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Austausch bildet - Juni 2021

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Das Magazin „Austausch bildet“ des PAD veröffentlicht Beiträge zur Praxis im internationalen Schulaustausch. "Das Plus für Schulen" lautet das Motto der Juniausgabe, die zeigt, welche Erfahrungen Schulen und Kitas mit dem europäischen Bildungsprogramm Erasmus+ sammeln. Sie können das Heft kostenlos im PAD-Webshop bestellen. www.kmk-pad.org/shop

Sich selbst überwinden,

Sich selbst überwinden, um dazuzugehören In Hennebont besucht sie gemeinsam mit ihrer Gastschwester Margot das Lycée Victor Hugo. Sie nimmt dort mit 15 Unterrichtsstunden an den Fächern Sport, Englisch, Mathematik, Deutsch und Biologie teil. Den Rest der Zeit nutzt sie, um den Schulstoff aus Deutschland nachzubereiten. Um sich in der Gastklasse vorzustellen, hat sie vorher ein Video gedreht, das einen Einblick in ihr Leben in Lahr geben soll. Mit dieser Selbstpräsentation bricht sie das Eis unter ihren Mitschülerinnen und Mitschülern auf Zeit. »Ich habe mich überwunden und bin über meine Grenzen gegangen, denn ich wollte aufgenommen werden und ein Teil der Klasse sein.« Mit fünf Schülerinnen des Lycée Victor Hugo steht sie immer noch in Kontakt. Vorbereitung und Mut haben sich gelohnt. Der Aufenthalt in Hennebont habe ihr geholfen, erwachsen zu werden. »Ich bin reifer geworden, gehe offener auf Menschen unterschiedlicher Herkunft ein und habe mehr Selbstvertrauen gewonnen«, resümiert Anna-Luisa ihre Erfahrungen. Nach dem Abitur möchte sie Jura studieren und Richterin werden. Weltoffenheit, Mut und menschliche Reife sind keine schlechten Zutaten für eine solche Laufbahn. Verzauberte Entdeckerin Etwas entdecken, das ist ihr Ding. Etwas oder jemanden zu entdecken, das bedeutet für Liza Bleogat, aufgeschlossen zu sein, um bislang unbekannte Sachverhalte zu erfassen oder Menschen mit anderen Gewohnheiten kennenzulernen. Seit sie mit 15 Geschmacksprobe: An einer Currywurst kommt niemand vorbei. austausch bildet Jahren ein Praktikum bei einem Tierarzt absolvierte, hat sie Feuer für die Forschung gefangen. Ihre Lieblingsfächer in der Schule sind deshalb Naturwissenschaften, Sport und Sprachen. Außerhalb der Schule ist das Wasser ihr Element, sie schwimmt seit dem fünften Lebensjahr. Trotz der Pandemie reist die 17-jährige Liza vom Lycée Victor Hugo in Hennebont nach Lahr, um die deutsche Kultur und Sprache zu entdecken. So gewissenhaft, wie eine Forscherin ein Experiment plant, bereitet Liza ihren Aufenthalt in Deutschland vor. Zuerst füllt sie Formulare in Englisch und Deutsch aus, obwohl ihr die Bürokratie keine Freude bereitet. Dann sammelt sie Informationen über das Gastland und die Stadt Lahr – zur Geschichte, Demografie, Wirtschaft und zum kulturellen Erbe. »Es war sehr interessant, mehr darüber zu erfahren und einen Überblick über Deutschland und Lahr zu haben«, so Liza. Das Kofferpacken ist eine unangenehme Hürde für die Schülerin. Der Platz muss ausreichen für altbewährte und digitale Kulturtechniken: Stifte und Hefte, die richtigen Schulbücher, um den Unterricht in Hennebont nachzuarbeiten, ein Laptop für den Reisebericht, die notwendigen Dokumente, eine Genehmigung, um Frankreich in Zeiten der Pandemie verlassen zu können – an all das musste gedacht werden. »Ich war wirklich stolz auf mich, denn als ich in Deutschland ankam, wurde mir bewusst, dass ich nichts vergessen hatte.« Doch neben dieser sachlichen Herangehensweise ist Liza auch ein Mensch, der sich begeistern kann. Sie gerät ins Schwärmen, wenn sie sich an das Gastland erinnert. »Es war eine großartige Erfahrung, die wunderschönen Landschaften des Schwarzwaldes und die deutschen Traditionen mit den winzigen Häusern im Wald zu entdecken«, erzählt sie. Der Aufenthalt in Lahr hat ihr Leben stark beeinflusst. »Ich bin selbstbewusster und autonomer geworden. Und ich habe gelernt, mit Geld umzugehen«, sagt Liza. Die Herausforderung bestünde darin, unter Menschen in einem Land zu leben, deren Sprache sie nicht perfekt spreche, und sich zu integrieren. Sie sei nach dieser Erfahrung aufgeschlossener geworden, weil sie viele verschiedene Arten von Menschen getroffen habe, nicht nur Deutsche, sondern auch Geflüchtete, die ein völlig anderes Leben führten als sie. »Das macht einen auch bescheidener«, blickt sie zurück. Ihre berufliche Zukunft sieht sie im medizinischen Bereich. Sie kann sich vorstellen, als Ärztin, Psychologin oder in einem verwandten Beruf zu arbeiten. — Der Autor ist Bildungsfachjournalist in Bonn. 14

