zurückgeblickt »Auch in Krisenzeiten mit jungen Menschen … austausch bildet Ob Diskussionen mit Politikern, Besuche im Landtag oder Europäische Jugendbegegnungen: Rund 10 000 Kinder und Jugendliche erreicht der Landtag von Rheinland-Pfalz jedes Jahr mit seinen Angeboten zur politischen Bildung. Koordiniert werden sie von Andreas Jaeger. Den Umgang mit Schülerinnen und Schülern hat er unter anderem in seiner Zeit als Fremdsprachenassistent gelernt. 42
Fremdsprachenassistenzprogramm 43 … im bleiben« interview martin finkenberger, pad Herr Jaeger, viele Menschen Ihrer Generation verbinden das Jahr 1986 mit bedrohlichen Ereignissen: Die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl überzog Europa mit einer atomaren Wolke und das »Waldsterben« war allgegenwärtig. Sie dagegen erlebten in diesem Jahr dennoch einen vergleichsweise unbeschwerten Herbst. Wie kam das? Ich war für das Schuljahr 1986/87 als Fremdsprachenassistent an das Lycée Jean de la Fontaine im privilegierten 16. Arrondissement in Paris vermittelt worden. Als ich im Sommer mit meinen Vorbereitungen begann, waren die Folgen von Tschernobyl oder das Thema »Waldsterben« fast täglich in den Medien präsent. Doch als ich nach Frankreich kam, war davon nichts zu hören oder zu sehen. Heute weiß man, dass dort damals eine staatliche Sprachregelung vorherrschte, wonach der atomare Niederschlag von Tschernobyl an den Grenzen des Landes Halt gemacht haben soll. Das traf zwar nicht zu. Aber es trug dazu bei, dass ich diesen Herbst, der viele in der Bundesrepublik in Untergangsstimmung versetzte, als tolle, unbeschwerte Zeit in Paris erlebt habe. In Frankreich, so mein Eindruck, wurden diese Ereignisse viel nüchterner und rationaler betrachtet. Den Kontrast dazu besorgten allerdings Krawalle, die Sie so auch nicht kannten. 1986 war ja auch ein Jahr innenpolitischer Kontroversen in Frankreich. Ich hatte Anfang der 1980er-Jahre als junger Erwachsener in Bonn an Massendemonstrationen gegen die Nachrüstung in der Bundesrepublik teilgenommen. Demonstranten und Polizei gingen dabei in einer Form miteinander um, wie sie friedlicher und gesitteter nicht sein konnte. Ganz anders waren meine Beobachtungen in Paris, als Schüler und Studenten im Herbst gegen die Hochschulpolitik der Regierung auf die Straße gingen. Hier erlebte ich zum ersten Mal, wie ein Konflikt eskalierte, weil der Staat gewaltsam gegen demonstrierende Bürger vorging, auf deren Seite es allerdings auch gewaltbereite Chaoten gab. So wurde aus dem Protest schnell eine Revolte und es sah ganz nach »Mai 1968« aus. Außerdem wurde Paris damals von einer Reihe terroristischer Bombenattentate erschüttert. Das waren sehr prägende Erlebnisse für mich. Für das Fremdsprachenassistenzprogramm haben Sie sich beworben, obwohl Sie gar nicht Lehramt studierten. Welche Erklärung haben Sie der Auswahlkommission präsentiert, um doch angenommen zu werden? Es gab damals nicht die Vielfalt an Programmen, wie sie heute zum Beispiel meine Kinder nutzen können. Und ich habe in der Tat mit dem Gedanken gespielt, eventuell das Staatsexamen abzulegen, um doch Lehrer zu werden. Weil ich mir aber unsicher war, dachte ich, ein Jahr als Fremdsprachenassistent wäre eine gute Gelegenheit, um ein klareres Bild >
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