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Austausch bildet - Juni 2022

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Das Magazin „Austausch bildet“ des PAD veröffentlicht Beiträge zur Praxis im internationalen Schulaustausch. "Das mehr im Plus" lautet das Motto der Juniausgabe, die zeigt, welche Möglichkeiten Erasmus+ bietet und welche Erfahrungen Schulen und Kitas mit dem europäischen Austausch sammeln. Sie können das Heft kostenlos im PAD-Webshop bestellen oder abonnieren. www.kmk-pad.org/shop

Dozent, der das Internet

Dozent, der das Internet seit Jahren für die Onlinekommunikation nutzt, erlebe ich es als fantastische Lernmöglichkeit«, schwärmt Richard Powers. Damit will er auch der Initiative »Lehrerbildung PLUS«, für die er als Projektmanager arbeitet, neue Impulse geben. An seinem ersten eTwinning-Projekt vor drei Jahren nahmen 20 Studierende teil. Statt trockenes Fachwissen teilten sie mit ihren französischen Projektpartnern dynamische Videos über Frauen im Hip-Hop und reflektierten über interkulturelle Unterschiede in der Musik. Auch bei seinem zweiten Seminar, das er im Sommersemester 2021 organisierte, profitierten die Studierenden von Richard Powers Expertise. Er unterstützte sie bei der Registrierung im TwinSpace von eTwinning und gab ihnen praktische Tipps. Innerhalb der 13 Seminarwochen probierten die Lehramtsstudierenden die technischen Grundlagen aus, holten sich Anregungen von Lehrkräften prämierter Projekte und erhielten von Woche zu Woche Aufgaben, zum Beispiel, wie man Videos postet oder Onlinediskussionen organisiert. Und zu Semesterende präsentierten sie stolz ihre eigenen Projekte mit Lehramtsstudierenden aus der Türkei, Italien, Frankreich und Polen. Schon im Studium üben Auch die 23-jährige Lina Höß, die im achten Semester Englisch und Geschichte für das Lehramt an Gymnasien studiert, belegte den Kurs. Der Titel »Projectbased learning for interculturality with eTwinning and Erasmus+«, der ein praxisorientiertes und interkulturelles Lernerlebnis verspricht, weckte ihr Interesse. Alles war neu und spannend, denn weder in ihrer eigenen Schulzeit noch als studentische Aushilfe an einer Schule war ihr eTwinning begegnet. »Deshalb fand ich es hilfreich, mich an der Uni Schritt für Schritt einzuarbeiten und es auszuprobieren. Denn wenn man erst im Beruf damit in Berührung kommt, traut man es sich vielleicht nicht zu. Man sollte es besser schon vorher üben«, stellt Lina Höß fest. Und eben dazu inspirierte ihr amerikanischer Dozent sie mit seiner mitreißenden Art. »Dadurch habe ich mich getraut, Neues auszuprobieren«, lautet ihr Fazit. zu ernst.« Dass eTwinning im Rahmen des Master of Education gelehrt wird, dafür hat der Hochschullehrer sich erfolgreich eingesetzt. Sein Kurs ist der erste gewesen, der in Baden-Württemberg als Teil des Lehramtscurriculums anerkannt ist. Durchgesetzt hat Richard Powers nicht nur, dass die Teilnehmenden einen Leistungsnachweis erhalten. Auch viele seiner Kolleginnen und Kollegen an der Uni haben den Wert von eTwinning und Erasmus+ mittlerweile erkannt. »Es hat ein paar Semester gedauert, bis ich meine Vorgesetzten überzeugen konnte, dass meine Kurse bestens zum Thema Interkulturalität passen. Denn sie haben erkannt, dass die Studierenden dadurch bessere Lehrerinnen und Lehrer werden«, sagt er rückblickend. Doch Richard Powers betrachtet seinen Auftrag erst als beendet, wenn eTwinning im Lehramtscurriculum fest verankert ist und auch in Schulpraktika und ins Referendariat Einzug hält. Warum ihm das so wichtig ist, erklärt sich für den ehemaligen Offizier auch aus den aktuellen Ereignissen: »eTwinning bringt die Menschen zusammen und Kinder lernen, Stereotype zu hinterfragen. Damit tragen sie zur Völkerverständigung bei und verstehen, wie sinnlos Kriege sind.« Diese Weltoffenheit lebt Richard Powers selbst vor. Der amerikanische Europäer sagt nach 40 Jahren in seiner Wahlheimat Stuttgart öfter »gell« als »well«, liebt Brezeln und hat sich sogar mit der berühmt-berüchtigten Kehrwoche arrangiert. Richard Powers, dessen unbändige Energie ganz offensichtlich schon in seinem Namen steckt, arbeitet deshalb weiter an seiner eTwinning-Mission: »Man lernt ja nicht nur aus Büchern, sondern auch, indem man sich mit Leuten aus unterschiedlichen Ländern austauscht. Dafür bin ich, ein Amerikaner in Schwaben, das beste Beispiel.« — Die Autorin ist Journalistin in Bonn. austausch bildet Anerkennung erwünscht Dass seine Studierenden Spaß am Lernen haben, liegt Richard Powers am Herzen. Zum Semesterabschluss wünscht er der digital zugeschalteten Seminarrunde: »Bleibt gesund und nehmt das Leben nicht 18

