nachgefragt bei Estrella Löwe-López Ihr europäisches Bildungsprojekt erstreckte sich über drei Jahre. Worauf kommt es bei einer solch langfristigen Planung an? Entscheidend ist es, die Ziele und den Zeitplan im Auge zu behalten. Wichtig ist zudem eine gute Kommunikation zwischen den Projektakteuren. Um die Schülerinnen und Schüler zu motivieren, haben wir vor allem auf deren Eigeninitiative gesetzt. Sie sollten Teile des Projekts selbstständig übernehmen und waren dadurch stets mitverantwortlich für dessen Gelingen. Ihre Vorschläge haben wir sehr ernst genommen und sie bei der Verwirklichung dieser Ideen unterstützt. Zwar hatte das Projekt Höhen und Tiefen, aber es war zugleich lebendig und lebhaft. Welchen Stellenwert hatten die persönlichen Begegnungen der jugendlichen Erasmus+ Partner für den Projekterfolg? Die persönlichen Begegnungen waren der eigentliche Motor des Projekts, nicht nur in Bezug auf die Ziele, sondern auch auf der zwischenmenschlichen Ebene. Durch den interkulturellen Dialog erlebten die Jugendlichen ihre gemeinsame europäische Identität, trotz aller nationaler, kultureller und sozialer Unterschiede. Darüber hinaus haben wir die Begegnungen intensiv genutzt, um an unserem Endprodukt zu arbeiten. Welche Projektergebnisse betrachten Sie als besonders ermutigend? Dass uns durch gegenseitige Akzeptanz ein wahres Miteinander gelungen ist, betrachte ich als größten Gewinn. Die Schülerinnen und Schüler haben gelernt, Vorurteile zu hinterfragen und sich selbst ein Bild zu machen. Dass sie selbst so viele kreative Ideen hatten, um die Integration zu fördern, finde ich sehr inspirierend. Das bestätigt mir, dass unser Ansatz, sich für den europäischen Dialog einzusetzen, der richtige war. Begründung für die Auszeichnung Auf herausragende Weise hat das Projekt »Wir in Europa – Zukunft gestalten« sein übergeordnetes Ziel erreicht, Radikalisierungstendenzen entgegenzuwirken und die Integration von Minderheiten in die Gesellschaft zu fördern. Die Schulen in Deutschland, Spanien und Ungarn haben die Thematik des Projekts mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Methoden und Verfahren bearbeitet und konnten so ein heterogenes Publikum erreichen und Aufmerksamkeit und Empathie erzeugen. Zum Erfolg des Projekts trug ohne Zweifel auch die Vielfalt an externen Projektpartnern bei. Der Ideenpool zur Integration, eine frei verfügbare digitale Sammlung von 15 Ideen für Integrationsprojekte, zeugten von der Kreativität und dem Engagement aller Beteiligten. Das Projekt kann anderen Schulen wertvolle Anregungen für eigene Initiativen geben. 52 |
success stories 2019 | leitaktion 2 Toleranz lernen » Die Herkunft ist doch uns egal. Ob Frankreich oder Senegal. Hautfarbe sagt nichts über uns aus. Schmeiß die Vorurteile raus!« Die Textzeile entstammt der selbst komponierten Projekthymne und bringt die Haltung der Erasmus+ Partner aus Deutschland, Ungarn und Spanien auf den Punkt. »Wir wollten in Zeiten, in denen der Rassismus zunimmt, Offenheit und Toleranz für unterschiedliche Kulturen, Minderheiten und Flüchtlinge fördern«, erklärt Projektleiterin Estrella Löwe-López vom Europagymnasium Kerpen. Für dieses Ziel wurden ihre Schülerinnen und Schüler nicht nur im Unterricht aktiv: Sie engagierten sich in Flüchtlingsheimen, brachten ihre Ideen bei einem Integrationsfest der Stadt Kerpen ein und stellten in selbst produzierten Videos Politikerinnen, Experten und Mitstreitern kluge Fragen zu ihrem facettenreichen Projektmotto »Wir in Europa – Zukunft gestalten!». Die Erasmus+ Schulen waren ideale Kooperationspartner. Denn auf Gran Canaria hat rund die Hälfte aller Schülerinnen und Schüler einen Migrationshintergrund, die ungarische Schule unterrichtet 70 Prozent Roma und an der Integrationsklasse einer Kerpener Hauptschule, mit der das Europagymnasium kooperierte, lernen Flüchtlingskinder aus aller Welt. Das Projekt vereinte 60 Jungen und Mädchen aus über 20 Nationen, die gemeinsam Hunderte Ideen sammelten. Sie recherchierten die Ursachen für Flucht und Vertreibung, entwickelten Unterrichtsmaterial, erkundeten die Kultur der ungarischen Roma und setzten mit einem Flashmob ein Zeichen für Toleranz. Dass ihr Erasmus+ Projekt mehr als eine spannende Schulkooperation war, erlebten die Partner im Kerpener Haus für Kunst und Geschichte, wo ihre Fotoausstellung »Auch wir sind Europa« eine festliche Premiere feierte. Über das Projekt Projekttitel Wir in Europa – Zukunft gestalten Koordinierende Einrichtung Europagymnasium Kerpen Bundesland Nordrhein-Westfalen ` Partnerschaftstyp Schulpartnerschaft Kontakt Estrella Löwe-López estrella.lopez@gmx.de Partner • Vay Ádám Gimnázium, Mezögazdasági Szakképzö Iskola és Kollégium (Ungarn) • Instituto de enseñaza secundaria Tamogante (Spanien) Projektlaufzeit 1. September 2016 bis 31. August 2019 EU-Förderung 37.350 Euro für die koordinierende Einrichtung Website www.erasmusplus.lehrer-wildenburg.de/ index.php/de | 53
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