Geistige und räumliche Beweglichkeit sind für die 41-Jährige eine Lebenseinstellung. Nach dem Abitur schnupperte sie in unterschiedliche Studiengänge und lebte eine Zeit lang in Mexiko. Als sie vor zehn Jahren ihre Erzieherinnenausbildung begann, wusste sie, dass sie beruflich angekommen war. Sie ist dankbar, dass ihr Arbeitgeber ihren Wissensdurst fördert: »Ich sauge alles auf, wie ein Schwamm. Und ich freue mich, dass ich durch die Fortbildungen wieder einmal aus den eigenen vier Wänden rauskomme«, sagt sie. Persönliche Fähigkeiten entwickeln Lara Friebe hatte vor ihrer Sizilien-Fortbildung Schmetterlinge im Bauch, weil sie noch nie allein verreist war. »Es war total aufregend, aber eine enorme Bereicherung, weil ich jetzt weiß: Ich bin groß, ich schaffe das«, lautet ihr Fazit. Auch die sprachlichen Herausforderungen hat sie fabelhaft gemeistert, fand doch das Seminar auf Englisch statt. »Für viele ist das eine Hürde«, vermutet Aleli Gómez, die selbst mehrere Sprachen spricht. »Toll, dass meine Kollegin es sich trotzdem getraut hat.« Denn schließlich signalisiert ein beruflicher Auslandsaufenthalt dem Arbeitgeber, dass die Bewerberinnen und Bewerber sich etwas zutrauen und offen für Neues sind. Umso schöner, dort zu lernen, wo andere Urlaub machen. — Die Autorin ist Journalistin in Bonn. nachgefragt Das Ausland als Anreiz Erzieherinnen und Erzieher der Kindertagesstätten der Diakonie Michaelshoven können sich mit Erasmus+ in Europa fortbilden. Geschäftsführerin Franziska Lang erläutert das Konzept. Frau Lang, warum nutzt die Diakonie Michaelshoven Erasmus+ für Fortbildungen? Eine Auslandsfortbildung bringt viele Vorteile. Dazu gehört neben der Erweiterung des Wissenshorizontes die Chance, ein anderes Land mit seiner Kultur und seinen Menschen kennenzulernen. Damit verbunden ist der Austausch von Innovationen und die Stärkung von Netzwerken. Dort arbeiten und sich fortbilden, wo andere Urlaub machen, ist ein toller Anreiz für viele Kolleginnen und Kollegen und erhöht die Motivation und Arbeitszufriedenheit. Nach welchen Kriterien erfolgt die Auswahl? Das Angebot an kooperierenden Bildungseinrichtungen im europäischen Ausland ist unheimlich groß. Wir legen Bildungsschwerpunkte fest, recherchieren die Zielorte und prüfen, ob diese für unsere Teilnehmenden gut erreichbar sind. Dazu gehört auch, welche Transferzeiten zum Beispiel vom Flughafen zur Institution eingeplant werden müssen. Dies ist zeitaufwendig, macht aber auch sehr viel Freude und wir fiebern mit unseren Kolleginnen und Kollegen mit. austausch bildet Aus Ihrer berufsprofessionellen Sicht: Weshalb sollte »Mehr Europa« auch für Kitas ein Thema sein? Globalisierung und Migration tragen dazu bei, dass die Begegnung mit anderen Religionen und die Vernetzung zwischen verschiedenen, oft religiös geprägten Kulturen immer stärker zunehmen. Umso mehr sind interreligiöse und interkulturelle Kompetenz gefordert. Entsprechende Bildungsprozesse sind deshalb eine gesellschaftliche Aufgabe und damit auch ein Auftrag an die frühkindliche Bildung. 10
Kitas in Erasmus+ 11 etwinning Früh übt sich Digitaler Austausch mit eTwinning bringt mehr Europa auch in Kitas. Wie das funktionieren kann, zeigen unsere Praxisbeispiele. zusammengestellt von annika gruß, pad Mein Interesse für eTwinning wurde bei meinem Besuch auf der Bildungsmesse DIDACTA geweckt, als ich mit dem eTwinning-Team ins Gespräch kam. Durch einen eigenen Erasmus-Aufenthalt vor ein paar Jahren war mein persönliches Interesse am internationalen Austausch schon vorhanden. eTwinning kommt jetzt genau richtig, um erste Wege und Erfahrungen als Kita im internationalen Kosmos zu beginnen. Mein Ziel ist es, den Kindern praktisch zu verdeutlichen, dass es nicht nur unsere Stadt Köln in Deutschland gibt, sondern darüber hinaus viele verschiedene Länder, Sprachen, Kulturen und Religionen. Dies erfahren wir besser durch aktives Erleben, als nur davon zu hören. Da unsere Kita digital sehr gut aufgestellt ist und die meisten Kinder bereits im privaten Umfeld mit anderen Ländern und Kulturen in Kontakt gekommen sind, sind die Voraussetzungen für europäische Onlineprojekte gegeben. Johanna Groninga Leiterin der Kita »Kita Mary Poppins«, Köln Als Pädagoginnen und Pädagogen stehen uns verschiedene Methoden zur Verfügung, Europa als Thema in den Kindergarten zu bringen und die Neugier der Kinder zu wecken. Unsere Einrichtung nimmt dieses Jahr zum Beispiel eine Erasmus-Praktikantin auf. Unser pädagogischer Ansatz zielt darauf ab, die Selbstständigkeit sowie das Selbstbewusstsein der Kinder zu fördern, indem wir sie viel ausprobieren und ihre Umgebung selbst gestalten lassen. Im eTwinning-Projekt möchte ich den Ideen der Kinder daher Raum geben und sie zum Beispiel an der Themenwahl beteiligen.«
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