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Austausch bildet Juni 2015

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Das neue halbjährlich erscheinende Magazin des PAD löst "PAD aktuell" ab. In der Ausgabe Juni 2015 lesen Sie im Schwerpunkt "Europa plus" Beiträge über Partnerschaftsprojekte mit Schulen in Osteuropa und Anrainern am Mittelmeer. Weitere Themen sind Erfahrungen mit Erasmus+, mit dem deutsch-französischen Freiwilligendienst, mit dem German American Partnership Program (GAPP) und dem Austausch von Fremdsprachenassistenten.

Laut, rau und

Laut, rau und studentisch war der Umgangston Karl Korn (1908–1991) austausch bildet zu spüren. Die Sorbonne will die bereits bestandene »Agrégation«, dem Staatsexamen in Deutschland vergleichbar, zunächst nicht ausfertigen. Mehr noch trifft »Philisterburg« allerdings den Lehrer Apel. Ihn, zumal Jude, bezichtigt das Kollegium, dem Gast aus Frankreich die verderblichen Ansichten eingeflüstert zu haben. Apel verliert schließlich seine Stellung. Tragisch ist auch das weitere Schicksal Decours, der in den 1930er Jahren an verschiedenen Schulen unterrichtet. Nachdem Frankreich im Sommer 1940 durch die Wehrmacht besetzt worden war, arbeitete er an Zeitschriften der Résistance mit – unter anderem an den »Lettres françaises«, deren erste Ausgabe er vorbereiten hilft. Ihr Erscheinen erlebt er allerdings nicht mehr. Im Februar 1942 wird er inhaftiert, zum Tode verurteilt und am 30. Mai hingerichtet. Dass er in seinem Abschiedsbrief einerseits an die letzte Szene in Goethes »Egmont« erinnert – »Schützt eure Güter! Und euer Liebstes zu erretten, fallt freudig, wie ich euch ein Beispiel gebe«, heißt es dort – und andererseits mit Theodor Körner auf einen jener Deutschen verweist, die im 19. Jahrhundert gegen die Franzosen agitierten, wirkt dabei, so ein Biograph Decours, »wie eine finale Pointe« in diesem kurzen Leben. Ohne Lehrerfahrung auf einer begehrten Stelle Einen Blick aus der Perspektive eines deutschen Fremdsprachenassistenten auf das Schulleben an einem französischen Gymnasium in den frühen 1930er Jahren erlaubt Karl Korn in seinen Memoiren. Keine 25 Jahre alt, wurde der Germanist 1932 als Lektor an die Universität Toulouse und als Fremdsprachenassistent an das dortige Lycée de garçons vermittelt. Dass er ohne Lehrerfahrung diese »sehr begehrte Stelle« an der Schule erhielt, führte er auf einen »schieren Glückszufall« zurück. Sein Vorgänger nämlich, der in Deutschland bereits als Studienrat unterrichtete, hatte, so erinnert sich Korn, »keine glückliche Figur gemacht«. Allzu »ungeschickt« pochte er offensichtlich darauf, »genau so viel wert zu sein wie ein französischer Professeur agrégé«. Korn, der 1949 zu den Mitbegründern der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) zählte, war zwar bereits promoviert. Allerdings blieb er »im Hinblick auf das höhere Lehramt einstweilen ohne jeden Ehrgeiz«. Umso leichter fiel es ihm deshalb, sich als »Assistant d’allemand« damit zu arrangieren, »der untersten Gruppe von Lehr- und Aufsichtspersonen inkorporiert« zu sein. Mit den »Agrégés« in einen Wettbewerb um das berufliche Ansehen zu treten, schien ihm von vornherein »aussichtslos«. Auch Korn zeichnet ein genaues Bild vom Alltag dieser »Anstalt« mit ihren rund 1.600 Schülern, von denen über 500 zugleich im Internat leben. Als »Assistant d’allemand« gehörte er zu jener »Schar älterer Semester« der örtlichen Universität, die sich als »Maîtres d’Internat« ein Zubrot verdienten. Dabei handelte es sich zumeist um Juristen oder Lehramtsstudenten. Sie mussten die Schüler »in den Pausen, bei Tische und in den riesigen Schlafsälen« beaufsichtigen sowie am schulfreien Donnerstag am Nachmittag »ausführen«. Der Umgangston schien Korn zunächst fremd. Er sei »laut, rau und studen- 38

