schwerpunkt erasmus+ langzeitschülermobilität Ein Jahr Europa 365 Wer als Schülerin oder Schüler Europa individuell entdecken will, wird durch Erasmus+ unterstützt: Langzeitmobilitäten ermöglichen Auslandsaufenthalte an akkreditierten Schulen. 6 austausch bildet
Schülerinnen und Schüler unterwegs 7 von dr. thomas spielkamp, pad N icht erst im Studium oder im Rahmen der Be - rufsausbildung, sondern schon während der Schulz eit für eine längere Zeit ins Ausland gehen? Das kannten als Highlight so manche Schülerin und mancher Schüler, die nach 13 Schuljahren Abitur machten und ihr »Elftes Schuljahr« im Ausland verbrachten. Mit dem Wechsel von »G 9« zu »G 8« in den 2010er-Jahren stiegen zwar weniger Schülerinnen und Schüler in die Flieger nach Nordamerika, Neuseeland, Kanada oder Australien; doch mit der Rückkehr zu »G 9« ist ein »GAP year« während der Schulzeit wieder einfacher zu realisieren. Doch warum muss es immer in die Ferne gehen, wenn, wie schon Goethe wusste, das Gute so nahe liegt? Und wollen Schülerinnen und Schüler immer gleich für ein ganzes Schuljahr ins Ausland? Viel zu wenig bekannt sind die Angebote, die einen längeren Auslandsaufenthalt an Schulen innerhalb von Europa ermöglichen: Angebote, die für Schülerinnen und Schüler aller Schulformen und nicht nur für Gymnasien bereitstehen. Erasmus+ hat einerseits kürzere Lernaufenthalte für Schülergruppen im Angebot, andererseits aber auch längere Individualaustausche. In der Praxis bleiben die meisten Schülerinnen und Schüler für zwei Monate im europäischen Ausland. Hier nehmen sie regulär am Unterricht an der aufnehmenden Schule teil oder absolvieren ein Praktikum an einer anderen Einrichtung. Einzelschüleraustausche sind schon ab einem Monat und bis zu einem Schuljahr möglich. Die finanzielle Unterstützung durch das Erasmus-Programm ist dabei erfreulich hoch, sodass die Langzeitschülermobilität die Chance bietet, dass Schülerinnen und Schüler aus den unterschiedlichsten familiären Kontexten im Rahmen eines Auslandsaufenthaltes gefördert werden. Erasmus+ bietet somit echte Alternativen zu jenen Angeboten, die in erster Linie finanzstarken Elternhäusern vorbehalten sind. Es muss nicht immer Englisch sein Darüber hinaus kann ein mehrwöchiger oder mehrmonatiger Aufenthalt an einer Schule in einem anderen europäischen Staat sicherlich ähnlich positive Wirkungen auf die eigene Persönlichkeitsentwicklung erzeugen wie ein längerer Aufenthalt auf der anderen Seite des Atlantiks. Und auch wenn die Kommunikation zwischen europäischen Schülerinnen und Schülern voraussichtlich über das Englische erfolgt, eröffnet die Vielfalt der europäischen Sprachen doch neue kulturelle Horizonte und Einblicke. Dazu muss die Zielsprache nicht unbedingt an der deutschen Herkunftsschule unterrichtet werden. Langzeitschüleraustausch muss auch nicht auf Gegenseitigkeit erfolgen. Und wer sich nicht so ganz sicher ist, ob er oder sie das ganz allein angehen will, der kann vielleicht noch ein, zwei weitere Freundinnen oder Freunde an der Schule dafür gewinnen, dieses Wagnis gemeinsam einzugehen. Kurzum: Individuelle Schülermobilität ab einem Monat bis zu einem Schuljahr an einer unter Erasmus+ akkreditierten Schule oder im Rahmen eines Mobilitätskurzzeitprojekts wird mit erheblichen finanziellen Mitteln gefördert und sollte in den nächsten Jahren deutlich häufiger angefragt werden als bislang. In der Zeit vor der Coronapandemie haben rund 75 Schülerinnen und Schüler von deutschen Schulen diese Option genutzt. Die Zielstaaten waren vorwiegend Spanien, Italien und Frankreich. Qualitätsstandards für den Lernerfolg Für individuelle Schülermobilität mit Erasmus+ gelten wie für alle anderen Programmmaßnahmen Qualitätsstandards, die sicherstellen sollen, dass diese Mobilitäten zu Lernzwecken mit Erfolg durchgeführt werden. Die zuständigen Nationalen Agenturen organisieren Vorbereitungsseminare und die entsendenden und aufnehmenden Schulen schließen detaillierte Lernvereinbarungen ab, um dem Langzeitaufenthalt eine inhaltliche Struktur zu geben. Wichtig ist dabei, dass der Langzeitauslandsaufenthalt keine persönliche Angelegenheit der jeweiligen Schülerinnen und Schüler ist, sondern die längerfristige Kooperation von Schulen und Bildungseinrichtungen in Europa stärken soll. Die EU-Kommission hat dazu einen umfangreichen Leitfaden zusammengestellt. — Der Autor leitet die Nationale Agentur Erasmus+ Schulbildung im PAD. Den Leitfaden für Langzeitschülermobilitäten gibt es hier www.erasmusplus.sk/erasmus_2021_2027/ doc/dokumenty/Handbook_for_individual_pupil_ mobility_in_school_education.pdf
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