Forum Forum 23 Orte der Begegnung austausch bildet Sie sind Orte der Begegnung, des gemeinsamen Lernens und des interkulturellen Austauschs: Deutsche Auslandsschulen und solche, an denen das Deutsche Sprachdiplom der Kultusministerkonferenz erworben werden kann, fördern die deutsche Sprache und Kultur im Ausland und helfen, qualifizierte Studierende und Fachkräfte für Deutschland zu gewinnen. Zugleich wirken sie auf das Schulwesen hierzulande zurück. von joachim lauer und heike toledo, zentralstelle für das auslandsschulwesen Herr Lauer, als Sie in die Zentralstelle für das Auslands schulwesen eingetreten sind, befanden sich Europa und die Welt in einem historischen Umbruch, der auch das Auslandsschulwesen stark beeinflusst hat. Wie hat sich Ihr Aufgabengebiet seitdem entwickelt? Insgesamt 27 Jahre lang war ich in der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) des Bundesverwaltungsamts tätig, 2001 habe ich die Leitung übernommen. Es war ein Arbeitsfeld, gekennzeichnet durch Personalrotation, Wandel und Dynamik. Zum ersten Mal mit der Auslandsschularbeit in Kontakt gekommen bin ich übrigens durch einen eigenen Auslandseinsatz als Lehrer an der Deutschen Schule Washington. Bereits bei meinem Einstieg in die ZfA im Jahr 1990 wurde ich vom Schwung der Ereignisse erfasst, denn nach der Wende wurden in kurzer Zeit Lehrerentsendeprogramme für Mittelosteuropa aufgelegt. In meine Anfangsjahre fielen auch die Gründung des Bund-Länder-Ausschusses für Schulische Arbeit im Ausland (BLASchA) und die Bund-Länder-Vereinbarung über das »Rahmenstatut für die Tätigkeit deutscher Lehrkräfte im Ausland«, mittlerweile abgelöst durch die Bund-Länder-Vereinbarung zum Auslandsschulgesetz. In den 1990er-Jahren war ich zudem eine Zeit lang für die Förderung des Weiterbildungsprogramms des PAD zuständig. Ich erinnere mich an die sehr gute Zusammenarbeit und interessante Einblicke in diese wichtige Aufgabe des PAD. Ein Meilenstein für die Auslandsschularbeit war die Initiative »Schulen: Partner der Zukunft« (PASCH), die das Auswärtige Amt im Jahr 2008 ins Leben rief und bei der auch der PAD ein wichtiger Partner ist, neben dem Goethe-Institut und dem Deutschen Akademischen Austauschdienst. In mittlerweile zehn Jahren PASCH haben alle Partner gemeinsam viel bewegt. Die ZfA hat das Netzwerk stark ausgebaut. Dies eröffnet heute über 450 000 Schülerinnen und Schülern Bildungsperspektiven im deutschsprachigen Kontext. Im letzten Jahrzehnt hat uns die Entwicklung und Verankerung des Pädagogischen Qualitätsmanagements für die Deutschen Auslandsschulen stark beschäftigt. Mit seiner Erweiterung zum Auslandsschulqualitätsmanagement unter Beteiligung der Pädagogen, Schulvorstände und Verwaltungsleitungen findet es nun seine Fortsetzung. Mit der Verabschiedung des Auslandsschulgesetzes, das im Jahr 2014 in Kraft trat, wurde die Mindestförderung der privat organisierten Deutschen Auslandsschulen verankert. Personelle und finanzielle Planungssicherheit wurden entscheidend verbessert. Ganz zentral ist auch die Besoldungsreform für Auslandslehrkräfte. Dank einer neuen Richtlinie, die im Jahr 2016 in Kraft trat, konnte die Lehrkräftevergütung entscheidend verbessert werden. Das Zuwendungssystem wurde modernisiert und es wurde ein einheitlicher Rahmen für alle von der ZfA vermittelten Lehrkräfte geschaffen. Zudem passt sich die Vergütung nun dynamisch entsprechend der Einkommensentwicklung vergleichbarer Beschäftigter an sich verändernde Lebens- und Arbeitsumstände