esser als in meinen Schulklassen. Deshalb haben sie meinen Schülerinnen und Schülern die Texte korrigiert und ihnen per Videochat auch Tipps zur besseren Aussprache gegeben. Meine Englischkollegin meinte, dass unsere Schülerinnen und Schüler dadurch einen ziemlichen Sprung nach vorne gemacht haben«, berichtet Ralf Kötter. Die Welt wächst digital zusammen Um neben den fachlichen Aspekten zugleich einen Raum für interkulturellen Austausch zu schaffen, nutzten die Lehrkräfte und die Schülerinnen und Schüler auch soziale Medien. Nicht nur auf dem Instagram-Kanal der BBS1 wurde der Austausch dokumentiert. Auch privat vernetzten sich die Jugendlichen miteinander und schickten sich gegenseitig Sprachnachrichten und Fotos. So tauschten sie sich auch zu Alltagsthemen wie Schuluniformen, Musikgeschmack oder Frisuren aus. »Die Schülerinnen und Schüler waren begeistert davon, dass sie Medien einsetzen durften, die sie ohnehin nutzen. Eine andere Kultur kennenzulernen und Verbindungen oder sogar Freundschaften aufzubauen, das war für sie eine neue Erfahrung – quasi zu sehen, wie die Welt zusammenwächst. Heranwachsende sind sich in Sachen Mediennutzung ja sehr ähnlich, egal ob das nun Deutschland oder Südafrika ist«, stellt Kötter fest. Viele Jugendliche an der südafrikanischen Schule stammen aus ärmeren Elternhäusern – eine Reise nach Deutschland ist für sie kaum finanzierbar. Aber Kötter sieht den digitalen Start in die neue Schulpartnerschaft keineswegs nur als Notlösung, im Gegenteil: »Ich würde ein solches Onlineprojekt jederzeit wieder durchführen und Planungen laufen bereits. Der große Vorteil ist, dass wir uns jetzt schon kennen und eine Vertrauensbasis geschaffen wurde. Jetzt können mein Kollege und ich uns auch vorstellen, sobald es wieder möglich ist, eine direkte Begegnung zu organisieren. Bei meinen Schülerinnen und Schülern gibt es auf jeden Fall einige, die gerne für einen Austausch nach Südafrika fliegen würden.« Tatsächlich meldete sich im Frühjahr 2021 auch die südafrikanische »Chamber of Commerce«, vergleichbar einer Industrie- und Handelskammer in Deutschland, bei der Westville Secondary High School, um sich über das Schulprojekt mit Deutschland genauer zu informieren – die Themen, welche die Jugendlichen gemeinsam bearbeitet haben, sind schließlich auch für Kooperationen mit deutschen Unternehmen von Interesse. Ralf Kötter und Maris Dirks freuen sich über diese Entwicklung, denn sie würden gerne auch der südafrikanischen Gruppe einen Gegenbesuch ermöglichen und suchen dafür bereits nach Fördermitteln und Sponsoren. Programm Schulen: Partner der Zukunft Projekttitel Herausforderungen der Regionen »Port Elizabeth« und »Ostfriesland« Beteiligte Schulen Berufsbildende Schule 1 Aurich (Niedersachsen) und Westville Secondary High School Port Elizabeth (Südafrika) Laufzeit Herbst 2020 austausch bildet Zuschuss des PAD 1.600 € aus Mitteln des Auswärtigen Amtes Weitere Informationen www.bbs1-aurich.de 38
Erfahrungen 39 deutschlandjahr in russland 2020/21 Von wegen »Deutsche Pünktlichkeit« Erfahrungen machen, die nicht im Lehrbuch stehen: Zwei Deutschlehrerinnen und einer Fremdsprachenassistentin aus Russland eröffnete sich im vergangenen Jahr diese Möglichkeit mit Programmen des PAD. D ass ein »Kosmonaut« den Sternen besonders nahe ist, muss hierzulande kaum jemandem erklärt werden. Und dass ein »Buterbrod« als willkommene Mahlzeit zwischendurch den Magen stärkt, wissen auch viele Menschen in Russland zu schätzen. Beide Länder sind, nicht nur auf sprachlicher Ebene, enger verbunden, als die Tiefen ihrer gemeinsamen Geschichte und aktuelle Meldungen es vermuten lassen. Daran erinnert auch das »Deutschlandjahr in Russland«, das noch bis Sommer läuft. Was sie aus Deutschland mit zurück in ihre Heimat nehmen? Ekaterina Todorenko, Irina Vernikovskaia und Margarita Voroshilova antworten auf unsere Fragen. Ich heiße Ich komme aus Margarita Voroshilova Orenburg für mich. Woran ich mich immer gerne erinnern werde, sind die Geburtstage von Lehrerinnen und Lehrern in unserem Vorbereitungszimmer. An solchen Tagen gab es viel zu essen, Getränke und sehr gute Laune. Weshalb haben Sie sich als Fremdsprachenassistentin beworben? Ich habe 2019 ein Bachelorstudium in Germanistik an der Staatlichen Universität in Orenburg abgeschlossen und hatte den großen Wunsch, weiter Deutsch zu lernen. Ich finde, dass es keine bessere Möglichkeit gibt, eine Fremdsprache zu lernen, als im Land der Sprache selbst. Außerdem bot das Programm den großen Vorteil, Schülerinnen und Schüler in Deutschland in meiner eigenen Muttersprache unterrichten zu können. In diesem Bereich hatte ich schon Erfahrungen. An welche Besonderheiten und Highlights in Schulalltag und Unterricht erinnern Sie sich immer wieder gerne? Gleich am Anfang ist mir aufgefallen, dass die Schülerinnen und Schüler keine Handys benutzen, selbst in den Pausen. Das ist immer noch beeindruckend Welche Lieblingsredewendungen nehmen Sie mit zurück? »Schönen Tag noch« – das höre ich jeden Tag 100 Mal. Diese Redewendung gibt es in Russland nicht, aber sie klingt sehr angenehm. Aus dem Schulalltag nehme ich »Und jetzt Gruppenarbeit« mit. In Deutschland gibt es im Vergleich zu Russland wirklich viele Gruppenarbeiten. Wenn Sie auf das vergangene Jahr zurückblicken: Welches Bild über Deutschland und »die Deutschen« mussten Sie korrigieren? Eine schwierige Frage! Mir fiel auf, dass auch Deutsche manchmal nicht pünktlich sind, was aber eher eine persönliche Eigenschaft sein wird. Und dass die Deutsche Bahn sich ständig verspätet, das kann ich leider nicht leugnen. Margarita Voroshilova war Fremdsprachenassistentin am Goethe-Gymnasium Bischofswerda (Sachsen).
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