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Success Stories 2018

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Die Broschüre stellt 16 Projekte aus dem Schulbereich vor, die 2018 abgeschlossen wurden. Sie wurden aufgrund ihrer besonderen Qualität vom PAD als "Success Story" ausgezeichnet. Sie können die Broschüre kostenlos im Webshop des PAD bestellen: https://www.kmk-pad.org/success_stories_2018

Erziehung zur Toleranz

Erziehung zur Toleranz Über das Projekt Projekttitel Humanity first! How to teach tolerance and reduce prejudices shown by students with special needs Koordinierende Einrichtung Hans-Verbeek-Schule, Euskirchen Bundesland Nordrhein-Westfalen ` Partnerschaftstyp Schulpartnerschaft Kontakt Daniel Klaus daniel.klaus80@googlemail.com Partner Osnovna škola Nad lipom (Kroatien) Projektlaufzeit 1. September 2015 bis 31. Oktober 2017 EU-Förderung 34.330 Euro für die koordinierende Einrichtung Website https://twinspace.etwinning.net/ 13164/home Menschen mit Behinderung erleben oft, wie verletzend Vorurteile sind. Dass sie dieses Gefühl nicht gegen eigene Ressentiments wappnet, beobachteten die Lehrkräfte der Hans-Verbeek-Schule Euskirchen, die den Schwerpunkt geistige Entwicklung hat. Deshalb fragte sich das Kollegium: Wie können wir unseren Förderschülern abstrakte Begriffe wie »Vorurteile« und »Toleranz« erklären? Wie gelingt es uns, sie für eine wertschätzende Haltung gegenüber Minderheiten und Andersdenkenden zu sensibilisieren? Gemeinsam mit ihrer kroatischen Partnerschule entwickelten die Euskirchener dazu mehrere Unterrichtsmodule. Wie fühlt es sich an, mit verbundenen Augen ein Glas Wasser einzuschenken? Erfahrungen wie diese machten den Schülerinnen und Schülern bewusst, wie meisterhaft blinde Menschen ihren Alltag meistern. Denn wer in die Haut eines anderen schlüpft, ist weniger anfällig für Vorurteile. Als die Jugendlichen eine Liste von Berufen den Porträts von Menschen zuordnen sollten, waren sie verblüfft, wie oft sie daneben lagen. Dass eine Frau mit Kopftuch selbstverständlich Ärztin sein kann, war für viele ein Aha-Erlebnis. Wie wohltuend es ist, respektvoll und vorurteilsfrei aufgenommen zu werden, erlebten die deutschen Schülerinnen und Schüler bei ihrem Besuch in Kroatien. Wozu Intoleranz dagegen führen kann, wurde ihnen beim gemeinsamen Besuch von Gedenkstätten deutlich: zur Erinnerung an den jugoslawischen Bürgerkrieg in Kroatien und an die Judenverfolgung im deutschen KZ Buchenwald. Thematisieren, reflektieren und erleben – dieses Konzept, so das Fazit der Lehrkräfte, hat eine offenere, respektvollere Haltung der Projektschülerinnen und -schüler gefördert. 28 |

success stories 2018 | leitaktion 2 Begründung für die Auszeichnung Im Rahmen des bilateralen Projekts einer deutschen und einer kroatischen Förderschule hatten zahlreiche Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, sich im Austausch mit ihren Partnern der Bedeutung von Andersartigkeit und Gemeinsamkeiten bewusst zu werden und die Gefahr von Vorurteilen gegenüber Minderheiten zu erkennen. Dabei haben die Lehrkräfte beeindruckende und übertragbare Ergebnisse erarbeitet, die an beiden Schulen erfolgreich erprobt wurden und in die zukünftige Unterrichtsplanung einbezogen werden. Das sehr gelungene Endprodukt, ein modular aufgebautes Unterrichtskonzept zum Thema »Vorurteile, Ausgrenzung und Toleranz« steht interessierten Lehrkräften auf Englisch, Deutsch und Kroatisch zur Verfügung. Die vielfältigen Unterrichtsmaterialien sind auf der Projektseite und der deutschen Plattform für Sonderpädagogen »gpaed« zum Download verfügbar. Eine nachhaltige Wirkung des Projekts ist daher nicht nur an den beiden direkt beteiligten Schulen, sondern auch darüber hinaus zu erwarten. nachgefragt bei Daniel Klaus Welche Herausforderungen kennzeichneten das Projekt? Um an unserer Schulform zu den Themen »Vorurteile« und »Toleranz« arbeiten zu können, mussten wir die erforderlichen Verständnisgrundlagen schaffen. Dazu war es nötig, ganz grundlegend zu beginnen. Es war auch wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler lernten, ihre Emotionen in Worte zu fassen, was zu Beginn nicht vorausgesetzt werden konnte. Entscheidend war, dass es uns Lehrkräften gelang, Anknüpfungspunkte zu ihrer Lebenswelt und ihren eigenen Erfahrungen zu finden und die Inhalte emotional erfahrbar zu machen. Wie hat sich die Haltung der Schülerinnen und Schüler im Projektverlauf verändert? Sie haben schrittweise gelernt, dass sich aufgrund des Aussehens, der Herkunft oder der Religion einer Person keine Rückschlüsse auf deren innere Werte, Eigenschaften oder sozialen Status ableiten lassen. Sie waren zunehmend in der Lage, Vorurteile zu erkennen und zurückzuweisen. Wir hatten den Eindruck, dass sie im Laufe des Projektes offener und selbstbewusster geworden sind. Bei den gegenseitigen Besuchen mit unserer Partnerschule entstanden so auch trotz der Sprachbarriere schnell Freundschaften. Das war für alle Beteiligten eine intensive und bereichernde Erfahrung. Welche Anregungen bietet das Projekt anderen Förderschulen? Das Projekt soll dafür sensibilisieren, dass auch unsere Schülerinnen und Schüler im Alltag mit Vorurteilen und stereotypen Zuschreibungen konfrontiert werden. Meist sind sie nicht in der Lage, diese zu reflektieren oder zurückzuweisen. Wir hoffen, dass unser Projekt Kolleginnen und Kollegen dazu motiviert, an ihren Schulen ebenfalls den Raum zu schaffen, um mit Schülergruppen zu diesem Thema zu arbeiten. | 29

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