Denise Müller kooperationspartnerschaft Krokodilclips und Gemüsemesser Tim Rogas Nachhaltigkeit von Anfang an: Tim Rogas und Denise Müller von der Kita Zwergenland tauschen sich dazu mit anderen Fachkräften aus – international und auf Englisch. Das bringt neue Ideen für den Kindergarten und ist gleichzeitig ein Motivationsschub für den Berufsstart als Erzieher. austausch bildet von maria birkmeir, pad V on Rumänien über Estland bis Nepal und Jordanien: 160 pädagogische Fachkräfte aus der ganzen Welt hören zu, als Tim Rogas und seine Kollegin Denise Müller von ihrer Arbeit in der Kita Zwergenland im Umland von Dresden berichten. Das Thema? Wie können Kleinkinder an Nachhaltigkeit und Umweltschutz herangeführt werden – oder, so der englische Titel: »Teaching Sustainability in Kindergartens«. Das Webinar wird weltweit per Stream unter anderem via YouTube angeboten und ist Teil eines großen Erasmus-Kooperationsprojekts, an dem Organisationen aus Deutschland, Schweden, Litauen, Österreich, Slowenien und Griechenland beteiligt sind. In dem Erfahrungsaustausch geht es aber auch um vermeintlich kleine und alltägliche Dinge. Fingerfertigkeit einüben »Wir legen mit unseren Kindern einen Nutzpflanzengarten mit Gemüse und Kräutern an«, erzählt Denise Müller. »Sie sollen wissen, wie die Pflanzen heißen und welche sie essen können. Außerdem lernen sie, wie nützlich und wichtig Insekten sind, auch wenn sie irgendwie gruselig aussehen. Wir dokumentieren gemeinsam, wie alles wächst, und wir ernten zusammen. Unsere Hochbeete bewässern wir mit Regenwasser, um einen sparsamen Umgang mit Ressourcen vorzuleben.« Bei den Zuschauern kommt das gut an: »This is garden in the kindergarten – very nice«, kommentiert eine Kollegin. Tim Rogas ergänzt die Präsentation seiner Kollegin: »Auch Müll ist für uns ein wichtiges Thema. Wir bringen den Kindern bei, ihn zu trennen, und machen daraus auch Bastelprojekte.« Er zeigt Fotos von Kleinkindern, die aus Stücken von Pappkartons ein Häuschen gebastelt haben. Dazu gibt es gleich eine Nachfrage im Chat. Eine Erzieherin aus Mazedonien erkundigt sich nach den grünen Clips, mit denen die Kinder die Kartons aneinandergesteckt haben. Tim Rogas und Denise Müller erklären, dass ihre Kita diese »Krokodil-Clips« bewusst bei einem kleinen Unternehmen aus Deutschland kauft, das nachhaltig produziert. Fingerfertigkeit ist auch bei einem anderen Thema gefragt, das die Erzieherinnen und Erzieher beschäftigt: Beim gemeinsamen Kochen im Zwergenland dürfen die Kinder selbst Gemüse schneiden. Ob es keine Bedenken gebe, dass sie sich mit den Messern verletzen könnten, fragt die Moderatorin. »Bis jetzt ist noch nie etwas passiert. Ich habe festgestellt, dass stumpfe Messer gefährlicher sind, weil das die Kinder frustriert und sie dann mit mehr Kraft auf den Karotten herumhacken. Sinnvoller ist es, dass sie lernen, auch mit etwas schärferen Messern verantwortungsvoll umzugehen«, berichtet Denise Müller von ihren Erfahrungen. 14
