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Austausch bildet – Juni 2020

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Das Magazin „Austausch bildet“ des PAD veröffentlicht Beiträge zur Praxis des internationalen Schulaustauschs. Schwerpunkt der Juni-Ausgabe ist der Epochenwechsel in Europa vor 30 Jahren. Sie können das Heft kostenlos im PAD-Webshop bestellen.

Erfahrungen 35 austausch

Erfahrungen 35 austausch bildet internationales preisträgerprogramm Einmal um die Welt Sabryna Junker und Manuel Maidorn betreuen seit vielen Jahren Schülergruppen im Preisträgerprogramm des PAD. Doch was ist aus ihren früheren Schützlingen geworden und was machen sie heute? Während einer Reise rund um die Welt haben sie einige von ihnen besucht. von martin finkenberger, pad E rst eine Brauerei mit Bierausschank im Stil einer bayerischen Gaststätte als Treffpunkt und anschließend Bratwürste, Brezeln und Kuchen zur Feier des Tages: Sabryna Junker und Manuel Maidorn staunen nicht schlecht, in welchem Ambiente Sofía ihren 18. Geburtstag feiert hier in Valdivia, einer Stadt in der Region de Los Ríos im Süden Chiles und damit, aus europäischer Perspektive, am anderen Ende der Welt. Nicht weniger überrascht sind sie auch darüber, dass Familie und Freunde nicht nur Spanisch miteinander sprechen, sondern sich auch ebenso gut auf Deutsch verständigen können. Ein Zufall ist das alles natürlich nicht. Viele Familien in Valdivia haben Vorfahren, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus Deutschland nach Chile ausgewandert sind. Dementsprechend geprägt ist an vielen Stellen das Stadtbild. Und entsprechend weit verbreitet ist die Sprache auch in der Familie von Sofía. Dass Sabryna und Manuel, die eigentlich im saarländischen Nunkirchen und in Göttingen wohnen, diesen besonderen Tag mit ihr verbringen können, verdankt sich aber nicht zuletzt dem Internationalen Preisträgerprogramm des PAD, durch das die drei sich 2018 kennengelernt haben: Sofía war damals aufgrund ihrer ausgezeichneten Fremdsprachenkenntnisse im Deutschunterricht zu einem der vierwöchigen Studienbesuche eingeladen worden, wie sie der PAD jährlich im Sommer rund 450 Schü- lerinnen und Schülern aus weltweit 90 Staaten ermöglicht. Sabryna und Manuel dagegen arbeiteten seinerzeit in Greifswald und Göttingen und hatten als »Reiseleiter« Sofía und ihre Gruppe während des Deutschlandbesuchs betreut. Da der Kontakt über all die Jahre erhalten geblieben war, lag es nahe, während einer Reise rund um die Welt mit Besuchen bei früheren Preisträgerinnen und Preisträgern auch einen Abstecher nach Valdivia zu machen. »Von Anfang an waren wir Teil der Familie und fühlten uns nicht als fremde Gäste, sondern herzlich aufgenommen«, erinnern sich beide an die Aufnahme an diesem Tag. Valdivia in Chile war allerdings nur eine ihrer Stationen dieser ungewöhnlichen Bildungsreise, die im November 2018 begann. 83 000 Kilometer auf vier Kontinenten mit unterschiedlichsten Klimazonen hatten sie neun Monate später zurückgelegt und dabei unzählige Grenzen überschritten und Passkontrollen erlebt. Die Idee, sich überhaupt auf den Weg rund um die Welt zu machen, war nicht zuletzt durch die »Internationalen Abende« beflügelt worden, bei denen die Schülergruppen während des Prämienprogramms ihre Heimat vorstellen. Hinzu kam, dass beide auf der Suche nach neuen beruflichen Herausforderungen waren, gleichzeitig aber ihre Begeisterung für Interkulturalität einbringen wollten. »Wir wollten nicht einfach nur in fremden Ländern Zu Gast ... Mit Florencia ... ... in Burkina Faso Über das Internationale Preisträgerprogramm Sie kommen aus 90 Staaten weltweit und haben sich durch ihre ausgezeichneten Kenntnisse im Deutschunterricht ausgezeichnet: Rund 450 Schülerinnen und Schüler allgemeinbildender Schulen lädt der PAD jedes Jahr als