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Austausch bildet Juni 2017

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Die Zeitschrift "Austausch bildet" erscheint zwei Mal jährlich (Mai und November) und berichtet über den europäischen und internationalen Austausch im Schulbereich. Schwerpunkte vertiefen einzelne Programme oder Themen. Der Bezug der Zeitschrift ist kostenlos.

Schwerpunkt »Bildung

Schwerpunkt »Bildung für nachhaltige Entwicklung« 15 austausch bildet 14 erasmus+ schulbildung Tausche rote Erdbeeren gegen schwarze Erde von arnd zickgraf I nmitten der digitalen Revolution hat Ulla Ondratschek ein Gespür dafür bewahrt, was bleibt. Oder bleiben sollte. Eines Tages saß die Lehrerin der Berliner Grundschule im Beerwinkel mit Kollegen der Primary-School Johnstonebridge aus Schottland am Tisch. Die kleine Schule in der Grafschaft Dumfriesshire wird von nur drei Lehrern, einer Köchin und einer Sekretärin betrieben. »Viele Kinder wissen nicht mehr, wie man eine Suppe kocht«, beklagte sich die Köchin, die ebenfalls am Tisch saß. »Uns fiel auf, dass die Kinder heute Zuflucht zu ihren Handys nehmen und sonst kaum etwas mit ihren Fingern machen. Was brauchen die Kinder aber noch für die Zukunft?«, fragten sich die Lehrkräfte. Bei diesem Gespräch leuchtete ihnen die Idee des kreativen Bewahrens auf. Unter dem Projekttitel »Back to Our Future« sollte es darum gehen, Grundschulkinder an in Vergessenheit geratene Fähigkeiten und Fertigkeiten wieder heranzuführen. Mit der schottischen Mit dem digitalen Wandel geht auch traditionelles Können verloren. In einem Projekt zum Thema Nachhaltigkeit haben sich Lehrkräfte und Schüler/ -innen einer Berliner Grundschule mit Partnern von Spanien bis zur Türkei darüber ausgetauscht, welche Bedeutung solchen Fertigkeiten heute zukommen sollte – und alte Brettspiele wiederbelebt. Grundschule verbindet Ulla Ondratschek fast 20 Jahre der Zusammenarbeit in europäischen Schulprojekten. »Wir wollen Fähigkeiten wie Stricken und Klöppeln erlernen und schauen, ob und wie wir sie für unsere Zukunft nutzen können«, erläutert Ulla Ondratschek. Die Kinder durften zudem erfinderisch sein. Dazu gehörte auch, aus Dingen des Alltags wie verbrauchten Tetrapaks etwas Neues zu basteln, etwa Portemonnaies. Das Projekt umfasste vier Aspekte: Gärten und Bäume, Handwerk und Handarbeit, alte Spiele und Unterhaltung sowie Handel mit selbst hergestellten Dingen, die etwa auf Basaren verkauft wurden. So waren im Zuge der jüngsten Strategischen Schulpartnerschaft im Rahmen von Erasmus+ Schulen aus elf Staaten durch diese Idee des kreativen Bewahrens als einer Vision der Nachhaltigkeit miteinander verbunden. Zwischen 2014 und 2016 veranstalteten die Schulen sieben internationale Workshops mit dem Ziel, sich zu europäisch denkenden »Umweltschulen« weiterzuentwickeln. Auf vier Treffen, unter anderem in Athen, Berlin und Madrid, haben die Pädagoginnen und Pädagogen den Stand der Aktivitäten festgehalten und ihre Ideen für die Projektarbeit diskutiert. Foto: Nataliia K/shutterstock.com Alternative Ideen von externen Partnern Programm Erasmus+ Schulbildung Projekttitel Back to Our Future Koordinierende Einrichtung Grundschule im Beerwinkel, Berlin Partner Volksschule Mils bei Imst (Österreich), J.V. Veski nim. Maarja Pöhikool (Estland), 13th Highschool of Kallithea »Socrates« (Griechenland), Istituto »Bildung für nachhaltige Entwicklung ist schon lange meine Bewegung, weil ich immer an Natur interessiert war«, sagt Ulla Ondratschek. Als Mitglied im »Berliner Innovationskreis«, der Fortbildungen zum Thema Nachhaltigkeit organisiert, setzt sie sich schon länger mit dem Thema auseinander. In einem Vortrag ging es um »Terra