Neue Initiativen mit Erasmus+ 19 eTwinning Schule der Zukunft gestalten Schulen sollen nachhaltiger, inklusiver und ansprechender werden – im Sinne des Neuen Europäischen Bauhauses lädt das eTwinning-Jahresmotto Schulen ein, kreative Ideen zu entwerfen. von antje schmidt, pad W ie könnte eine ideale Schule aussehen, die ansprechend und für alle zugänglich ist? Wie lässt sich Schule nachhaltiger gestalten? Unter dem Motto »Unsere Zukunft – schön, nachhaltig, gemeinsam: Schulen und das Neue Europäische Bauhaus« greift eTwinning in diesem Jahr die Idee der Europäischen Kommission zum Neuen Europäischen Bauhaus auf. Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler sind eingeladen, visionäre Ideen für ihr eigenes Umfeld zu entwickeln – denn gerade diejenigen, die sich fast täglich dort aufhalten, sollen sich mit ihren Wünschen und Ansichten aktiv einbringen. Das Neue Europäische Bauhaus versteht sich dabei als Versuchslabor und Diskussionsforum für einen breiten gesellschaftlichen Dialog, der den Menschen mit seinen Bedürfnissen in den Mittelpunkt stellt. Angelehnt an die 1919 in Weimar gegründete Kunstschule des »Staatlichen Bauhauses«, an der Studierende und Lehrende funktionales und erschwingliches Design für Bereiche wie Architektur, Handwerk und Kunst entwickelten, will die aktuelle Initiative den Experimentiergeist von damals aufgreifen. Lehrkräfte können mitmachen Bis Ende des Jahres laden Angebote auf der eTwinning-Plattform Lehrkräfte dazu ein, aktiv am Jahresthema mitzuwirken und sich miteinander zu vernetzen. Gelegenheit dazu bietet sich zum Beispiel während der eTwinning-Wochen im September und Oktober oder im Rahmen der europäischen eTwinning-Konferenz, die vom 20. bis 22. Oktober 2022 als Onlineveranstaltung stattfinden wird. Der Austausch von Ideen und Gedanken bildet schließlich die Basis für Inspiration und Veränderungen, wie auch EU-Kommissarin Mariya Gabriel unterstreicht: »Als Bottom-up-Projekt zielt das Neue Europäische Bauhaus darauf ab, den Austausch von Wissen, Ideen und Bedürfnissen zwischen verschiedenen Akteuren zu erleichtern – auf lokaler Ebene, um Gemeinschaften bei der Umsetzung von Veränderungen zu unterstützen, die schöne, nachhaltige und integrative Lebensformen fördern«, erklärte sie zum Start der Initiative. Das klingt zwar nach einer Mammutaufgabe; wenn aber der Wandel zu mehr Nachhaltigkeit im alltäglichen Leben gelingen soll, damit Europa wie geplant bis 2050 klimaneutral wird, sind zweifellos die Ideen vieler gefragt. Über die Initiative »Indem es Wissenschaft und Innovation mit Kunst und Kultur verbindet und einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt, wird das Neue Europäische Bauhaus Lösungen schaffen, die nicht nur nachhaltig und innovativ, sondern auch zugänglich, erschwinglich und lebenswert für uns alle sind.« Mariya Gabriel, EU-Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend

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