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PAD-Jahresbericht 2022/23

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Der Jahresbericht bietet einen Einblick in die Vielzahl der Programme, die der PAD betreut. Frische Impulse erhält der deutsch-britische Austausch mit dem Start einer deutschen Koordinierungsstelle beim PAD für UK-German Connection (UKGC). Während das Erasmus-Programm auf 35 erfolgreiche Jahre seines Bestehens zurückblicken kann, hat sich die Initiative "eTwinning for Future Teachers" zum Ziel gesetzt, die Lehramtsausbildung zu internationalisieren sowie digitale Projekte mit eTwinning bereits im Rahmen der Ausbildung umzusetzen. Ebenfalls an angehende Lehrkräfte richtet sich das Fremdsprachenassistenzprogramm, das die Chance bietet, an einer Schule im Ausland im Deutschunterricht mitzuwirken - ein ehemaliger Teilnehmer erinnert sich. Außerdem berichten Lehrkräfte von ihren Erfahrungen mit Schulpartnerschaften im Programm „Schulen: Partner der Zukunft“ (PASCH) oder dem German American Partnership Program (GAPP).

Hospitationsprogramm

Hospitationsprogramm Start-ups für Deutschlernende 16 Ob vor Schülerinnen und Schülern im Klassenzimmer oder als Dozentin der Lehrkräfteausbildung: Claudia Guadalupe García Llampallas kennt beide Seiten des Deutschunterrichts in Mexiko. Sie selbst hat sich unter anderem mit dem Hospitationsprogramm des PAD fortgebildet. ie jüngere deutsche Geschichte hat Claudia Guadalupe García Llampallas immer vor Augen und zum Anfassen greifbar: Auf ihrem Schreibtisch steht ein Stück Beton jener Mauer, die von 1961 an den Ostteil Berlins von den Sektoren der Westalliierten trennte, bevor sie im Winter 1989/90 überraschend zu Fall kam. Das ungewöhnliche Souvenir brachte sie mit von einem Besuch in der Stadt just in dieser Zeit. »Den Stein habe ich selbst mit Hammer und Meißel herausgeschlagen«, sagt sie. Dass sie in den Besitz eines solchen zeithistorischen Artefakts kommen würde, konnte die junge Mexikanerin nicht ahnen, als sie wenige Wochen zuvor in Hannover eingetroffen war. 19 Jahre war sie damals alt, hatte eben die Schule abgeschlossen – und sich mit Unterstützung durch Eltern und Freunde einen Aufenthalt bei einer deutschen Familie organisiert, deren Töchter zu Schwestern geworden sind: »Geplant war, dass ich vier Monate ganz normal mit den Kindern der Familie ein Gymnasium besuche. Dass ich gleichzeitig Geschichte hautnah erlebt habe, habe ich erst nach meiner Rückkehr begriffen. Wenn ich mich daran erinnere, bekomme ich heute noch manchmal Gänsehaut«, erzählt sie. So unerwartet sie Zeugin dieser Zeitenwende wurde, so zufällig hatte sich auch ihre Begeisterung für Deutsch als Fremdsprache ergeben. Weder gab es eine familiäre Vorbelastung, noch war sie früh mit der Sprache in Kontakt gekommen. Ganz im Gegenteil: Deutsch lernte sie erst ab der 11. Klasse. Und doch gab sie dieser Fremdsprache den Vorzug, was sie ihrer »tollen Lehrerin« zuschreibt. »Frau Rudolf war mein Schicksal«, schwärmt sie noch heute. »Denn die Sprache war und ist eine Herausforderung. Aber wenn man sich einmal verliebt hat, lässt man nicht los und kann viel erreichen.« Arbeitsblätter aus 85 Unterrichtsstunden In ihrem Fall führte das folgerichtig dazu, ein Germanistikstudium zu beginnen, das sie 1992 abschloss. Anschließend begann sie als Lehrkraft an der Universidad Nacional Autónoma von México (UNAM) Deutsch als Fremdsprache zu unterrichten. Darüber hinaus konnte sie 1997 einen Master in Angewandter Linguistik abschließen. 2010 nahm sie zusätzlich eine Stelle an einer Deutschen Schule an, die sie vor ganz andere Herausforderungen stellte. »Es ist etwas anderes, mit Kindern zu arbeiten und mit ihnen die Sprache zu lernen.« Die Schule war es auch, die sie zur Teilnahme am Programm des PAD vorgeschlagen hat. So kam sie im Herbst 2012 an die Friesenschule Leer, wo sie ein »gewinnbringendes Programm« absolvierte. In insgesamt 85 Unterrichtsstunden in allen Fächern konnte sie in den drei Wochen hospitieren. »Bei allen Ähnlichkeiten und Un-

