Schwerpunkt »Kulturelle Bildung« 13 schulpartnerschaften Traumprojekte austausch bildet Wie die heikle politische Lage in der Türkei ein Austauschprojekt beeinflussen kann, haben Schülerinnen und Schüler des AlbertSchweitzer Gymnasiums in Hürth (NordrheinWestfalen) erlebt. Die geplante Reise zu den Projektpartnern in Burhaniye im vergangenen Jahr musste zwar ausfallen. Umso fruchtbarer war die Begegnung in Deutschland. Für ihr Kooperationsprojekt »Museum der Träume« im Rahmen der Initiative »Schulen: Partner der Zukunft« (PASCH) wurden sie mit dem MIXED UP Preis International 2017 ausgezeichnet. von iris ollech H ellwach sitzen Yasin, Sara, Elif, Jolina, Lena und Jacob in einer Freistunde mit ihrer Lehrerin Therese Jikeli beisammen und erinnern sich an ein traumhaftes Projekt. Dabei haben sich die Oberstufenschüler und ihre türkischen Partner künstlerisch mit ihren Wünschen und Sehnsüchten auseinandergesetzt. »Wir haben uns Gedanken gemacht, welche Kategorien es gibt: materielle Träume, Lebensträume, Zukunftsträume«, erzählt der 17-jährige Jacob, und die 16-jährige Jolina ergänzt: »Wir haben Bilder gemalt, Kollagen angefertigt und unsere Lieblingssongs vorgestellt.« Dabei erlebten sie, wie der kulturelle Austausch Horizonte erweitern kann. »Wenn ausländische Besucher in den kleinen Kosmos Schule kommen, eröffnen sich neue Welten«, resümiert Therese Jikeli, die Biologie und Sozialwissenschaften unterrichtet. Weltoffenheit gehört zum Leitbild des Albert-Schweitzer-Gymnasiums (ASG), das 2007 mit dem Zertifikat »Schule ohne Rassismus« ausgezeichnet wurde. Wie kulturelle Unterschiede verbinden Therese Jikeli engagiert sich seit zwei Jahren für die Kooperation mit dem Celal Toraman Anadolu Lisesi in der Hürther Partnerstadt Burhaniye, die ihr Kollege Ulrich Burow 2013 ins Leben gerufen hatte. »Bei der Projektauswahl war es uns wichtig, dass sich die deutschen und türkischen Schülerinnen und Schüler darin wiederfinden«, erläutert die 38-Jährige ihre Entscheidung für das Thema »Träume«. Erste Ideen sammelten die Projektpartner bei Skype-Konferenzen. »Deshalb kannten wir uns schon, als die Türken 2016 zu uns nach Hürth kamen«, erzählt der 17-jährige Yasin. Sie träumten gemeinsam, und mit ihren Werken gestalteten die zwölf deutschen und zwölf türkischen Schülerinnen und Schüler eine Ausstellung in Hürth. Jolina erklärt ihre Zeichnung, ein Strandkorb vor einer idyllischen Meereslandschaft: »Das Motiv passt zu meinem Traum, zu reisen und die Welt zu entdecken.« Die türkischen Austauschschüler wunderten sich über das Sitzmöbel im Sand und fanden es praktischer, am Strand ein Handtuch auszurollen. Schon kam eine lebhafte Diskussion über kulturelle Eigenheiten in Gang. Die legendäre türkische Gastfreundschaft konnten die Hürther Gymnasiasten nicht erleben, weil der geplante Gegenbesuch 2017 in Burhaniye angesichts der prekären politischen Lage abgesagt werden musste. Projektleiterin Therese Jikeli disponierte deshalb kurzerhand um. So kamen die türkischen Partner im Mai ein zweites Mal nach Deutschland – diesmal zu einer Begegnung an einem dritten Ort, nämlich Berlin. Die Leiterin des Albert-Schweitzer-Gymnasiums, Birgit Willenbrink, unterstützte die Entscheidung: »Wir finden Begegnungen vor dem Hintergrund der nicht einfachen politischen Situation wichtig. Deshalb möchten wir Türen offenhalten und Brücken bauen«, sagt sie. > nachgefragt bei Yasin Twellmann Das »Traumprojekt« hat euch viel kreativen Freiraum geboten. Bist du zufrieden mit den Ergebnissen? Ich finde solche Projekte, in denen es nicht nur um Leistung geht, unglaublich wichtig. Denn dadurch lernt man eigenständiges Arbeiten. Beim Austauschprojekt wurde das Thema »Träume« zwar vorgegeben, aber es war ziemlich breit angelegt. Wir durften uns aussuchen, ob wir von materiellen oder immateriellen Sachen träumen. Der Gegenbesuch bei euren türkischen Partnern wurde abgesagt. Hast du dafür Verständnis? Ich fand das sehr schade, denn ich war selbst mehrmals in der Türkei, auch während des Putsches. Ich kann zwar nachvollziehen, dass keiner das Risiko eingehen wollte, dass uns während des Austausches etwas passiert. Aber es wäre sicher eine wichtige Erfahrung für uns Schülerinnen und Schüler gewesen, ein anderes Land zu erleben. Wie hast du vom Austausch profitiert? Ich habe besser Türkisch und Englisch gelernt. Und ich habe mehr Verständnis für die Träume anderer Leute. Oft versteht man fremde Standpunkte nicht so gut, weil man in seinem eigenen Denken fest verankert ist. Durch den Austausch hat sich das geändert. 12
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