leben und arbeiten, sondern auch mehr darüber erfahren, was aus den Träumen und Wünschen der Preisträger geworden ist, die wir die Jahre davor kennengelernt hatten«, sagen sie. Kontaktaufnahme per Mail und Brief Am Anfang der Tour stand deshalb die Kontaktaufnahme. Zu vielen hatten sie die Verbindung ohnehin nie verloren oder konnten sie per E-Mail und über die sozialen Netzwerke schnell wiederherstellen. Wo das nicht gelang, leisteten sogar klassische Briefe Hilfe. »Von einigen der früheren Preisträger haben wir leider kein Feedback erhalten«, erinnern sich Sabryna und Manuel. Manche wohnten inzwischen in anderen Ländern, sodass sich ein Besuch nicht einrichten ließ, oder hatten Zeit allenfalls für eine Tasse Kaffee. »In den meisten Fällen aber war die Frage nicht, ob wir kommen können, sondern wie und wo und wann wir uns treffen.« Drei Monate reisten sie zunächst in Südamerika umher und besuchten frühere Preisträgerinnen und Preisträger. Neben Chile standen auch Uruguay und Argentinien auf der Route. »Bei unseren Vorbereitungen kamen uns auch unsere Erfahrungen als Reiseleiter zugute. Da gehört es ja auch dazu, mit einer Gruppe nicht einfach ins kalte Wasser zu springen, son- dern das Programm sorgfältig und aufeinander aufbauend zu planen«, sagt Manuel. Der Besuch bei Sofía und ihrer Familie gehört zweifelsohne zu den besonderen Erinnerungen auf diesem Teil des Kontinents, bevor es weiterging: erst nach Neuseeland, dann nach Singapur mit einem Abste- cher nach Malaysia, anschließend auf die Arabische Halbinsel und schließlich nach West- und Ostafrika. Die Erfahrungen dort waren nicht weniger in- tensiv. »Gerade in Afrika werden Länder aufgrund Preisträgerinnen und Preisträger zu einem vierwöchigen Aufenthalt nach Deutschland ein. In internationalen Gruppen in Städten wie Köln, München oder Hamburg erleben sie dabei ein mehrtägiges Studienprogramm. Anschließend folgt ein vierzehntägiger Aufenthalt in einer Gastfamilie und der Besuch des örtlichen siums oder der Gesamtschule. In dieser Gymna- Zeit besuchen die Jugendlichen speziellen Deutschunterricht und hospitieren im Unterricht der Gastgeschwister. Das Programm wird aus Mitteln des Auswärtigen Amtes gefördert und vom PAD koordiniert. von Medienberichten oft mit Krankheiten und Gefahren verbunden. Wenn man aber einige simple Vorsichtsmaßnahmen einhält und seinem gesunden Menschenverstand vertraut, ist man auch dort sicher unterwegs«, haben sie festgestellt. Immer wieder stießen sie zudem auf eine überwältigende Gastfreundschaft. »In Burkina Faso hat uns ein Preisträger eine ganze Woche in seine Familie eingeladen, die sich rührend um uns gekümmert hat. Der Vater war so stolz, dass wir seine Gäste waren, dass er am Schluss sogar einen Fotografen eingeladen hat, um den Besuch festzuhalten.« In vielen Ländern sei ihnen allerdings auch ihre privilegierte Situation deutlich geworden sei es aufgrund des Raubbaus an der Natur, um Rohstoffe für die Industriegesellschaften der Nordhalbkugel zu liefern, sei es aufgrund ihres Reisepasses, der ihnen viele Türen öffnet. Nicht an jedem Schlagbaum auf der Welt werden Reisende mit deutscher Effizienz abgefertigt. »Bei Schildern und Formularen, die manchmal ungewöhnlich klangen, haben wir auch Humor gebraucht«, sagen sie. Die Grenzbeamten hätten ihnen gegenüber dann »eher ein Lachen gezeigt«. Trotz solcher zwiespältigen Erfahrungen fällt das Resümee nach der Rückkehr dennoch eindeutig aus: »Die Preisträger haben sich gefreut und alles ist reibungslos verlaufen«, sagen Sabryna und Manuel. Gelitten hat etwas anderes: »Unseren Schuhen und Klamotten sieht man an, dass sie einmal um die Welt getragen wurden.« Aber die sind, im Gegensatz zu den vielen Erfahrungen, vergleichsweise leicht zu ersetzen. ... und Sofia in Chile 34

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