Aufrufe
vor 6 Jahren

Strategische Schulpartnerschaft zur Biotechnologie

  • Text
  • Chemie
  • Europa
  • Pad
  • Pforzheim
  • Braun
  • European
  • Strategische
  • Energien
  • Schulen
  • Schulbereich
  • Challenges
  • Sustainable
  • Staaten
Mit Erasmus+ wird eine Aula in Pforzheim zum europäischen Chemielabor. Die Johanna-Wittum-Schule in Pforzheim ist eine berufsbildende Schule in Baden-Württemberg. In der Zusammenarbeit mit Schulen in acht europäischen Ländern und einer Schule in Hamburg entstehen zahlreiche Unterrichtsmodule und Schüleranleitungen sowie ein System von Schüler-Mentoren.

4 | »Nimm die Schüler

4 | »Nimm die Schüler raus. In acht Tagen im Ausland lernen sie mehr als in vier Wochen in der Schule!« Strom aus Abfällen Die Johanna-Wittum-Schule ist ein großes berufliches Schulzentrum mit mehr als 50 Klassen und rund 1.300 Schülerinnen und Schüler. Von dieser Basis aus führt Jürgen Braun seit vielen Jahren europäische MINT-Projekte durch – früher mit COMENIUS, jetzt als Strategische Schulpartnerschaft unter Erasmus+. Bis Sommer 2017 läuft das aktuelle Projekt mit dem herausfordernden Titel »European Challenges in Sustainable Energy Production by Biotechnology«. Rund 200 internationale Austauschaktivitäten sind geplant. Im Brennpunkt stehen erneuerbare Energien aus Biogas und Bioethanol. Zusammen mit Partnerschulen aus acht weiteren Staaten will die Johanna- Wittum-Schule Bioreaktoren für die Biogas- und Bioethanol-Produktion bauen sowie innovative Lernmaterialien dafür entwickeln. Aktuell arbeiten die Schulen an einem Biogas- und einem Bioethik-Modul. Experimentell geht es darum, Biogas aus Fruchtabfällen oder Maissilage zu gewinnen. Die multimedialen Unterrichtsmodule enthalten, wie Jürgen Braun erläutert, Hintergrundinformationen, experimentelle Arbeitsanleitungen, Animationen und Arbeitsblätter für den handlungsorientierten Unterricht. Angeboten werden sie in allen Sprachen der Partnerschulen sowie in Englisch, der gemeinsamen Arbeitssprache im Projekt. Das Geheimnis europäischer MINT-Projekte Damit das gelingt, ist europäische Arbeitsteilung angesagt: Die Unterrichtsmodule wurden in Litauen ausgearbeitet, aber in Pforzheim evaluiert und getestet. Für das Ethik-Modul kooperieren die Schulen aus Österreich, der Tschechischen Republik und der Slowakei besonders eng. Der Prozess der ethischen Entscheidungsfindung im Biotechnologie-Projekt wird von geschulten Schülermentoren angeleitet, die internationale Teams moderieren. Das Konzept der Schülermentoren stammt bereits aus einem früheren Projekt. »Der Begriff Schülermentor ist aufgrund der hohen Verantwortung absolut gerechtfertigt«, meint Jürgen Braun. Auf das Ethik-Modul legen die Projektschulen großen Wert, weil »Grüne Biotechnologie« trotz ihrer hohen Bedeutung für die Volkswirtschaft gesellschaftlich umstritten ist. Der Grund: »Die Produktion von Biogas und Bioethanol beansprucht rund zwölf Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland. In anderen Teilen der Welt hungern die Menschen«, erklärt Jürgen Braun. So kommt es, dass die Schülerinnen und Schüler bei ihren Projekttreffen nicht nur gemeinsam experimentieren, sondern auch über die Bioethik-Module diskutieren. Hier vergleichen sie nationale mit europäischen

| 5 Bei den europäischen Projekttreffen wird auch gemeinsam experimentiert. Zielen und suchen nach Erklärungen, weshalb der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung in den Staaten der EU unterschiedlich groß ausfällt. »Das Geheimnis europäischer Kooperationen beruht auf der sinnvollen Verteilung vielfältiger Aufgaben im Projekt«, sagt der Biotechnologie-Lehrer. Die Partner würden dabei ihre unterschiedlichen Fähigkeiten einbringen und »gemeinsam schaffen, was die einzelne Partnerschule niemals erreichen könnte«. Strahlt überregional aus Jürgen Braun ist überzeugt: Nur mit handlungsorientierten Ansätzen lassen sich Schülerinnen und Schüler für Naturwissenschaften begeistern. Der enorme Einsatz für Biotechnologie in Pforzheim strahlt auch überregional aus. Die Presse berichtet regelmäßig über eine Aula, die sich in ein naturwissenschaftliches Labor mit internationalen Gästen verwandelt. Als Referent für biotechnologischen Unterricht multipliziert Jürgen Braun in der Lehrerfortbildung sein Wissen weit über die Grenzen Baden-Württembergs hinaus. Ausleihbare Experimentiersets zum Thema »Genetischer Fingerabdruck«, das in den Lehrplänen aller Länder steht, gehen inzwischen in die ganze Republik. Für die meisten Schülerinnen und Schüler ist die Teilnahme an europäischen Biotechnologie-Projekten ein »Trigger«, ein Auslöser, später etwas mit Naturwissenschaften im Beruf zu machen: »Die internationale Erfahrung fördert das Selbstbewusstsein, wenn man sieht, dass Schüler aus anderen Ländern auch nur mit Wasser kochen«, resümiert Jürgen Braun. So nimmt er auch in Zukunft Schülerinnen und Schüler aus ihren Klassen heraus und tourt mit ihnen durch Europa, um den Zielen der Agenda »Europa 2020« ein Stück näher zu rücken.

Publikationen

Folgen Sie dem PAD