jahresbericht 2022/23 terschieden in Methodik und Didaktik war es interessant, den Unterricht in den verschiedenen Klassen zu beobachten. Am Schluss hatte ich ein sehr dickes Heft mit vielen Arbeitsblättern«, sagt Claudia Guadalupe García Llampallas. Zu dem fachlichen Zugewinn kamen die Einblicke in das Alltagsleben. »Ich bin als Teil der Gemeinschaft empfangen worden, mit Feier beim Schützenverein und Besuch bei Oma am Sonntag«, erinnert sie sich. Letzterem verdankte sie auch einen kulinarischen Ausflug der besonderen Art, nämlich das Wildschwein, die Nordseekrabben und den Aal, der sie allerdings nicht auf den Geschmack brachte, »auch wenn er lecker war«, wie sie sagt. »In meiner Vorstellung ist das so, als würde ich eine Schlange essen.« Gerade solche »DASS ICH GESCHICHTE HAUTNAH ERLEBT HABE, HABE ICH ERST NACH MEINER RÜCKKEHR BEGRIFFEN.« Zur Person Claudia Guadalupe García Llampallas, Jahrgang 1970, ist promovierte Linguistin und Generalsekretärin der Escuela Nacional de Lenguas, Lingüística y Traducción der Nationalen Autonomen Universität Mexikos. 2012 nahm sie am Hospitationsprogramm des PAD teil. Erfahrungen und Begegnungen aber sind es, die sie besonders schätzt. »Sie erlauben es, die eigene Perspektive zu wechseln, und zeigen auf, dass man nicht automatisch davon ausgehen kann, dass andere Menschen die eigenen Handlungen und Ansichten verstehen. Das setzt aber Offenheit voraus.« Aktiv in der Sprachausbildung Nach dem Abstecher in den Schulunterricht und dem zwischenzeitlichen Abschluss ihrer Promotion ist sie inzwischen an die UNAM zurückgekehrt, wo sie seit 2017 als Generalsekretärin der Escuela Nacional de Lenguas, Lingüística y Traducción (ENALLT) im Leitungsteam tätig ist. Viele der Studierenden der UNAM, die sich hier für moderne Fremdsprachen – neben Deutsch vor allem für die romanischen Sprachen und seit einigen Jahren verstärkt für Mandarin – einschreiben, wollen sich mithilfe der Sprache beruflich weiterentwickeln, an Schulen oder Universitäten unterrichten, in die Lehrplanentwicklung gehen oder Übersetzer werden. Das Interesse an einem Studium an der ENALLT ist groß. Auf 116 Plätze, die im vergangenen Jahr vergeben werden konnten, kamen mehr als 800 Bewerbungen. Hinzu kamen weitere rund 15 000 Studierende der unterschiedlichen Studiengänge der UNAM, die Kurse in Fremdsprachen oder der Nationalsprache Nahuatl an der ENALLT belegten. Um auch ihren Studierenden Auslandsaufenthalte zu ermöglichen, hat sie verschiedene Kooperationen initiiert. Dazu zählt ein Projekt zum Thema »Entrepreneurship«, das sie mit der Hochschule der Medien in Stuttgart und Partnern in Israel und Rumänien durchführt. Unter dem Motto »Mission: Enterprise« sollen die Studierenden in internationalen Gruppen Ideen für Start-ups im sozialen Bereich entwickeln. Nachdem sie bislang nur virtuell zusammenkommen konnten, fand im Juli 2022 das erste Treffen in Präsenz in Stuttgart statt. Zum »Final Pitch« kam die Gruppe anschließend an ihrer Universität in Mexiko zusammen www.youtube.com/watch?v=GVlyqVORLns. Ihrer eigenen Fortbildung dienten auch zwei Veranstaltungen im vergangenen Sommer. In München nahm sie an einem Seminar des Goethe-Instituts teil. Gemeinsam mit anderen Fortbildern aus aller Welt befasste sie sich dort vor allem mit neuen Methoden zur Planung und Durchführung von Fortbildungen. Anschließend reiste sie weiter nach Wien, wo sich Mitte August rund 3 000 Lehrkräfte aus aller Welt, die Deutsch als Fremdsprache oder Zweitsprache unterrichten, zur »Internationalen Tagung für Deutschlehrkräfte« (IDT) trafen. Dass sie dort am Stand des PAD vorbeigeschaut hat, versteht sich von selbst. Und dass sie die Zungenbrecher-Aktion, an der sich Lehrkräfte ausprobieren konnten, stolperfrei meistern konnte, verwundert angesichts ihrer perfekten Deutschenkenntnisse nicht. 17

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