Erasmus+ Schulbildung 15 akkreditierung »Das Kollegium mit ins Boot holen« Einmal die Dauerkarte lösen und sieben Jahre Fördermittel in einem vereinfachten Verfahren erhalten: Mit der Akkreditierung finden Schulen leichter Zugang zu Erasmus+. D ie Ergebnisse der ersten Runde sprechen für sich: 423 Anträge von Schulen und Konsortien sind akkreditiert worden. Das entspricht einer Bewilligungsquote von 95 Prozent. Zu denen, die künftig von dem vereinfachten Verfahren profitieren, gehört auch die Schule am Bienwaldring in Berlin, ein Förderzentrum mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung. Ulrike Suchantke, die dort Erasmus+ Projekte koordiniert, erläutert den Weg dorthin. Frau Suchantke, herzlichen Glückwunsch und Hand aufs Herz: Als Sie das erste Mal »Akkreditierung« hörten – dachten Sie da, dass jetzt alles noch komplizierter wird? Nein, das hat mich nicht abgeschreckt. Eher im Gegenteil – ich hatte die Hoffnung, dass die Antragstellung unkomplizierter wird. Ich hatte in den Vorjahren bereits zweimal einen Erasmus+ Antrag gestellt. Und beim ersten Mal war das Ausfüllen des Antrags heftig, weil die Intention mancher Fragen nicht klar ersichtlich gewesen ist. Das machte die Antragstellung damals kompliziert für mich. Wie viel Zeit haben Sie für das Ausfüllen und Bereitstellen der Dokumente aufwenden müssen? Genau sagen kann ich das nicht. Ich konnte natürlich davon profitieren, dass ich bereits Erfahrung in der Erstellung eines Projektantrages hatte und in einem kontinuierlichen Austausch mit meinen Kolleginnen und Kollegen unserer schulinternen Erasmus+ Projektgruppe über die Ziele unserer europäischen Projektarbeit stehe. Der Inhalt und die Struktur des Projektplans unserer Schule musste deshalb nicht mehr neu 7 gedacht, sondern den Fragestellungen des Antrags entsprechend formuliert werden. Natürlich hat das Zeit in Anspruch genommen. Aber es stand in keinem Vergleich zu dem Aufwand für die vorherigen Anträge. Aus der Praxis für die Praxis: Welche Ratschläge würden Sie Schulen geben, die sich akkreditieren lassen wollen? Bei meinem ersten Antrag habe ich das Grundgerüst unseres Erasmus+ Projektplans noch fast im Alleingang erstellt – das macht die Antragstellung natürlich umso schwerer. Auf jeden Fall sollte man deshalb versuchen, frühzeitig interessierte Kolleginnen und Kollegen mit ins Boot zu holen und sich mit ihnen über die Ziele der europäischen Projektarbeit der Schule auszutauschen. Das ist auch deshalb sinnvoll, um die Projektarbeit wirklich im Schulleben zu verankern. Am besten ist es, eine feste Projektgruppe zu etablieren, deren Mitglieder einem beim Verfassen des Antrags bei einzelnen Punkten zuarbeiten können. Und wenn Fragen oder Probleme auftauchen, sollte man sich nicht scheuen, sich vom PAD direkt beraten zu lassen – durch ein Telefonat lassen sich die meisten Fragen schnell klären. »Europa erleben, Europa gestalten« lautet ein Motto des PAD. Worum soll es im ersten Projekt Ihrer Schu le nach der erfolgreichen Akkreditierung gehen? Durch Corona konnten einige unserer Mobilitäten, auch die mit unseren Schülerinnen und Schülern, nicht stattfinden. Wir hoffen deshalb, dass gegenseitige Besuche bald wieder möglich sind. Gerade unseren Schülerinnen und Schülern mit Förderbedarf im Bereich Geistige Entwicklung und häufig weiteren Einschränkungen bieten sich kaum Möglichkeiten der Begegnung über Grenzen hinweg. Mit Erasmus+ in Europa unterwegs zu sein, ist daher eine besondere Erfahrung, die wir ihnen gerne ermöglichen wollen. Sobald absehbar ist, dass Austausche wieder sicher möglich sind, werden wir uns daran machen, gemeinsam mit unseren europäischen Partnern neue Begegnungen zu planen. Im Moment sind wir da alle natürlich noch sehr zurückhaltend.

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