Fremdsprachenassistentenprogramm austausch bildet meine autoreparatur auf dem pausenhof sorgte für heiterkeit. und er hat mich anschließend zu einem Schnaps eingeladen. Das schloss natürlich nicht aus, dass auch andere Erfahrungen möglich waren. Die Fremdsprachenassistentin am Lycée zum Beispiel erzählte mir, dass sie den Ort Lesconil, der im Krieg offensichtlich übel zugerichtet worden war, fluchtartig mit ihrem Auto verlassen musste, nachdem sie ein Huhn überfahren hatte und aufgrund ihres Kennzeichens als Deutsche identifiziert worden war. Die Regel war sowas natürlich nicht. In dieser Situation hätten Sie sich vermutlich mit Ihrem PKW, mit dem Sie unterwegs waren, wenigstens einige Sympathiepunkte erworben. Viele Franzosen haben sich in der Tat gewundert, warum ein Deutscher mit einer »Ente« ankommt und nicht zum Beispiel mit einem Volkswagen oder, wie der »Principal«, mit einem Audi fährt. Und wie haben Sie es erklärt? Ich habe auf die Tradition in meiner Familie verwiesen: Schon mein Vater fuhr französische Autos. Und für frankophile Studenten war seinerzeit die »Ente« mit dem Faltdach erste Wahl. Obwohl diese Modelle als reparaturanfällig galten … Das stimmt. Es kam tatsächlich soweit, dass ich auf dem Schulhof meinen durchgerosteten Auspuff gewechselt habe, was zu großer Heiterkeit führte. Ich hatte mir in der gut sortierten KfZ-Abteilung eines Supermarkts das Ersatzteil besorgt, musste aber feststellen, dass mir das nötige Werkzeug fehlte. Daraufhin habe ich mich beim »Principal« nach dem »prof de bricolage« erkundigt – ich dachte irrtümlich, das sei die treffende Übersetzung für den Werklehrer. Die Bezeichnung lief diesem Lehrer, mit dem ich im Übrigen später eine Segeltour unternommen habe, sein ganzes Dienstleben nach. Aber immerhin kam ich so an eine Eisensäge. Sie arbeiten heute in der Univerwaltung im Bereich des Wissens- und Technologietransfers. Was genau ist darunter zu verstehen? Technologietransfer ist ein Scharnier zwischen der Wissenschaft, die manchmal als »Elfenbeinturm« wahrgenommen wird, und »dem Leben draußen«. Er soll einerseits dafür sorgen, dass Erkenntnisse der Universitätsforschung in die Unternehmen kom- men. Der Austausch findet aber auch in die andere Richtung statt. So können sich Unternehmen mit Forschungsfragen an uns wenden, damit diese etwa im Rahmen von Diplomarbeiten oder Dissertationen aufgegriffen werden. Die entsprechenden Kontakte herzustellen und zu fördern, ist Aufgabe der Stabsabteilung, die ich leite. Wenn Sie zurückblicken: Was haben Sie mitgenommen aus Ihrer Zeit als Fremdsprachenassistent? Einige persönliche Freundschaften bestehen heute noch, etwa zu dem »Principal«, der inzwischen im Ruhestand ist. Dass er mit seiner Familie zu meiner Hochzeit nach Würzburg kam, hat mich besonders gefreut. Seit Quimper bin ich auch mit einem Informatikstudenten befreundet, der an Stelle des Militärdienstes am Lycée ein Jahr dieses Fach, das es im regulären Unterricht noch nicht gab, unterrichtet hat. Nicht missen möchte ich zudem die Erfahrung, wie in einem anderen Land gelebt, gearbeitet, gedacht und gehandelt wird. Vieles, was seinerzeit als typisch französisch galt, gibt es in unserem stark normierten Europa wohl nicht mehr – bis hin zu den großen Blechkannen in der Lehrerkantine am Collège, aus denen wie selbstverständlich Rotwein ausgeschenkt wurde. Dass ich zudem später für meine Doktorarbeit ein deutsch-französisches Thema gewählt und dazu im Burgund recherchiert habe, war wohl auch eine Folge meiner Zeit als Fremdsprachenassistent. Zur Person Dr. Ulrich Dölp, Jahrgang 1963, studierte Germanistik, Romanistik und Phonetik in Trier. Nach einigen Jahren als DaF-Lehrer ist er seit 1995 im Bereich des Wissens- und Technologietransfers tätig – erst an der Universität Würzburg, seit 2000 an der Universität Gießen. Im Schuljahr 1985/86 war er Fremdsprachenassistent am Collège de Kermoysan in Quimper. 34
35 Das Gruppenbild zeigt die »Austauschler« des DAAD, der seinerzeit auch Fremdsprachenassistenzkräfte vermittelt hat. Zurückgeblickt Scharfsinnige Beobachter ihrer Nachbarn Jacques Decour (1910–1942) und Karl Korn (1908–1991) werden kaum voneinander gewusst haben. Dabei weisen die Biographien des ambitionierten Literaten aus Paris und des späteren FAZ-Feuilletonisten aus dem Rheingau eine interessante Parallele auf. Anfang der 1930er Jahre waren beide Fremdsprachenassistent an einer Schule im Nachbarland. Was sie dort beobachten konnten, hat der eine literarisch verarbeitet und der andere in seinen Memoiren geschildert.
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