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Im Schulleiter/-innen-Alltag hilfreiche Führungsstrukturen für sich und andere schaffen

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Wie funktioniert professionelles Führen? Das wollten 19 Schulleiter/-innen in einem Projekt der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier, Außenstelle Schulaufsicht Neustadt an der Weinstraße, und des Landesschulrates für Salzburg (Österreich) wissen. Ihre Erkenntnis: Es geht auch unkonventionell

4 | Professionelle

4 | Professionelle Führung kann sich auch unkonventioneller Methoden bedienen. Was ist anders als zu Hause? Seminare waren die eine Seite der Medaille dieses groß angelegten Projekts, Hospitationen und Eigenreflexion die andere. Die deutsche Delegation reiste jeweils sonntags nach Österreich, damit die Leiterinnen und Leiter in ihren Grundschulen nicht allzu lange ausfielen. Beim Jobshadowing verteilten sich die deutschen Schulleiter/-innen zu viert oder zu fünft auf drei Volksschulen, eine Hauptschule und eine Sonderschule. Sie führten Projekttagebücher und Kameras mit sich. Und sie bekamen Beobachtungsaufträge wie: »Notiert alle Dinge, die euch besonders gelungen erscheinen«, »Was unterscheidet sich von zu Hause?« oder »Fotografiert toll gestaltete Wandzeitungen«. Montagnachmittags und dienstags ganztägig traf die Gruppe sich zur gemeinsamen Fortbildung zu Themen des Führungshandelns. Der Abend war für Stadtführungen reserviert. Nach einer abschließenden Runde zur Reflexion am Mittwoch wurden Hausaufgaben verteilt. »Am besten gefallen hat mir, dass ich dreimal im Jahr aus dem Schulalltag herauskommen, über den Tellerrand blicken und mich selbst viel besser kennenlernen konnte, dass ich mit anderen in den Austausch kam und dann mit neuen Impulsen zurück in meine Schule kehren durfte.«, sagt Annette Jutzi von der Leibniz-Grundschule in Mainz. Beflügelt trugen die deutschen und österreichischen Leiter/-innen einen beachtlichen Schatz an Lerngeschichten, Praxisbeispielen und Impressionen zusammen. Aus diesem Fundus entwickelten sie eine Vielzahl von Materialien: Dazu gehören eine 68-seitige Broschüre mit einer Auswahl der besten Materialien, zwei digitale Versionen von 180 Seiten mit allen Materialien, mit denen am Computer und am Tablet-PC gearbeitet werden kann, und schließlich eine DVD mit der Dokumentation des Abschlussseminars unter dem Titel »Präsenz, Authentizität und Rolle erleben«.

| 5 »Am besten gefallen hat mir, dass ich dreimal im Jahr aus dem Schulalltag herauskommen, über den Tellerrand blicken und dann mit neuen Impulsen zurück in meine Schule kehren durfte.« Annette Jutzi von der Leibniz-Grundschule in Mainz Mit vier Stühlen führen In der Broschüre »Sich – andere – Schule führen« ist etwa ein ausgeklügeltes Hinweisschild abgebildet, das Leitungen helfen soll, wie sie zum Beispiel auf Störungen reagieren können. Ein anderes Praxisbeispiel handelt von der »Klarheit des Vorgesetzten in Konferenzen«. Die Leitung schafft Klarheit in Dienstbesprechungen, indem sie sich je nach Situation auf einen von vier Stühlen setzt, etwa auf den Stuhl »Aufgabenverteilung«. Das bedeutet, dass jetzt nicht mehr diskutiert werden darf, sondern konkrete Aufgaben anstehen: Wer macht was, bis wann und mit wem? Sitzt sie auf dem Informationsstuhl, werden nur Meinungen gesammelt. Hospitationen, Materialien und Seminare hätten einen »Professionalisierungsschub« ausgelöst, blickt Annette Ernst von der ADD Neustadt auf zwei Jahre Projektarbeit zurück. Die Veränderung wirke sich sowohl auf das Management der Schule als auch auf die Schulentwicklung aus. Die Leiterinnen und Leiter nähmen ihre Rolle als Führungs- kraft jetzt »umfassender« an, weil sie im Zuge des COMENIUS-Regio-Projekts Kompetenzen erworben hätten, die sie in die Lage versetzten, Mitarbeiter effizienter zu führen. »Konferenzen werden zielführender gestaltet«, so Annette Ernst. Sie bekommt Mails von Schulleitungen, die mit dem Satz anfangen: »Das Wichtigste zuerst.« Schulleitungen setzten Prioritäten, gingen aber auch humorvoll mit ihrer neu verstandenen Rolle um. Das bestätigt auch Daniel Römer, Leiter der Grundschule Nackenheim: »Ich nehme aus dem Projekt die Erkenntnis mit, dass wir länderübergreifend doch die gleichen Herausforderungen an die Schulleitungen haben – und gleichzeitig nehme ich viele Werkzeuge mit, um diesen Herausforderungen situationsgerecht zu begegnen«, bringt er seine Erkenntnisse auf den Punkt. Weitere Informationen www.fuehrung-macht-schule.eu In der Datenbank www.europeansharedtreasure. eu (mit dem Stichwort »Schulleiterinnen-Alltag« zur Suche) können die Materialien heruntergeladen werden.

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