Schwerpunkt »Kulturelle Bildung« 15 Politik ist kein Tabuthema austausch bildet Das weit gefasste Thema »Träume«, um das es erneut ging, ließ auch Raum für politische Diskussionen. »Es gab einige Austauschschüler, die über die Entwicklung in ihrem Land reden wollten«, erinnert sich Jacob. Aber vor allem ging es um persönliche Träume. Welchen Beruf ergreife ich? Gründe ich eine Familie? Wird Rassismus die Gesellschaft bestimmen oder Toleranz die Oberhand behalten? Verlasse ich vielleicht einmal mit einem Alien die Erde? Neugierig auf fremde Träume interviewte die Gruppe Passanten und schnitt die O-Töne mit Unterstützung der Berliner Filmemacherin Angelika Levi zusammen. Die Umfrage, ihre Bilder und ihre Lieblingssongs präsentierten sie in einem Kreuzberger Bürgerzentrum einem breiten Publikum. Vor allem dieses »Museum der Träume« fand die Fachjury des MIXED UP Wettbewerbs preisverdächtig und begründete damit auch die Auswahl des Projekts: »Es überzeugt durch den lebensweltnahen Ansatz und zeigt, dass trotz politischer Spannungen intensive partnerschaftliche Begegnungen möglich sind.« Die Exponate sind nun bei einer Ausstellung in Burhaniye zu sehen. Die Hürther Gymnasiasten träumen davon, ihre Reise an die Ägäisküste nachzuholen. Einige haben private Touren unternommen, so wie die 17-jährige Elif, die Verwandte in der Türkei hat: »Im letzten Sommer habe ich dort eine komplette Woche mit meiner Austauschschülerin verbracht. Dadurch konnte ich ihre Kultur erleben, die ja auch meine ist«, erinnert sie sich. Auch Therese Jikeli zieht ein positives Fazit. Die Kooperation habe den Schülerinnen und Schülern die Türkei nähergebracht. Und sie fügt augenzwinkernd hinzu: »Die Details aus meinem Biologieunterricht werden sie vielleicht früher oder später vergessen, aber die Begegnungen und Erfahrungen beim Austausch wirken sicher noch lange nach.« — Die Autorin ist Journalistin in Bonn. Über den MIXED UP Preis International Der MIXED UP Preis International wurde 2017 vom PAD und der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder-und Jugendbildung ausgeschrieben. Mit ihm werden herausragende, internationale Kooperationen zwischen Schulen und außerschulischen Trägern ausgezeichnet, die die kulturelle Teilhabe und den demokratischen Dialog fördern. Weitere Informationen www.mixed-up-wettbewerb.de « erasmus+ schulbildung Ungeheuer freundlich Berufsbildende Schulen aus Deutschland und Tschechien haben Sagen ihrer Heimatstädte gesammelt, für Kinder übertragen und schließlich als Theaterstücke in Prag und Aachen aufgeführt. Doch würden die Kinder aus Prager Kitas die Theateraufführung auf Deutsch überhaupt verstehen? Wie das Erasmus+ Projekt ausging, schildert die Koordinatorin des Sagenprojekts. von arnd zickgraf E ines Abends ging Max Papa in die Wirtschaft, um Bier zu trinken. Max hatte genau auf den Moment gewartet. Er schlich seinem Vater hinterher. Der verschwand im Goldenen Einhorn und Max war allein auf der Straße. Plötzlich spürte er ein Schnaufen. Max riss die Augen auf. Oh Schreck, er schaute genau in die Augen eines riesigen Zottelkalbs! Es hatte einen runden großen Kopf, Fell und Tatzen wie ein Bär. Vor Angst zog sich Max weiter in seine Ecke zurück.« So beginnt die Sage vom geheimnisvollen Ungeheuer, die Schülerinnen und Schüler des Käthe-Kollwitz-Berufskollegs der Städteregion Aachen Vorschulkindern in Prag vorgespielt haben. Der Erzählung nach sprang das Bahkauv betrunkenen Männern und Herumtreibern nachts auf den Rücken, bis sie zu ihren Familien zurückkehrten. Das Abenteuer von Max ist nur eines von vielen Ergebnissen des Erasmus+ Projekts »Didak tische Bearbeitung Aachener und Prager Sagen für Vorschul- und Grundschulkinder«. Im Verlaufe des europäischen Projektmoduls haben angehende Kinderpfleger und Erzieherinnen aus Deutschland und Tschechien Sagen aus ihren Heimatstädten ausgewählt, für Kinder übertragen und als Theaterstücke in Kitas der Partnerstädte aufgeführt. Die Schülerinnen und Schüler aus Aachen und Prag kamen aus den Oberstufen der Berufsfachschule Kinderpflege (KKS Aachen) sowie dem Vyšší odborná škola peda gogická a sociální, Střední odborná škola pedagogická a Gymnázium in Prag. Bei Letzterem handelt es sich um einen pädagogischen Zweig, den man mit einer Fachoberschulausbildung zum Erzieher vergleichen kann. Kindgerechte Figuren eingeführt »In der ursprünglichen Sage vom Bahkauv tauchen keine Kinder auf«, erläutert Ruth Fiand den Hintergrund. Die 57-Jährige ist Lehrerin für Deutsch, Kinderliteratur und Englisch am KKS Aachen. Die angehenden Kinderpfleger des Berufskollegs führten neue Motive in die Bahkauv-Sage ein: die Figuren Max, Teufel oder Karl den Großen. So konnten die Kinder neben der Literatur neue Aspekte der Geschichte ihrer Partnerstadt kennenlernen. > 14
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