Forum Forum 19 erasmus wird 30 Vom Studierendenaustausch zur inklusiven Jugendmobilität Eine Evaluation zur Halbzeit von Erasmus+ soll Aufschluss über den bisherigen Verlauf des Programms geben. Mit der bisherigen Umsetzung von Erasmus+ befasst sich derzeit auch das Europäische Parlament – und wird dazu in einem Zwischenbericht Empfehlungen aussprechen. Petra Kammerevert ist Vorsitzende des Ausschusses für Kultur, Jugend, Bildung, Medien und Sport. In »Austausch bildet« kommentiert sie den aktuellen Stand. Zur Person Petra Kammerevert ist seit 2009 Abgeordnete des Europäischen Parlaments und seit Februar 2017 Vorsitzende des Ausschusses für Kultur, Jugend, Bildung, Medien und Sport. Programmstart mit Schwierigkeiten austausch bildet von petra kammerevert, mitglied des europäischen parlaments 2017 feiern wir den 30. Geburtstag von Erasmus. Dieser Jahrestag fällt mit einem anderen wichtigen Datum der europäischen Integration zusammen, nämlich dem 60. Jahrestag der Römischen Verträge, die eine immer engere Union für Europa vorsehen. Beide Jahrestage symbolisieren das gemeinsame Ziel, Menschen in Europa zu vereinen. 1987 startete das Programm Erasmus als Austauschprogramm für Studierende. Über die Jahre hinweg wurde es um Austauschprogramme für Auszubildende und junge Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler, um einen Freiwilligendienst und grenzüberschreitende Initiativen von Jugendverbänden und in der Erwachsenenbildung erweitert. Damit wurde tausenden Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Möglichkeit geboten, unterschiedlichste Erfahrungen im Ausland zu sammeln. Erasmus gehört damit zu den erfolgreichsten und bekanntesten Initiativen der EU. Doch aus den Kinderschuhen ist das Programm schon lange herausgewachsen: Das neue Erasmus+ hat eine Laufzeit von 2014 bis 2020 und enthält die bisher getrennten Programme Erasmus, Erasmus Mundus, Leonardo da Vinci, Comenius, Grundtvig, Jugend in Aktion und zum ersten Mal auch ein Sportprogramm. Rückblickend lässt sich schon jetzt sagen, dass es politisch richtig war, die europäischen Programme, die mit Bildung, Aus- und Weiterbildung sowie Jugend- und Sportförderung vor allem junge Menschen im Blick haben, in einem Programm zu bündeln. Nur so konnte die Erhöhung der Mittel für das Gesamtprogramm und für seine Teilbereiche erreicht werden. Mit einem Gesamtbudget von 14,7 Milliarden Euro für 7 Jahre haben wir eine Aufstockung des Budgets um 40 Prozent im Vergleich zur vorherigen Förderperiode erreicht. Heruntergebrochen auf (noch) 28 Mitgliedsstaaten und 7 Jahre erscheint diese Summe zwar noch als zu gering angesetzt, doch erreichen wir mit den bestehenden Programmen mit sehr wenig Geld einen hohen Fördereffekt und leisten so einen echten Beitrag dazu, das Zusammengehörigkeitsgefühl in der EU zu stärken. Was wir uns andernorts immer wünschen, wird durch Erasmus+ bei vielen tausend jungen Menschen im Jahr gelebte Realität und verdient noch mehr europäische Anerkennung auch durch eine noch bessere finanzielle Ausstattung. Dennoch waren die ersten zweieinhalb Jahre der Umsetzung ohne Zweifel schwierig und herausfordernd. In der Zwischenzeit hat die EU-Kommission die Durchführungsmaßnahmen verbessert und ist wieder auf dem richtigen Weg. Trotzdem muss noch viel getan werden, damit das Programm tatsächlich eine Erfolgsgeschichte bleibt. Wir dürfen beispielsweise nicht übersehen, dass der Grad der Zufriedenheit je nach Programmbereich variiert. Im Rahmen der sogenannten Midterm-Review zum laufenden Programm Erasmus+ hat der Ausschuss für Kultur und Bildung im Europäischen Parlament daher im vergangenen Jahr die Gelegenheit genutzt, die EU-Kommission auf Defizite in der Programmkonstruktion und -umsetzung hinzuweisen. Um nur einige Beispiele zu nennen: Das Gesamtbudget von Erasmus+ wurde in der laufenden Förderperiode deutlich erhöht und von der EU-Kommission und dem Europäischen Parlament als großer Erfolg dargestellt. Bei den Antragstellern hat dies die Erwartung auf eine höhere Förderquote sowie bessere Ausstattung der Projekte geweckt. Diese Erhöhung kam jedoch bisher nicht bei den einzelnen Maßnahmen an, da erst 2017 eine Erhöhung des Jahresbudgets vorgesehen war. Viele durchaus förderfähige Projekte mussten daher in der ersten Hälfte der Programmlaufzeit abgelehnt werden. Dies führte dazu, dass insbesondere Träger und Einrichtungen ohne Erfahrungen mit europäischen Projekten und Programmen von einer Antragstellung abgesehen haben und Antragsteller, die eine Ablehnung erfahren haben, möglicherweise ganz auf europäische Projektarbeit verzichten werden. Diese Dynamik hätte seitens der EU-Kommission im Vorfeld deutlicher kommuniziert werden müssen. Wir haben die EU-Kommission daher in unserem Bericht aufgefordert, diese Praxis für die kommende Programmperiode zu überdenken. > 18 Foto: FKPH
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