Nicht nur büffeln Die deutschen Schülerinnen und Schüler dürfen selbst mitentscheiden, welche Fächer sie an der spanischen Schule schwerpunktmäßig besuchen möchten. In schriftlichen Lernvereinbarungen wird vor der Abfahrt festgelegt, dass die Jugendlichen den Unterricht der Gastschule besuchen, sich an Exkursionen beteiligen, täglich mit Mitschülerinnen und Mitschülern kommunizieren und am Leben der Gastfamilie teilnehmen. Auch Lernziele wie die Erweiterung des Wortschatzes in bestimmten Bereichen sowie der interkulturellen Kompetenzen sind darin aufgeführt. »Die Schülerinnen und Schüler müssen an der spanischen Schule keine Mathe- und Physikprüfungen mitschreiben«, betont Sabine Burkhardt. »Sie sollen am Regelunterricht teilnehmen und die spanische Sprache aufsaugen.« Die Lehrkräfte der Hebbelschule tun ihr Bestes, damit die Jugendlichen während ihres Auslandsaufenthaltes in Spanien keinen wichtigen, etwa abiturrelevanten Stoff verpassen. »Durch die Pandemie sind wir schon geübt darin, Schülerinnen und Schüler digital mit Unterrichtsmaterial zu versorgen«, sagt Sabine Burkhardt. Insgesamt versuchen sie aber, die Aufgaben aus der Heimatschule während des Langzeitaustauschs auf ein Minimum zu reduzieren. »Es geht nicht darum, jede Stunde nachzuarbeiten und benotet zu werden, sondern nur darum, am Ball zu bleiben.« Nicht nur büffeln: Auch Sport fördert die Kommunikation. Die Schülerinnen und Schüler berichten nach der Teilnahme am Langzeitaustausch in verschiedenen Klassen ihrer Heimatschulen und auch bei Elternabenden als Fernwehbotschafter von ihren Erfahrungen – und bezeichnen die drei Monate häufig als beste Zeit ihres Lebens. Sabine Burkhardt überrascht das nicht: »Wenn Kurzzeitaustausche enden, gibt es immer Tränen. Aber auch nach drei Monaten wollen die Jugendlichen noch nicht nach Hause.« — Die Autorin ist Journalistin in Königs Wusterhausen. austausch bildet Der »Europass« zum Abschluss doku mentiert die Lernleistungen an der Partnerschule. 20
Schülerinnen und Schüler unterwegs 21 internationales preisträgerprogramm Der bunte Hund aus Bangangté Vom ausgezeichneten Deutschschüler zum Experten für Deutsch als Fremdsprache in der Lehrerausbildung seiner Heimat Kamerun: Diesen Weg hat Alexis Ngatcha eingeschlagen. von martin finkenberger, pad K lein, kompakt und robust gebaut: Das Transistorradio seines Vaters war es, das Alexis Ngatcha vor fast 60 Jahren einen ersten und bleibenden Eindruck von Deutschland vermittelt hat: »Auf dem Gerät stand ›Made in Germany‹, und mein Vater gab mir zu verstehen, dass das etwas Besonderes sei«, erzählt er schmunzelnd, wenn er heute an diese Begebenheit denkt. Umso trauriger sei sein Vater denn auch gewesen, als das Radio eines Tages nicht mehr funktionierte. Und doch sieht Alexis Ngatcha noch heute darin einen Impuls für seine Biografie, die auf ihre Weise ebenfalls etwas mit »Made in Germany« zu tun hat: Seit vielen Jahren lehrt er Sprachwissenschaften an der École Normale Supérieure in Kameruns Hauptstadt Yaoundé, bildet dort Deutschlehrkräfte aus und zählt zu den angesehensten Germanisten und DaF-Experten seines Heimatlandes. »Als zum Ende der 8. Klasse eine Fremdsprache gewählt werden musste, habe ich mich an die Worte meines Vaters erinnert und es war klar, für welche ich mich entscheiden würde«, sagt er. Der gute Klang von »Made in Germany« aus Kindertagen mag immer nachgehallt haben. Viel mehr aber verdankt er seinen Lehrkräften an den Gymnasien in Bangangté und Bafoussam, die er aufgrund seiner guten Leistungen besuchen konnte. »Deutsche Grammatik wird oft als schwierig empfunden. Ich habe andere Erfahrungen gemacht, was sicher an meinen Lehrern lag, die den Stoff so vermitteln konnten, dass ich ihn verstanden habe.« Und ihm damit, ließe sich hinzufügen, die Tür zum Internationalen Preisträgerprogramm öffneten, als sie ihn zur Teilnahme am Auswahlverfahren vorschlugen. 120 Schülerinnen und Schüler aus allen Provinzen Kameruns kamen seinerzeit in Yaoundé zusammen,
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