Preta«, fruchtbare, schwarze Erde, die der Tradition der südamerikanischen Inka entsprungen ist. »Terra Preta« besteht aus Holzkohle, Essensresten, Mist und Wasser und wird von Insekten und Regenwürmern zu einem wertvollen Dünger aufgelockert. Nicht nur dieses Wissen aus der Kooperation mit einem externen Partner brachte Ondratschek in das Projekt »Back to Our Future« ein. Seit Herbst 2014 forschten die Schüler/-innen aus den elf Ländern über »wachsende Dinge«. Dazu reisten die Berliner Kinder mit ihren Lehrkräften auch zu Workshops quer durch Europa. Dort gaben sie ihr Wissen über die »Terra Preta« weiter. Im Gegenzug lernten die Berliner beispielsweise viel über die Erdbeerkulturen, die an der rumänischen Partnerschule gepflegt werden. Ein Beispiel für die nachhaltige Wirkung europäischer Schulprojekte ist zudem die Selbstevaluation. Die Idee, fortlaufend die Unterrichtsentwicklung auszuwerten, haben die Schulen von den schottischen Partnern übernommen. Dabei standen einige Lehrkräfte dem institutionalisierten Feedback, das in der GS Beerwinkel inzwischen Fuß fassen konnte, zunächst skeptisch gegenüber: »Ich brauche meine Arbeit nicht zu evaluieren, ich sehe doch selbst, was die Kinder können«, erinnert sich Ulla Ondratschek an die Gespräche im Kollegium. Als die Erasmus-Gruppe der GS Beerwinkel, die sich aus Kindern und zwei Lehrerinnen zusammensetzt, im vergangenen Jahr im Zuge von »Back to Our Future« einen Spieletag organisieren wollte, stieß das zunächst auf Vorbehalte. »Das funktioniert nicht«, brachten besorgte Kolleginnen und Kollegen damals vor, gaben aber nach. Unterricht nach schottischem Vorbild Als es dann endlich soweit war, probierten die Kinder die Vielzahl traditioneller Gesellschaftsspiele von »Mühle« bis »Schwarzer Peter« aus. Um das Ergebnis des Spieletags festzuhalten, entwarf die Erasmus-Gruppe einen Fragebogen nach schottischem Vorbild, bei der sie auf eine Vorlage der dortigen Schule zurückgriff. Heraus kam: Einige Spiele waren bis dato unbekannt, haben aber den Kindern, die sie gespielt haben, viel Spaß gemacht. Das zeige Computerspielen zum Trotz, dass alte Spiele noch lange nicht ausgedient hätten, stellt die Erasmus-Koordinatorin der GS Beerwinkel fest. Die Schülerinnen und Schüler hätten darüber hinaus in außerordentlicher Weise für ihr Leben in Schule und Familie gelernt, was gewöhnlicher Unterricht so nicht leisten könne, fährt die Pädagogin fort. Die Selbstevaluation hatte zur Folge, dass der Spieletag als Projekttag etabliert wurde. Und mehr noch: »Die Evaluation, die wir nach schottischem Vorbild angewendet haben, wird nun bei der Neufassung unseres Schulprogramms und der Profilierung zur Umweltschule genutzt«, sagt Ulla Ondratschek. So hat »Back to Our Future« die europäische Ausrichtung des Kollegiums der GS Beerwinkel noch einmal verstärkt. Der nächste Schritt zur Internationalisierung der Arbeit wird bereits geplant: Vorgesehen sind Job-Shadowings an den vertrauten Partnerschulen. Fördermittel dazu hat die Schule in Leitaktion 1 des Programms Erasmus+, die Mobilität von Schulpersonal ermöglicht, beantragt. — Der Autor ist Bildungsfachjournalist in Bonn. Comprensivo Cantù (Italien), Szkola Podstawowa nr 1, Barlinek (Polen), Scoala Gimnaziala Porumbesti (Rumänien), Sociedad cooperativa madrileña limitada la Cantoña (Spanien), Resat Turhan Ortaokulu (Türkei), Johnstonebridge Primary School (Vereinigtes Königreich) Beteiligte Schulen außerhalb der EU-Förderung 2. Schule Kobrin (Belarus) Laufzeit September 2014 bis September 2016 EU-Zuschuss 42.100 € für die Schule in Deutschland Kontakt Ursula Ondratschek ullaon@penticom.de Weitere Informationen www.back-to-our-future.org

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