Zurückgeblickt 39 »Unerlässlich für unsere Demokratie« Erinnerungskultur soll ein Gegenstand historisch-politischer Bildung in der Schule sein. Dazu regen Empfehlungen der Kultusministerkonferenz an, die im Dezember 2014 unter dem Titel »Erinnern für die Zukunft« beschlossen wurden. Die Empfehlungen knüpfen an frühere Beschlüsse der Kultusministerkonferenz zu einzelnen Themen aus dem Bereich der politischen Bildung an. In ihre Entwicklung einbezogen waren verschiedene Stiftungen und Verbände, die sich historisch-politischer Themen annehmen. »Ich freue mich, dass wir im Erinnerungsjahr 2014 Empfehlungen zur Erinnerungskultur in Schulen erarbeitet haben. Dieses Thema mit seiner Bedeutung für Gegenwart und Zukunft liegt mir persönlich sehr am Herzen und war daher ein wichtiger Schwerpunkt meines Präsidentschaftsjahres«, erklärte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz und nordrhein-westfälische Schulministerin, Sylvia Löhrmann, anlässlich des Beschlusses. Im Spannungsfeld verschiedener möglicher Deutungen von Geschichte geht es dabei gleichermaßen um den Erwerb von historischem Bewusstsein, von Wissen, von Empathie, um die Entwicklung einer demokratischen Grundhaltung und die Förderung von Urteilsvermögen und Handlungskompetenz. In diesem Prozess spielen individuelles und gesellschaftliches, kultursensibles und multiperspektivisches sowie reflexives Erinnern eine wichtige Rolle. »Jede Generation muss sich ihren Zugang zur deutschen Geschichte neu erarbeiten. Erinnerungskultur ist das Ergebnis eines komplexen Zusammenwirkens vieler Akteure, Debatten und Traditionen. Die Kultusministerkonferenz gibt daher anschauliche Empfehlungen für die Schulen, für die Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern sowie für die Bildungsverwaltung beziehungsweise Bildungspolitik. Für unsere Demokratie und für die politische Kultur unseres Landes ist es unerlässlich, dass die Erinnerungskultur in unseren Schulen fest verankert ist und bleibt“, betonte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz. tisch« gewesen. Ähnliches gilt auch für die Unterhaltungen während der gemeinsamen Mahlzeiten, an denen er teilnimmt. Sie hätten oftmals »mit Geist wenig zu tun« gehabt, schreibt Korn, nicht ohne allerdings zu erwähnen, »ein dankbarer Konsument der gebotenen Genüsse« und vor allem des reichlich servierten Rotweins gewesen zu sein. Anders als die »Maîtres« wohnte Korn nicht im Internat, wo ihm ein »schäbiges Zimmer« zugeteilt worden war. Er zog es stattdessen vor, »en ville« zu leben. Ein figurenreiches Kollegium An der Schule – ein »riesiges Kasernement um den Kern eines uralten Jacobinerklosters« – lernt er ein »figurenreiche[s] Kollegium« kennen. Vor allem die vier »Agrégés« für den Deutschunterricht zeigen sich ihm gegenüber »liebenswürdig zugetan und hilfreich«. Darüber hinaus scheinen sie sich aber kaum um ihn gekümmert zu haben. Dass sie ihm dennoch respektvoll begegneten, führt Korn auf eine wohlwollende Rezension seiner Promotion zurück, die kurz vor seiner Ankunft in der »Revue germanique«, dem Fachorgan der französischen Germanisten, erschienen war. Mit dem Direktor der Schule dagegen hatte er wenig Kontakt. »Monsieur le Proviseur«, den er bei seinem Antrittsbesuch flüchtig kennenlernte, sei »kaum mehr als eine Repräsentationsfigur gewesen«. Im Schulleben trat er vor allem am 14. Juli in Erscheinung, um »eine ungemein pathetische, feierliche Rede zu halten«. Für die »Jugend des Lycée«, die bei solchen offiziellen Anlässen »stumm und starr wie eine Mauer dastand«, war er »eine Figur, der sie kecken Spott reichlich angedeihen ließen«, wenn sie unter sich waren. Für Ordnung im Schulbetrieb Den Direktor lernte er nur flüchtig kennen Der Wortlaut der Empfehlung ist erhältlich unter www.kmk.org

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