Kitas in Erasmus+ 15 Nach der Präsentation der Kita Zwergenland geht das Wort an zwei Erzieherinnen aus Litauen. Sie zeigen, wie der »Treibhauseffekt« durch einfache Experimente für Kinder verständlich wird. Obwohl das Webinar insgesamt zwei Stunden dauert, verfolgen fast alle Zuschauerinnen und Zuschauer die Übertragung bis zum Schluss. Tim Rogas ist besonders beeindruckt vom Beitrag der beiden Kolleginnen aus Österreich. Der bilinguale »Kindergarten Schmetterling« in Wien hat mit Kindern und Eltern eine Demonstration organisiert, um auf die Zukunftschancen der Jüngsten aufmerksam zu machen. »Wir möchten versuchen, jemanden aus Wien einzuladen, damit wir uns weiter austauschen können. Das ist auch einfacher, denn es gibt ja keine Sprachbarriere«, sagt er. deshalb, sich gut vorzubereiten. Ihre Präsentation auf Englisch haben die beiden zuerst auf einem internationalen Workshop in Leipzig gehalten, bei dem sie auch die Erzieherinnen und Erzieher aus Schweden, Litauen, Österreich, Slowenien und Griechenland kennengelernt haben. »Alles auf Englisch, das war schon eine Umstellung«, erinnert sich Tim Rogas. »Aber gerade das ist ja der Reiz, dieser länderübergreifende Austausch. Es war toll zu sehen, dass sich auch andere mit diesen Themen beschäftigen. Und es ist spannend, wie beispielsweise Kitas in Schweden oder Slowenien zu Nachhaltigkeit arbeiten.« Wie das dort in der Praxis geschieht, davon kann er sich bald auch selbst ein Bild verschaffen: Ein weiteres internationales Treffen findet in Malmö statt. Von Leipzig nach Malmö Auf Englisch über die eigene Arbeit sprechen – das ist für Fachpersonal aus Kindergärten oder Vorschulen keineswegs alltäglich. Um die eigene Nervosität abzulegen, empfehlen Tim Rogas und seine Kollegin nachgefragt Bester Start ins Berufsleben Tim Rogas ist seit zwei Jahren Erzieher im Kindergarten »Zwergenland« in Radebeul (Landkreis Meißen). Projekttitel The Superhero Lab: Engaging Children as Scientists to Explore Sustainability Laufzeit November 2023 bis Oktober 2026 Bewilligter EU-Zuschuss 400.000 Euro Weitere Informationen superherolab.eu Wie sind Sie zum Austausch mit Erasmus+ gekommen? Das lief über den Kontakt unserer Kita-Leitung zu einer Organisation in Leipzig, die interkulturelle Fortbildungen für Fachkräfte an Kitas anbietet und am »Superhero Lab« beteiligt ist. Ich wurde gefragt, ob ich mir vorstellen kann, da mitzumachen – und war begeistert. Das ist der beste Start in mein Berufsleben als Erzieher, den ich mir wünschen könnte. Meine Kollegin und ich haben dann überlegt, was wir zum Thema Nachhaltigkeit beitragen können und dazu eine Präsentation vorbereitet. Welchen Stellenwert hat das Thema »Nachhaltigkeit« in Ihrem Zwergenland? Wir sind eine kleine Kita mit etwa 60 Kindern in einer schönen dörflichen Gegend außerhalb von Dresden. Es gibt tolle Möglichkeiten, weil um uns herum viel Natur ist. Das ist auch die Idee – Nachhaltigkeit im Kita-Alltag ständig aufzugreifen, nicht nur einmal für eine Projektwoche. Ein anderer Fokus bei uns ist Psychomotorik, damit habe ich mich auch vorher in meiner Ausbildung schon intensiv beschäftigt. Kinder lernen besonders gut, wenn sie in Bewegung sind – und das kann ich hier umsetzen. Andere basteln oder kochen lieber, jeder hat seine Stärken. Ist Austausch auf Englisch eine Herausforderung? Meine Kollegin und ich sind ein gutes Team, wir haben das toll aufgeteilt. Einer behält die Ruhe und der andere achtet darauf, dass alles läuft. Wir versuchen einfach, zu reden – und das hat bisher sehr gut geklappt.
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