Schwerpunkt »Epochenwechsel in Europa« 17 austausch bildet Ein Netzwerk christlicher Schulen Ein Dreivierteljahr nach Abschluss von »Exploring the Cold War« blicken die Akteure zurück auf die Zusammenarbeit. Eine Recherche während des Projekts zeigte, dass es zum Kalten Krieg nichts an der Schule gab. »Im Geschichtscurriculum ist er nur als Fußnote zu finden, mehr Raum hat das nicht«, sagt Georg Völzgen, der Religion, Biologie und Mathematik unterrichtet. »Wir haben deshalb versucht, diese Lücke zu füllen«, ergänzt Matthias Werner. Im Erasmus+ Projekt beleuchteten die Schülerinnen und Schüler aus vier Staaten den Kalten Krieg mit dem Eisernen Vorhang als wichtige Erfahrung in der Geschichte und als Beginn der Europäischen Union. In den Brennpunkt des länderübergreifenden Projektes rückten dabei beispielsweise die Aufstände in Osteuropa, der Fall der Berliner Mauer und die Wiedervereinigung, aber auch der Koreakrieg und die Kubakrise. »Mit dem Projekt wollten wir die Schüler auf eine sich ständig verändernde multikulturelle Welt mit komplexen Problemen vorbereiten, die nur durch Zusammenarbeit gelöst werden können«, erläutert Matthias Werner. Die Kontakte zu den Projektpartnern gingen auf ein internationales Netzwerk christlicher Schulen zurück: Genauso wie das CoJoBo gehört die Schule in Madrid dem Orden der Redemptoristen an, dessen knapp 5000 Ordensbrüder in der ganzen Welt engagiert sind. Die Schulen in Nitra und Colwyn Bay sind ebenfalls christlich geprägt. Über einen Computer ruft Matthias Werner die Projekthomepage auf. Die amerikanische Flagge und Hammer und Sichel sind zu sehen sowie eine Einladung: »Come and explore the Cold War in just 5 minutes« – den Kalten Krieg in nur fünf Minuten erkunden. In der Rubrik »Interviews« sind 19 Gespräche mit Zeitzeugen als Video in deutscher, spanischer, englischer und slowakischer Sprache zu sehen. Dahinter stand die Idee, dass die Schülerinnen und Schüler die Vergangenheit aus einer persönlicheren Perspektive kennenlernen sollten: zur Geschichte durch Geschichten. »Wir wollten Geschichte erlebbar machen: Was hat der Kalte Krieg für Oma und Opa bedeutet?«, so Matthias Werner. Als Zeitzeuge wurde beispielsweise ein ehemaliger deutscher Grenzschützer ebenso befragt wie ein Spanier, der in der Kindheit unter der Diktatur von Franco gelebt hat. Objektive Fakten und subjektive Erfahrungen »Es ist ein Zoom in die Geschichte mit der Absicht, Geschichte lebendig erfahrbar zu machen«, ergänzt Georg Völzgen. Neben objektiven Fakten zum Kalten Krieg sollten subjektive Erfahrungen eingeblendet werden. Um die Schülerinnen und Schüler vorzubereiten, haben die Lehrkräfte einen Interviewleitfaden entwickelt, der Verhaltensregeln für gute Zeitzeugenbefragungen beschreibt – vor, während und nach den Interviews. Bei den Zeitzeugenbefragungen haben die Schülerinnen und Schüler die Erfahrung gemacht, dass Erinnerungen an die Zeit des Kalten Krieges mit starken Gefühlen verknüpft sein können. »Manche Menschen sind sensibel und können Flashbacks haben, wenn das Interview auf jemanden kommt, der gestorben ist. Dann habe ich versucht, die Fragen so zu stellen, dass die interviewte Person nicht beschädigt wird«, sagt der 17-jährige Matthias. Über die Zeitzeugenbefragungen hinaus haben die Partner in den vier Ländern interaktive Spiele und Materialien für den Geschichtsunterricht zum Kalten Krieg entwickelt. »Alles von Schülerhand auf Englisch gemacht«, sagt Matthias Werner. Entstanden sind Kreuzworträtsel, Bingo, Brettspiele sowie digitale Bildungsangebote auf einer Lernplattform. Je nach Thema und Schwierigkeitsgrad können sie als vorbereitende Aktivitäten für den Unterricht oder zu Prüfzwecken danach eingesetzt werden. »Viele Jugendliche lernen besser, wenn sie etwas sehen und hören können, weil da auch Emotionen rüberkommen«, so Matthias Werner. Lehrkräfte des CoJoBo nutzen die Lernspiele der Projektwebsite heute, um den Geschichtsunterricht schülernaher zu gestalten. Interaktive Lernspiele für Geschichte Beim vierten und letzten Treffen im Sommer 2019 durften die Projektpartner der teilnehmenden Länder die Projektseite im Haus der Geschichte in Bonn vorstellen. Der Kontakt zur Bildungsreferentin des Museums, Dr. Simone Mergen, kam über CoJoBo-Schulleiter Thomas Braunsfeld zustande. »Unser großer Tag begann mit einem Flashmob der EU-Hymne, der ›Ode an die Freude‹ von Beethoven. Ich kann mich noch an den Moment der Stille am Ende der Vorstellung erinnern«, sagt Matthias Werner. Nach dem Flashmob erklärten die Schülerinnen und Schüler dann den Besuchern Aufbau und Inhalte der Website in mehr als fünf Minuten. Für den 19-jährigen Hendrik Backes war die Erfahrung im Haus der Geschichte ein »cooler Abschluss des Projekts«. Die Anerkennung wirkt nachhaltiger, wenn ein externer Partner die Leistung würdigt. Matthias Werner fährt den PC herunter. Das Ganze hat Lust auf mehr gemacht: Vor dem Projekt ist nach dem Projekt. — Der Autor ist Bildungsfachjournalist in Bonn. Programm Erasmus+ Schulbildung Projekttitel Exploring the Cold War – Bringing the Iron Curtain down Beteiligte Schulen Collegium Josephinum, Bonn, Colegio Gamo Diana, Madrid (Spanien), Gymnazium sv. Cyrilla al Metoda, Nitra (Slowakei), Rydal Penrhos School, Colwyn Bay (Vereinigtes Königreich) Laufzeit September 2017 bis August 2019 EU-Zuschuss 20.050 € für die Schule in Deutschland Weitere Informationen www.cold-war-cojobo.appspot.com 16
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