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PAD-Jahresbericht 2022/23

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Der Jahresbericht bietet einen Einblick in die Vielzahl der Programme, die der PAD betreut. Frische Impulse erhält der deutsch-britische Austausch mit dem Start einer deutschen Koordinierungsstelle beim PAD für UK-German Connection (UKGC). Während das Erasmus-Programm auf 35 erfolgreiche Jahre seines Bestehens zurückblicken kann, hat sich die Initiative "eTwinning for Future Teachers" zum Ziel gesetzt, die Lehramtsausbildung zu internationalisieren sowie digitale Projekte mit eTwinning bereits im Rahmen der Ausbildung umzusetzen. Ebenfalls an angehende Lehrkräfte richtet sich das Fremdsprachenassistenzprogramm, das die Chance bietet, an einer Schule im Ausland im Deutschunterricht mitzuwirken - ein ehemaliger Teilnehmer erinnert sich. Außerdem berichten Lehrkräfte von ihren Erfahrungen mit Schulpartnerschaften im Programm „Schulen: Partner der Zukunft“ (PASCH) oder dem German American Partnership Program (GAPP).

»WIR SIND FAST WIE

»WIR SIND FAST WIE SCHWESTERN.« Deutschland Plus 28 Wie Topf und Deckel Mit den Gastgeschwistern aus dem Ausland in Kontakt bleiben: Für viele Schülerinnen und Schüler im Prämienprogramm ist das selbstverständlich. Gelegentlich entwickeln sich daraus sogar Freundschaften zwischen den Familien, wie unser Beispiel zeigt. ür das vertraute Verhältnis zwischen seiner Tochter Kaja und ihrer ehemaligen Gastschwester Alice hat Carsten Aßmann ein prägnantes Bild: »Die beiden passen wie Topf und Deckel«, sagt er schmunzelnd und erinnert sich an den Sommer vor vier Jahren. Alice, damals 16 Jahre jung und Schülerin am Thomas-Mann-Gymnasium in Prag, kam seinerzeit mit dem Programm »Deutschland Plus« des PAD für begabte Deutschlernende zwei Wochen nach Marburg. Am Gymnasium Philippinum besuchte sie den Unterricht. Und mit ihrer Gastschwester Kaja und deren Familie verstand sie sich so gut, dass der Kontakt seitdem nicht abgebrochen ist. »Es war unerwartet schön. Wir alle hatten wahnsinniges Glück«, sagt Carsten Aßmann. Dass Gastgeschwister auf Zeit bestens miteinander klarkommen und nach dem Deutschlandbesuch in Verbindung bleiben, ist das sprichwörtliche Tüpfelchen auf dem »I« in diesem Programm. »Wir sind fast wie Schwestern«, sagen Kaja und Alice heute. Ungewöhnlich ist allerdings, dass auch die Eltern sich vortrefflich verstanden und daraus eine Freundschaft zwischen den Familien erwachsen ist – gegenseitige Besuche und gemeinsame Ausflüge in andere Städte eingeschlossen. Dabei war das zunächst nicht abzusehen. Ein Schüleraustausch zuvor mit Frankreich blieb Kaja eher als Enttäuschung in Erinnerung. Und eine Schülerin im Programm »Deutschland Plus«, die die Familie bereits 2018 gerne aufgenommen hätte, musste wegen einer Erkrankung kurzfristig absagen. Dass nach diesen Anlaufschwierigkeiten doch noch aller guten Dinge drei geworden sind, ist Rainer Hermann zuzuschreiben, der seit vielen Jahren die Aufenthalte am Philippinum organisiert und sich um die Schülergruppen kümmert. »Er hat einfach nicht locker gelassen«, erinnert sich Kajas Mutter Magda Szych. So kam Alice im Sommer 2019 in die Familie.

