erasmus+ etwinning Eine Schule zum Wohlfühlen austausch bildet von iris ollech Z ur ersten Stunde um 10 Uhr ein Fußballtraining bei Sportlehrer Messi, anschließend ein Sprung in den Popcorn-Pool, dann Musik bei Shakira oder Billie Eilish, und zur Stärkung Pommes frites, Burger und Pizza. So erträumten sich Schülerinnen und Schüler der fünften Klasse an der Gustav-Dreyer- Schule in Berlin und ihre Partnerklassen aus Spanien und Italien den perfekten Unterricht. Keine Idee war ihrer Lehrerin, Kristina Gaudi, zu übertrieben, kein Szenario zu verrückt, denn bei ihrem eTwinning-Projekt »You, me, us ... EUROPE« standen der Spaß und die Freude am Lernen im Mittelpunkt. »Weil wir den Kindern viel Freiraum gelassen haben, waren sie äußerst motiviert und sind über sich hinausgewachsen«, so Kristina Gaudi. Ihre Ideen, vom Projektlogo bis zu den Plänen für ihre Wohlfühlschule, präsentierten die Kinder auf Englisch in einem gemeinsamen Forum auf der European School Education Platform www.school-education.ec.europa.eu/en. 26
Erfahrungen 27 Kristina Gaudi Drei Monate Ferien Andreas Roßt Die Zusammenarbeit mit ihren europäischen Partnerinnen und Partnern lief aber auch über analoge Kanäle. Dabei erlebten sie, wie angenehm entschleunigend die gute alte Post sein kann. Jeder mit Spannung erwartete Brief enthielt neue Überraschungen und weckte ihre Neugier auf andere Kulturen. »Unsere Schülerinnen und Schüler konnten gar nicht fassen, dass die Sommerferien in Spanien und Italien ganze drei Monate dauern«, erinnert sich Kristina Gaudi lachend. Ein Vierteljahr dolce vita – das war den deutschen Kindern nicht einmal für die Schule ihrer Träume eingefallen! Sie selbst hat sich den Traum erfüllt, ihre Partnerschule in Barcelona zu besuchen. Die privat organisierte Reise erlebte die Lehrerin »als persönliche Belohnung für meinen Projekteinsatz«. Zusätzlich freute sie sich über den Deutschen eTwinning-Preis 2023. bietet, um mit Freude und ohne Angst zu lernen«, erläutert er. Weniger Hausaufgaben, gesundes Essen in der Schulkantine, smartphonefreie Pausen sowie ein attraktives Sportangebot sind nur einige Ansätze, die seine Schule künftig umsetzen will. Damit die Lehrkräfte angesichts der vielen Anforderungen die Selbstfürsorge nicht aus dem Blick verlieren, plant das Gymnasium auch für sie entsprechende Angebote, beispielsweise Yogakurse. Andreas Roßt ist überzeugt: »Wir sind auf einem guten Weg.« Diese beiden Projekte zeigen: Das Thema »Wellbeing at Schools« ist ebenso aktuell wie facettenreich und bietet die Grundlage für vielfältige Ideen. Bis Ende des Jahres werden sicherlich noch viele Projekte hinzukommen. — Die Autorin ist Journalistin in Bonn. Freude am Lernen fördern Auch Andreas Roßt vom Gymnasium Georgianum in Hildburghausen (Thüringen) überzeugte die Jury mit seinem herausragenden eTwinning-Projekt. Bei »Here Our Problems, Easy Solutions« standen das körperliche und seelische Wohlbefinden von Jugendlichen im Mittelpunkt. Der Englisch- und Russischlehrer ist überzeugt: »Nur gesunde Schülerinnen und Schüler lernen gut.« Zusammen mit ihren Partnerklassen aus Italien, Portugal und der Türkei entwickelten die thüringischen Gymnasiastinnen und Gymnasiasten einen englischsprachigen Fragebogen, in dem sie berichten, was sie im Alltag als belastend empfinden: Stress in der Schule, Ängste, familiäre Spannungen. Ihre Ideen, wie auch schwierige Situationen mit vereinten Kräften lösbar sein könnten, veröffentlichten sie als originelle Comics und Videos. Und in einem Kochbuch sammelten sie Rezepte für gesunde Gerichte und tröstliche Lieblingsspeisen. Dass das eTwinning-Projekt den Freiraum bot, sich ohne Notendruck mit einem wichtigen Thema zu beschäftigen, betrachtet Andreas Roßt als einen Schlüssel zum Erfolg. »Wer den ganzen Tag an der Schule verbringt, braucht ein Umfeld, das Anreize Über das Jahresthema »Well-being at Schools« lautet das Motto im laufenden eTwinning-Jahr. Es knüpft an den Schwerpunkt des vergangenen Jahres an. Unter dem Schlagwort »Innovation and Education« lag der Fokus damals weniger auf technischen Innovationen, sondern auf den Lehrkräften sowie den Schülerinnen und Schülern mit ihren Ideen, Bedürfnissen und ihrem Potenzial. Gleichzeitig rückt das europäische Netzwerk für digitalen Schulaustausch damit ein Thema in den Blick, das in der aktuellen Bildungsdiskussion an Bedeutung gewinnt: das Wohlbefinden in Schulen. Schülerinnen und Schüler, die sich wohl und geborgen fühlen, lernen motivierter und sind zufriedener. Das erlebten auch zwei engagierte Lehrkräfte, die für ihre innovativen Ideen den Deutschen eTwinning-Preis 2023 erhalten haben. Mehr Informationen erasmusplus.schule/service/auszeichnungen
Laden...
Laden...