an. Ein weiterer Schwerpunkt war die Verbesserung der finanziellen Unterstützung der Bundesprogrammlehrkräfte. Eine neue Qualität hat auch die Förderung der Deutschen Sprache an Schulen erhalten. Seit einigen Jahren wird das in der ZfA entwickelte und von der Kultusministerkonferenz zertifizierte Deutsche Sprachdiplom auch im Inland eingesetzt – in Vorbereitungsklassen in mittlerweile fast allen Bundesländern. Dies ist nicht das einzige Beispiel, wie Auslandsschularbeit auch auf unsere innerdeutsche Schularbeit wirken kann. Frau Toledo, wer im Auslandsschuldienst tätig gewesen ist, verfügt über besondere interkulturelle Kompetenzen. Wie können diese an den Schulen hierzulande genutzt werden? Lehrkräfte, die aus dem Auslandsschuldienst zurückkehren, bringen natürlich enorme interkulturelle Erfahrungen mit. Sie haben im Ausland gelernt, eine sehr heterogene Schülerschaft zu unterrichten, besonders in Bezug auf unterschiedliche Muttersprachen und Deutschkenntnisse. Diese Erfahrungen können sie natürlich sehr gewinnbringend im innerdeutschen Schuldienst einsetzen, denn auch hier werden die Klassen ja immer heterogener. Einige zurückkehrende Lehrerinnen und Lehrer unterrichten nach ihrer Rückkehr nach Deutschland auch Schülerinnen und Schüler in den sogenannten Willkommensklassen. Hier können sie ihre Erfahrungen und interkulturellen Kompetenzen optimal einbringen. Viele Lehrerinnen und Lehrer halten nach Rückkehr zudem Kontakt zu der Schule, an der sie im Ausland unterrichtet haben, und bauen gezielt eine Partnerschaft mit ihrer neuen inländischen Schule auf. Diese Partnerschaften münden häufig in gemeinsamen Projekten und in gegenseitigen Besuchen im Rahmen eines Schüleraustauschs – ein schönes Beispiel für die Vernetzung von In- und Auslandsschuldienst. Welche Rolle kommt PASCH für die Kooperation von Schulen in Deutschland und im Ausland zu? Die PASCH-Initiative ist ein wunderbares Beispiel für grenzüberschreitenden Austausch und Begegnung. PASCH-Schülerinnen und -Schüler weltweit kommunizieren auf Deutsch miteinander. Vieles läuft dabei über die Plattform PASCH-net virtuell, doch auch Austauschmöglichkeiten mit gegenseitigen Besuchen sind durch PASCH enorm gefördert worden. Da ja auch viele inländische Schulen auf PASCH dank des PAD vernetzt sind und gezielt Kontakte zu Schulen im Ausland suchen, sind ganz fantastische Partnerschaften entstanden. Häufig führen sie zu gemeinsamen Projekten und einem Schüleraustausch, bei dem sich die Schülerinnen und Schüler nicht nur virtuell begegnen. Für viele PASCH-Schülerinnen und -Schüler im Ausland sind diese Kontakte die erste Kommunikation mit Gleichaltrigen in Deutschland. Für viele ist es auch die erste Reise nach Deutschland. Was könnte für den Start besser sein als der Austausch mit einer Partnerschule und ein Aufenthalt in Gastfamilien? Auch für die deutschen Schulen sind diese Partnerschaften ein großer Gewinn. Sie knüpfen Kontakte zu ausländischen Schulen, an denen die Schülerinnen und Schüler Deutsch auf einem sehr hohen Sprachniveau lernen. Zudem sind sie sehr an Deutschland und seiner Kultur interessiert. Das sind beste Voraussetzungen für eine gelungene Schulpartnerschaft. Zu den Personen Joachim Lauer leitete bis Ende November 2017 die ZfA. Seine Nachfolgerin Heike Toledo ist seit 2002 für die ZfA tätig, unter anderem als Fachberaterin in Polen und zuletzt als Leiterin des Fachbereichs »Deutsches Sprachdiplom, Deutsch als Fremdsprache« in der ZfA. 22
Laden...
Laden...