Erfahrungen etwinning Europa hautnah erleben 31 Die Initiative »Move2Learn, Learn2Move« der Europäischen Kommission spendierte im vergangenen Jahr Schülergruppen ausgezeichneter eTwinning- Projekte Reisetickets, um ihre Partnerklassen zu besuchen. Auch zwei Schulen aus Nordrhein-Westfalen konnten diese Gelegenheit nutzen. neben Schulleitern und Lehrkräften auch Schulsozialarbeiter und Sozialpädagogen an. Sie alle haben hohe Erwartungen an die Fortbildung: Wie gehen finnische Lehrkräfte mit pädagogischen Fachkräften anderer Professionen um? Wie würden die Finnen »Schätze« ihrer Schülerinnen und Schüler »heben«, also deren Talente und Begabungen erkennen? Was bedeutet individuelle Förderung? Vertrauen, wertschätzen und entschleunigen Im Zuge des Konsortialprojektes verbringen die Emsländer im September 2018 eine Woche in Turku und Oulu und besuchen dort verschiedene finnische Schulen, auch in sozialen Brennpunkten. Für die Gespräche in den Bildungseinrichtungen müssen die deutschen Gäste ihre Schuhe ausziehen. »In Pantoffeln werden Gespräche anders geführt als in Sakko, Kostüm und Pumps«, erläutert Judith Hilmes. Und das Geheimnis der finnischen Kooperation? Sie zeichnet sich aus durch eine Kultur des Vertrauens und der gegenseitigen Wertschätzung, der Entschleunigung des Schullebens sowie der Akademisierung aller pädagogischen Berufe, hat Judith Hilmes beobachtet. »Alle Professionen arbeiten Hand in Hand – dabei kommt es auf das Wohlergehen der Schülerinnen und Schüler und der pädagogischen Fachkräfte an«, ergänzt Bodo Wasserberg, der an der Berufsbildenden Schule (BBS) Papenburg unterrichtet. Dass die Erkenntnisse der Finnlandreise dort inzwischen im Schulalltag zu spüren sind, berichtet auch eine seiner Kolleginnen: »Bei kniffligen Fragen greifen wir stärker als zuvor auf die Kompetenzen aller Expertinnen und Experten an der Schule zurück«, sagt Katharina Grundmann, Schulsozialarbeiterin an der BBS Papenburg. Auf regionaler Ebene wird zudem eine »Finnische Woche« ins Leben gerufen, bei der mehrere Arbeitsgruppen aus der Bildungsregion Emsland die Impulse der Skandinavier aufnehmen, um die Kooperation der multiprofessionellen Teams zu verbessern. Dort geht es laut Judith Hilmes nun ähnlich wertschätzend zu wie in Turku und Oulu. — Der Autor ist Bildungsfachjournalist in Bonn. von antje schmidt, pad I hre Partnerklasse am Tendring Technology College in Essex kannten die Schülerinnen und Schüler der 10. Klasse der Gesamtschule Ückendorf in Gelsenkirchen bislang nur durch die gemeinsame Onlinearbeit auf der eTwinning-Plattform. Im Januar aber hatten sie die Chance, die Gesichter hinter den Namen persönlich kennenzulernen. Die Schülerinnen und Schüler gehörten zu den zehn ausgezeichneten Schulen in Deutschland, die von der Initiative »Move2Learn, Learn2Move« profitierten. Ziel ihrer Studienreise war Thorpe-le-Soken, ein Ort im Südosten Englands unweit der Küste. Während der Zusammenarbeit am Projekt »Europe 4.0 – Beam me to 2027« hatten die Jugendlichen Zukunftsszenarien entworfen. Wie wohnen und arbeiten wir in zehn Jahren? Was ist hip und cool in der Musik- und Modewelt? Wie entwickelt sich unser Klima? Für den Austausch ihrer Ideen und die Diskussion nutzten sie verschiedene digitale Werkzeuge, beispielsweise das Abstimmungstool »Tricider« oder eine virtuelle Pinnwand. Um sich zu verständigen, schrieben sie sich auf Englisch. Mareike Raabe, die Englisch und Geografie an der Gesamtschule Ückendorf unterrichtet, hat das Projekt betreut und sich an der Initiative »Move2Learn, Learn2Move« beteiligt. Schulen konnten sich um Gutscheine bewerben, wenn ihr Projekt mit einem Nationalen eTwinning-Qualitätssiegel ausgezeichnet worden war. Die Gelsenkirchener Jugendlichen hatte Erfolg und konnten so ihre Reise über den Ärmelkanal antreten. »An unserer Schule haben wir einen hohen Anteil an Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund«, berichtet Mareike Raabe. »Eine Reise nach Großbritannien wäre für die Nicht-EU-Bürger unter unseren Schülern aufgrund von Visabestimmungen auf privatem Wege nicht möglich gewesen. > Programm Erasmus+ Mobilitätsprojekte für Schulpersonal austausch bildet 30 Koordinierende Einrichtung Ludwig-Windthorst-Haus Lingen (Niedersachsen) Laufzeit August 2018 bis Juli 2019 EU-Zuschuss 59.240 € Kontakt Judith Hilmes m hilmes@lwh.de Außergewöhnlicher Erfahrungsaustausch: In Oulu hatten die Bildungsexpertinnen und -experten aus dem Emsland Gelegenheit zu einem Gespräch mit anderen prominenten Gästen. Zeitgleich hielten sich auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender in der Stadt auf, die als Zentrum der digitalen Wirtschaft des Landes gilt. Foto: Bundespresseamt
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