Einsprachigkeit ist der Analphabetismus des 21. Jahrhunderts‹ mehr als nur ein Körnchen Wahrheit. Wenn wir also unsere Beziehungen zum Rest der Welt sowie den gesellschaftlichen Zusammenhalt auf nationaler Ebene intensivieren wollen, dann müssen unsere Bürger und Bürgerinnen ihre Kenntnisse anderer Sprachen als der Englischen verbessern und diese mehr wertschätzen.« So sagte es die British Academy, die höchste Instanz in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Unterstützt wurde sie dabei von der Academy of Medical Sciences, der Royal Academy of Engineering sowie der Royal Society, womit die führenden Akademien einer gemeinsamen Position Ausdruck verleihen. Mit anderen Worten: Jede Person von Bedeutung im akademischen Bereich hat die Warnung vor dem potenziellen Wettbewerbsnachteil erhalten, der sich aus dem britischen Versagen beim Fremdsprachenunterricht ergeben könnte. Das war im Jahr 2019, vor der Pandemie, die die unmittelbare Interaktion zwischen Menschen unmöglich machte. Es war auch, bevor die Auswirkungen des Brexits spürbar wurden. Die genannten Institutionen standen nicht allein. Im März desselben Jahres äußerten sich auch Parlamentarier entsprechend. Eine parteiübergreifende Gruppe erklärte: »Das Sprachendefizit im Vereinigten Königreich behindert uns wirtschaftlich, sozial und kulturell.« Und die Krise, so wurde hinzugefügt, verstärke sich. Die Ergebnisse der Prüfungen für den mittleren Schulabschluss sowie die Hochschulreife zeigten nämlich, dass eine »historisch niedrige« Anzahl der Schülerinnen und Schüler überhaupt noch Sprachen erlernt. Die Sprachenabteilungen der Universitäten, hieß es ergänzend, »schließen in hohem Tempo«, was sich auf die Versorgung auswirke. »Die Anzahl derer, die einen Abschluss in einer modernen Fremdsprache machen, ist inzwischen niedriger als die Zahl der Ausbildungsplätze für Lehrkräfte.« Die Parlamentarier forderten ein »Programm zur nationalen Erholung« (National Recovery Programme) und legten zwingende Beweise vor, um ihre Warnungen zu untermauern. Firmen, deren leitende Angestellte über Fremdsprachenkenntnisse verfügten, konnten im Durchschnitt um 43 Prozent höhere Exportumsätze verzeichnen. Und Studentinnen und Studenten mit Auslandserfahrungen im Rahmen des Erasmus-Programms fanden mit einer Wahrscheinlichkeit von 23 Prozent eher eine Anstellung als diejenigen mit geringem oder keinem Wissen über andere Länder. Das Problem besteht darin, dass anscheinend niemand in der Regierung zuhört. Im Papier zur Exportstrategie des Department for International Trade werden Fremdsprachenkenntnisse noch nicht einmal erwähnt. Wie bei Basil Fawlty 1 lautet das Motto: Wenn der Ausländer kein Englisch versteht, sprich einfach lauter. Eingetrübte Zukunftsaussichten Man kann für all diese Missstände nicht ausschließlich den Brexit verantwortlich machen. Bemerkenswerterweise begann der Verfallsprozess in der Regierungszeit von Tony Blair, als bestimmt wurde, dass Sprachunterricht an Schulen nicht länger verpflichtend sein sollte. Der Schaden war bald erkennbar. Im Jahre 2013 warnte der British Council vor einem »alarmierenden Mangel an Menschen, die in der Lage sind, eine der zehn wichtigsten Fremdsprachen zu sprechen.« Dies, so wurde hinzugefügt, würde die Zukunftsaussichten des Vereinigten Königreichs sowie dessen Position in der Welt beeinträchtigen. Man erwarte aber keinerlei Verbesserung auf Regierungsebene. Die neue Premierministerin, Liz Truss, kann sich noch nicht einmal dazu durchringen, Europa in irgendeiner Weise positiv zu erwähnen. In einer Rede vor jubelnden Aktivisten der Konservativen Partei bezeichnete sie den Import von französischem Käse als eine »Schande«. Eine solche Haltung hat Auswirkungen, die weit über Export- oder Importbilanzen hinausgehen. Sie hilft dabei, zu verstehen, in welcher Art Großbritannien derzeit einen Wandel vollzieht. Die Migrationszahlen zeigen einen drastischen Rückgang der Einreisen aus der EU. Es entwickelt sich eine sich selbst erfüllende Prophezeiung eine Insel driftet ab. »Angesichts der Allgegenwart des Englischen scheint in gewissen Kreisen der Glaube vorzuherrschen, junge Briten würden schon klarkommen, auch wenn sie nicht in der Lage wären, die Sprachen anderer Völker zu sprechen, deren Texte zu lesen oder 1 Die von John Cleese gespielte Hauptfigur der britischen Serie »Fawlty Towers« gilt als Inbegriff eines Ignoranten.

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