Schwerpunkt »Epochenwechsel in Europa« 13 schulpartnerschaften mit mittel- und osteuropa Roter Samt statt Eiserner Vorhang austausch bildet Programm Erasmus+ Schulbildung Projekttitel We Always Beteiligte Schulen IES Azorín, Petrer (Spanien), Lycée Marseilleveyre, Marseille (Frankreich) und Egri Pásztorvölgyi Általános Iskola és Gimnázium, Eger (Ungarn) man mit Blatt oder Karteikarte in der Hand, bewegt sich hin und her und ist auch mal hibbelig. In diesem Fall aber musste alles perfekt sein«, erinnert sich Maike Deimel. Tansila gab ein Fernsehinterview und präsentierte der Kanzlerin anschließend einen Prototyp. »Anfangs war ich zwar nervös, zumal beim Interview eine Kamera direkt auf mich gerichtet war. Aber es ist toll, dass ich nach meiner Meinung gefragt wurde. Und Frau Merkel war total nett und locker, gar nicht so distanziert, wie wir vorher dachten«, sagt sie rückblickend. Für Laura war der Besuch der Kanzlerin besonders motivierend: »Frau Merkel wollte von sich aus länger bei uns bleiben als ursprünglich geplant. Sie hat uns gesagt, dass wir tolle Arbeit leisten und weitermachen sollen. Das macht uns natürlich Mut!« Laura, Tansila und ihre Mitschülerinnen und Mitschüler präsentieren ihre Arbeitsergebnisse nicht nur der deutschen Bundeskanzlerin, sondern auch an den europäischen Partnerschulen, die ihrerseits ebenso Laufzeit September 2018 bis August 2020 EU-Zuschuss 25.576 € für die Schule in Deutschland Weitere Informationen www.tmgberlin.de regelmäßig von den Resultaten ihrer Projektarbeit berichten. In jedem der vier Länder kommen die Partner während der zweijährigen Projektphase einmal für eine Woche zusammen, sodass alle immer auf dem Laufenden bleiben und sich austauschen können. Dabei stoßen die Jugendlichen trotz der unterschiedlichen regionalen und thematischen Schwerpunkte durchaus auf Gemeinsamkeiten. Maike Deimel gibt ein Beispiel: »Unsere Zeitzeugeninterviews wurden – mit englischen Untertiteln – in der Aula der Marseiller Schule auf einer großen Leinwand gezeigt. Die ungarischen Schülerinnen und Schüler hatten ebenfalls Zeitzeugeninterviews geführt, in denen es um die Alltagskultur im Kommunismus ging: Wo haben wir eingekauft? Wie lange musste man auf einen Trabant warten? Diese Arbeitsergebnisse waren nicht weit von unseren entfernt.« Bis zum Abschlusstreffen im spanischen Petrer beschäftigt sich die Berliner Schule jetzt vor allem damit, wie das Denkmalkonzept zur Berliner Mauer dokumentiert und mithilfe einer Kampagne öffentlich sichtbar gemacht werden kann. Dabei sollen die Schülerinnen und Schüler auch lernen, wie sie eine Bürgerinitiative starten, mithilfe von Instagram und YouTube dafür werben und in der Bezirksverordnetenversammlung ihr Anliegen vorstellen. Außerdem möchte die Schule mit einer Universität zusammenarbeiten – mit dem Ziel, dass auf dem etwa achtzig Quadratmeter großen Areal rund um das Mauerstück in Schönholz einmal ein Lern- und Freizeitort entsteht. Vielleicht werden Laura, Tansila und ihre Mitschülerinnen und Mitschüler diesen Ort später einmal mit ihren Kindern oder Enkeln besuchen. Dann können sie auch davon erzählen, wie es zu der Idee für das Denkmal kam, welche Erinnerungen Menschen an das Leben im Schatten einer Mauer mitten durch Berlin hatten – und natürlich von dem aufregenden Tag, an dem sie mit der deutschen Bundeskanzlerin auf einer Bühne standen. — Die Autorin ist Journalistin in Königs-Wusterhausen. Foto: Shutterstock/studiovin Die nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen Bayern und Tschechien waren in der Geschichte oft spannungsreich. Schülerinnen und Schüler aus Pfaffenhofen und Děčín setzen sich in einem Musicalprojekt damit auseinander. von andrea lummert, pad E ine Liebesgeschichte, dramatische Ereignisse und glückliche Wendungen sind der beste Stoff, um ein Musical zu inszenieren und damit junge Menschen für Geschichte zu interessieren. Stefan Daubner, Musiklehrer am Schyren-Gymnasium Pfaffenhofen (Bayern), versetzte deshalb seine Protagonisten Tomáš und Sabine in das Jahr 1945, trennte die Liebenden und ließ sie erst 2010 nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wieder zusammenfinden. »Wir haben eine Story entwickelt, die das junge Paar verschiedene geschichtliche Episoden erleben lässt, die NS-Zeit, die Vertreibung, den Prager Frühling und den Fall des Eisernen Vorhangs. Wir haben auch thematisiert, dass in Bayern die Flüchtlinge nicht mit offenen Armen empfangen wurden«, erläutert er die Idee. Gemeinsam mit 140 Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften des Schyren-Gymnasiums und des Gymnasiums Děčín in Tschechien sowie Künstlerkollegen aus beiden Ländern konnte er so die wechselvolle Geschichte der benachbarten Länder zu einem emotionalen Musiktheater verarbeiten. Als Musiklehrer und promovierter Musikwissenschaftler hat Stefan Daubner am Pfaffenhofener Gymnasium bereits zwei Musicals auf die Bühne gebracht. Besonders am Herzen liegen ihm dabei historische Themen in der europäischen Nachbarschaft. Er ist überzeugt, dass die gemeinsame Geschichte aufgearbeitet werden muss, um Vertrauen zu schaffen: »Europa hat noch einige Belastungen aus der Vergangenheit«, sagt er. Wie wichtig eine vorurteilsfreie Auseinandersetzung mit der Vergangenheit für Frieden in der Region und die Überwindung von Vorurteilen zwischen den Menschen ist, haben seine Schülerinnen und Schüler mit der Arbeit an ihrem Musical »Tisá« erfahren. Der Zweite Weltkrieg und die Verbrechen der Nationalsozialisten, aber auch die Vertreibung der Sudetendeutschen aus der Tschechoslowakei trennten lange die Menschen diesseits und jenseits der Grenze – selbst nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. Erst in den letzten zehn Jahren öffneten sich beide Seiten zum Gespräch über das Unrecht, das auf beiden Seiten erlebt und begangen wurde. Für Stefan Daubner war der Besuch in dem kleinen tschechischen Dorf Tisá, wo seine Urgroßeltern bis Kriegsende eine Gastwirtschaft betrieben, der Anlass, um auch die nächste Generation zur Verständigung aufzurufen. In Tisá traf er mit seiner Familie auf Menschen, die offen für die gemeinsame Geschichte von Tschechen und Sudetendeutschen waren. Für ihn und seine Frau, beide ausgebildete Musiker, ist die Musik dabei das Instrument, um jungen Menschen die Geschichte näherzubringen. Marie-Therese Daubner betreut als Cellistin am Schyren-Gymnasium die Streicherklassen und war Feuer und Flamme für die Idee eines deutsch-tschechischen Musicals, für das sie schließlich das Libretto schrieb. Bewegendes Musical »Die Geschichte, unser Libretto, musste beide Seiten zu Wort kommen lassen und durfte nicht für eine Seite Position beziehen. Unser Test war der Sudetendeutsche Tag, wo wir Auszüge aus dem > 12
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