jahresbericht 2022/23 Sprache und Sport An die künftigen Familienbande dachte damals keiner. Ganz im Gegenteil: Damit die Gastschülerinnen und -schüler während ihres Deutschlandbesuchs möglichst intensiv mit Muttersprachlern kommunizieren, sollen sie in dieser Zeit den Kontakt zu ihren Eltern knapp halten. Für das »Eintauchen« in die deutsche Sprache und Kultur sorgt überdies das dichte Programm: wochentags durch separaten Deutschunterricht und Exkursionen etwa an Orte der »Weimarer Klassik« – und an den Wochenenden als Teil der Familie und mit umfangreichem Freizeitprogramm. »Da kam keine Langeweile auf«, sagt Alice, zumal sie mit Gastschwester Kaja die Leidenschaft für Ballsportarten teilt. »Ständig Deutsch sprechen, Deutsch denken und sogar Deutsch träumen war aber ganz schön anstrengend«, erinnert sie sich. Da tat es gut, dass auch Familie Aßmann Gewohnheiten pflegt, die sie aus ihrer Prager Heimat schätzt: die regelmäßigen gemeinsam Essen und das ausgiebige Brunchen am Wochenende. So war denn schnell klar, dass der Kontakt zwischen Kaja und Alice nach zwei Wochen Marburg nicht einfach abreißen sollte. Die erste Gelegenheit für ein Wiedersehen bot ein Ausflug nach Prag im Coronasommer 2020, als Kaja ihren 18. Geburtstag feierte. Dort lernten sich auch die Eltern kennen und hatten »viel Spaß miteinander«, berichtet Carsten Aßmann. Die Sorge, dass die sprachliche Verständigung mit Familie Franz schwierig sein könnte, erwies sich als unbegründet. Denn auch Alices Mutter und Vater beherrschen Deutsch fließend. Ihre ausgezeichneten Sprachkenntnisse verdanken sie nicht zuletzt ihrer Reiselust schon in jenen Zeiten, als noch ein »Eiserner Vorhang« Europa trennte. Die DDR war seinerzeit das einzige Land, in das Bürger der damaligen Tschechoslowakei ohne Visum einreisen konnten. »So entwickelte ich eine Liebe zu der Sprache«, sagt Mutter Jitka Franzová, die sie an ihre Tochter weitergeben konnte. Dass sie auch im Fach Deutsch ihr Abitur ablegen würde, stand für Alice nicht infrage. Inzwischen studiert sie Physiotherapie an der Karls- Universität in Prag. Kaja hat sich nach einer Phase der Orientierung im vergangenen Wintersemester in Würzburg für Biomedizin immatrikuliert. In Kontakt stehen die Familien noch immer: Per Videokonferenz – und natürlich auch bei gelegentlichen Treffen. Die Strecke Marburg-Prag lässt sich für ein verlängertes Wochenende schließlich gut bewältigen. Ein gemeinsamer Kurztrip führte sie außerdem bereits nach München. Und wer weiß: Vielleicht steht demnächst Würzburg auf dem Programm? Kaja jedenfalls ist zuversichtlich, dass es bald klappt: »Spätestens dann, wenn ich denn eine eigene Wohnung gefunden habe«, sagt sie. 29 Neustart nach Corona »In meiner Heimat habe ich nicht die Freiheit, die Deutsche haben, alleine auf der Straße zu laufen oder nachts ohne große Sorgen auszugehen. Außerdem fand ich es sehr interessant, an den meisten Orten Leitungswasser trinken zu können. Ich muss sagen, dass ich die Lebensqualität in Deutschland beeindruckend finde«, staunte Preisträgerin Vivian aus Brasilien. Und die Lebensqualität war auch weitgehend zurück. Nachdem das Prämienprogramm aufgrund der Coronapandemie zwei Jahre nicht stattgefunden hatte, konnten im Sommer 2022 wieder Schülerinnen und Schüler zu den mehrwöchigen Deutschlandaufenthalten anreisen – sofern sie vollständig geimpft waren. Teilnehmende aus immerhin 56 Nationen waren dabei, die so die Gelegenheit hatten, ihre kommunikativen Deutschkenntnisse zu erproben und zu verbessern. Obgleich unter anderem in Bussen und Bahnen weiterhin Masken getragen werden mussten und Erkältungssymptome den Betreuungspersonen gelegentlich Kopfschmerzen bereiteten, da eine Coronaerkrankung unweigerlich eine unwillkommene Quarantäne nach sich ziehen würde, so genossen die Jugendlichen selbst ihren Aufenthalt in vollen Zügen. Ihre Heimreisen traten sie mit unterschiedlichsten Eindrücken, Hunderten Fotos und dem Vorsatz an, in Kontakt zu bleiben. Wie auch »vor Corona« plant mehr als die Hälfte von ihnen, zum Studium nach Deutschland zurückzukehren. Für die Planungen der Saison 2023 spielt Corona zum Glück keine Rolle mehr – das macht den Neustart vollkommen.

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